Königtein (kw) – Dunkelblaue Uniformen, wohin das Auge reicht, frisch polierte rot-weiße Einsatzfahrzeuge und eine surrende Hightech-Drohne am Himmel. Wer am Freitagabend vor dem Haus der Begegnung vorbeikam, der staunte nicht schlecht und bekam sofort auch einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Feuerwehren im Hochtaunuskreis. Denn die waren an Königsteins größter Veranstaltungsstätte zu ihrer jährlichen Versammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Hochtaunus zusammengekommen und hatten diesen Anlass gleich mit einer kleinen Leistungsschau für die geladenen Gäste aus übergeordneten Feuerwehrverbänden und aus der Landes- und Kommunalpolitik verbunden.
Und die Feuerwehren sind – durchaus zu Recht – stolz auf ihre Leistungen und die hohe Wertschätzung, die ihnen entgegengebracht wird. Um das Modell der freiwilligen Feuerwehren „beneidet uns die Welt“, sagte Verbandsvorsitzender Norbert Fischer in seinem Eröffnungsgruß. Er nannte den Bevölkerungs- und Zivilschutz als eine der wichtigsten Aufgaben, was auch das Bundesinnenministerium zuletzt wieder betont hatte, und die Bürger hätten ein Recht darauf, sich darauf verlassen zu können. Die Rolle der Feuerwehr als einer engagierten, kompetenten und starken Einheit sei insofern ein wichtiger Bestandteil der Sicherheitsarchitektur im Land und im Kreis. Ebenso betonte Fischer das kameradschaftliche Verhältnis zu anderen Hilfsorganisation.
Politik lobt und unterstützt
Königsteins Erster Stadtrat Jörg Pöschl (CDU) hatte in Vertretung der erkrankten Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko, die als Mitglied des Feuerwehrvereins in ihrer Heimatstadt Bad Vilbel gerne persönlich anwesend gewesen wäre, dankte der Königsteiner Wehr Mitte gemeinsam mit dem Kreisfeuerwehrverband für die Organisation der Versammlung. Und er lobte – als Erster von vielen an diesem Abend – quasi mit Blick auf die „Narben“ am nahen Altkönig, dass die Zusammenarbeit aller Feuerwehren des Kreises beim Großbrand im Juni 2021 ein „Paradebeispiel“ gewesen sei: „Wenn nicht alle so konzertiert agiert hätten würde der Altkönig heute anders aussehen.“ Pöschl vergaß auch nicht das Lob des Kreisfeuerwehrverbandes für die modernen Feuerwehrhäuser in Falkenstein und Schneidhain zu erwähnen. Einen ähnlichen Neubau plane die Stadt mit der Feuerwehr in den nächsten Jahren auch in Mammolshain. „Das ist Geld, das wir gerne investieren, auch wenn es immer schwieriger wird.“
Landrat und Brandschutzdezernent Ulrich Krebs (CDU) hob auch den Beitrag der Feuerwehr zum Umwelt- und Naturschutz sowie für die Gesellschaft und die Jugendarbeit hervor und adelte sie sogar „als die letzte Infrastruktur in kleineren Orten, die noch funktioniert.“ Darauf, dass diese mehr und mehr verloren geht, habe die Politik „bisher keine Antwort“, so Krebs, der auch die Investitionen des Kreises in diese Infrastruktur hervorhob, etwa das neue Gefahrenabwehrzentrum in Oberursel Mitte, den anstehenden Neubau der Feuerwache in Usingen mit Atemschutzübungsanlage und die getätigten Anschaffungen von modularen Gerätewagen zur Waldbrandbekämpfung, aber auch für Hochwasserlagen und Evakuierungen. Aber er bat angesichts knapper finanzieller Mittel der öffentlichen Hand auch um Verständnis, bei Investitionen „in den nächsten Jahren die Prioritäten deutlicher setzen zu müssen“.
Die Landtagsabgeordnete Elke Barth (SPD) brachte das „Respektpaket für Einsatzkräfte“ der Landesregierung ins Gespräch, was mit einer besseren Ausstattung, mehr Wertschätzung und einer höheren Entschädigung bei einem tätlichen Angriff während eines Einsatzes verbunden ist. Mit der Aussage „Ich kenne nichts, was unanständiger ist“ war ihr der Applaus der Feuerwehrleute gewiss. Die Landtagskollegen Holger Bellino (CDU), der als Stellvertretender Kreisvorsitzender dem Deutschen Roten Kreuz zugetan ist, lobte den Katastrophenschutz der Feuerwehren als „flächendeckend perfekt organisiert“ und Sebastian Sommer (CDU), in der Jugendfeuerwehr selbst engagiert, drehte die Parole der Feuerwehr um: „Wenn die Feuerwehr mich ruft, bin ich gerne für sie da – als aktiver Fürsprecher in der Landespolitik.
Jahresbericht
Verbandsvorsitzender Norbert Fischer zeichnete in seinem Bericht des Jahres 2023, in dem der Kreisfeuerwehrverband auch sein 50-jähriges Bestehen feierte, die gute Situation der Feuerwehren im Kreis hervor: „Wir sind im Hochtaunuskreis absolut gut aufgestellt.“ Er erinnerte aber auch an den permanent notwendigen Dialog mit der Politik, um dort um Verständnis für die Belange, Bedürfnisse und eben Unterstützungsmaßnahmen für die Feuerwehr zu werben.
Fischer, der in diesem Jahr seit 30 Jahren gewähltes Vorstandsmitglied ist, lobte auch die Zusammenarbeit mit Feuerwehr Bad Homburg und ihrem Leiter Daniel Guischard, die trotz ihres Sonderstatus die Kreisfeuerwehren immer wirkungsvoll unterstützt haben. Ein Sonderlob ging an Kreisbrandinspektor Carsten Lauer, der sich als Vorsitzender des Fachbereichs Ausbildung im Deutschen Feuerwehr Verband große Verdienste um die Ausbildung der Feuerwehrleute gemacht hat. Auch die Kreisjugendfeuerwehrleitung mit dem im Vorstand zuständigen Jugendfeuerwehrwart Maximilian Böttrich fand positive Erwähnung – die Jugendfeuerwehren leisteten hervorragende Arbeit und die Zahl der Minifeuerwehren steige permanent weiter.
Lauer selbst hatte in seinem Bericht im Nachgang die Zahlen parat. Der Kreisfeuerwehrverband hatte 2023 genau 2.176 Einsatzkräfte, darunter 335 weibliche, was „eine sehr gute Quote und ein integraler Besatandteil unseres Konzeptes“ sei. Diese mussten 3.440 Einsätze leisten (satte 30 Prozent mehr als im Jahr zuvor), was vor allem durch Starkregenereignisse bedingt war. Auch an den Lehrgängen und Seminaren hatte es deutlich mehr Teilnehmende aus dem Hochtaunuskreis gegeben, bei Landeslehrgängen waren es fast 50 Prozent mehr. Das wiederum belegt, dass die Feuerwehrleute einiges Engagement mitbringen, um auf dem Laufenden zu bleiben und sich fit für wachsende und sich ändernde Herausforderungen zu machen
Mit der Ausbildung werden die Weichen gestellt für eine lange und erfolgreiche Karriere bei der Feuerwehr. Für solche gab es am Abend noch drei besondere Ehrungen. Andreas Lang von der Feuerwehr Usingen-Eschbach erhielt den Ehrenkranz in Gold des übergeordneten Nassauischen Feuerwehrverbandes, der Ehrenkranz in Silber wurde Manfred Desor und Jürgen Wulf (beide Feuerwehr Bad Homburg) verliehen.
Begeisternde Technik
Zurück noch einmal zur Feuerwehr-Drohne. Die hat der Kreis auch mit der Erfahrung des Brandes am Altkönig in diesem Frühjahr für die Feuerwehr in Schmitten angeschafft. Dort gibt es ein Team aus zehn Personen mit der entsprechenden Fachkompetenz (ein Kollege arbeitet bei der Flugsicherung), um die Drohne – insbesondere bei der Waldbranddetektion und in der Personensuche – einzusetzen. Am HdB präsentierten Lukas Ries und Daniel Mattke die sehr beeindruckenden Funktionen und Ausstattungen der Drohne.
Tests mit der Schmittener Jugendfeuerwehr im Wald zeigten, dass sich die Jugendlichen so gut verstecken konnten, dass sie von den Bodensuchenden aus 6 Metern Abstand nicht gesehen wurden, wohl aber von der Drohne am Himmel mit ihrer Wärmebildkamera.
Mit einem Fadenkreuz-Laser an der Drohne können die Experten bis zu einer Entfernung von 600 Metern nicht nur auf den Dezimeter genau den Abstand zu einem Punkt bemessen, sie können am Boden auch eine Fläche abstecken, um zum Beispiel die Ausdehnung eines Brandes einschätzen zu können. Per QR-Code werden dann die genauen Koordinaten eines Suchpunktes an die Einsatzabteilung am Boden gesendet, die sich dann per Google Maps exakt zu dieser Stelle navigieren kann. Zudem sendet die Drohne ein Signal an Hubschrauber und Flugzeuge aus, damit deren Piloten gewarnt sind. Nur eines kann die Super-Drohne noch nicht: Selbstständig Hindernissen oder anderen Flugkörpern ausweichen. „Das machen wir vom Boden aus auf Sicht und ziehen sie dann ein Stück herunter“, sagt Lukas Ries und bewegt das Fluggerät mit dem Cursor seiner Fernbedienung nach unten, bis es exakt mittig auf dem kaum einen Quadratmeter großen Landeplatz vor dem HdB wieder am Boden ankommt. Allein diese Demonstration beweist: Die Feuerwehr ist ganz sicher im digitalen Zeitalter angekommen.