Förderkreis der Städtepartnerschaft lockt mit zahlreichen Aktivitäten

Von links nach rechts: Anne Keller (Schriftführerin), Wolfgang Riedel (Vorsitzender), Thomas Mann, Patricia Galfré-Danielzik (Stellvertreterin), Alex Hees (Stellvertreter) und Klaus Rätz (Schatzmeister). Foto: privat

Königstein (pu) – 75 Mitglieder und Freunde des Förderkreises der Städtepartnerschaft e.V. waren der Coronaangst zum Trotz der jüngsten Einladung zur Jahreshauptversammlung in den von Lena Abtt und Martina Riedel frühlingshaft dekorierten Raum Altkönig des Hauses der Begegnung gefolgt. Neben Bürgermeister Leonhard Helm und 1. Stadtrat Jörg Pöschl (beide CDU) sowie Vertretern aus Lokalpolitik und Vereinen begrüßte Vereinsvorsitzender Wolfgang Riedel noch den Ehrenvorsitzenden Dr. Reinhard Siepenkort mit seiner Frau Marie-Charlotte, die amtierende Lavendelköngin Nina I. mit ihrer Mutter und den Vorsitzenden der Europa Union Hessen, Thomas Mann (CDU).

Ein Vierteljahrhundert, von 1994 bis 2019, machte Letzterer sich als Abgeordneter im Europaparlament und Spitzenkandidat zu den Europawahlen 2009 im Wahlbezirk als „Mister Europa“ einen Namen. Nach wie vor wirbt er unermüdlich für das europäische Projekt. Den Versammlungsabend des Förderkreises bereicherte er mit einem Vortrag unter der Überschrift „Frankreich – Eine beispiellose Protest- und Streikbewegung erschüttert unser Nachbarland. Was sind die Ursachen und was kann die EU daraus lernen?“

Protest und Reaktion

Im Mittelpunkt standen die im November 2018 erstmals stattgefundenen „Gelbwesten-Demonstrationen“. Unter den zum Start zusammengekommenen 300.000 Menschen seien viele gewesen, die zuvor noch nie demonstriert hätten. Ihr Protest wendete sich gegen eine von Präsident Emmanuel Macron zur Finanzierung und Durchsetzung der Energiewende in Frankreich geplante höhere Besteuerung fossiler Kraftstoffe, insbesondere Diesel. Im späteren Verlauf wurden weitere Forderungen aufgestellt, etwa die Senkung „aller Steuern“, die Anhebung des Mindestlohns und der Renten sowie die Einführung eines „basisdemokratischen“ RIC (référendum d’initiative citoyenne), mit dem die politischen Belange stärker direkt mitgestaltet werden sollen.

Mann stellte in diesem Zusammenhang vor allem die Reaktion von Frankreichs Staatspräsident Emanuel Macron auf diese Herausforderungen heraus. „Er geht in Krisenbereiche hinein, nimmt sich Zeit, spricht mit den Leuten, hört ihnen zu, gesteht eigene Fehler ein und verwandelt in Lösungen!“ Diese Handhabung hebe sich wohltuend von der vieler anderer Politiker ab und diene als Beispiel, Konflikte zu bewältigen. „Man muss den Menschen zuhören, sagen, was konkret verändert wird und Zeitpläne aufstellen, damit man sich daran messen lassen kann!“ Das böte der Politik „eine riesengroße Chance“. „Wir müssen außerdem über Gewichtungen nachdenken, klares Profil und Position zeigen, ohne andere zu deformieren!“ Im Ergebnis sei in Frankreich vorerst unter anderem auf die umstrittene Erhöhung des Rentenalters von 62 auf 64 Jahre ebenso verzichtet worden wie auf die Erhöhung der Ökosteuer. Mit der im Gegensatz dazu umgesetzten Aufstockung der Schulklassen ziele Macron allem voran auf ein Ende der Armut in Problemvierteln, in der Gesamtheit treibe er die Reformpolitik sukzessive voran.

Zusammenarbeit

Im weiteren Verlauf seines Vortrags kam Thomas Mann auf den 2019 von Angela Merkel und Emmanuel Macron unterzeichneten Vertrag von Aachen über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration zu sprechen, der an den 1963 geschlossenen Élysée-Vertrag anknüpft und insgesamt auf die Wichtigkeit der französisch-deutschen Zusammenarbeit. „Wir müssen Europa zusammenhalten, weil Europa für unsere Gesellschaft und für jeden Einzelnen von uns wichtig ist. Deutschland spielt hierbei eine führende Rolle, derer wir uns noch mehr bewusst werden müssen. Auch die lebendigen Städtepartnerschaften so wie hier in Königstein leisten ihren wichtigen Beitrag für den Zusammenhalt“, so der Vorsitzende der Europa Union Hessen abschließend.

Nicht minder an diesem Abend von Interesse die Rechenschaftsberichte des Vereinsvorsitzenden und des Schatzmeisters Klaus Rätz. Sage und schreibe 24 Veranstaltungen, Aktionen oder Wanderungen führte der emsige Förderkreis der Städtepartnerschaft im abgelaufenen Jahr durch, angefangen vom Neujahrsempfang bis zur Teilnahme am Weihnachtsmarkt. Ein Drittel davon sind acht Tageswanderungen beziehungsweise Ausflüge, für deren Planung und Organisation das achtköpfige Team mit Heinz und Gudrun Alter, Brigitte und Dr. Oskar Mayr, Lena Abtt und Detlef Goepel-Abtt, Johannes Machhaus sowie Wolfgang Riedel verantwortlich zeichnet. Nicht zu vergessen das gemeinsame Pflegen der französischen Sprache für die Mitglieder durch Chantal Irmen und Ingrid Behret.

Keine Beanstandungen auch beim Kassenbericht, Stefan Seidel und der zweite Kassenprüfer Alexander Freiherr von Bethmann bescheinigten dem Kassierer eine ordnungsgemäße Arbeit und stellten den Antrag auf Entlastung des Vorstands. In diesem Zusammenhang erwähnenswert, künftig gilt die neue Satzungs-Regelung, dass Einladungen per E-Mail erfolgen und lediglich 37 Mitglieder ohne E-Mail-Account noch per Post informiert werden. Wolfgang Riedel begründete diese Maßnahme mit erheblicher Portoersparnis.

Das von Detlef Goepel-Abtt vorgestellte Wander- und Kulturprogramm 2020 verspricht zum wiederholten Mal große Abwechslung, sei es durch eine „sagenhafte Führung“ durch die Limburger Altstadt, Ockstädter Kirschblüten-Wanderungen, die traditionelle deutsch-französische Wanderwoche in Mutters, einen Ausflug zu den Salzwerken in Bad Nauheim oder die Teilnahme mit einem „französischen Stand“ während des Sommer- und Weinfestes der Chorgemeinschaft 1860. Weitere Höhepunkte werden das Lavendelfest und die Teilnahme am Umzug des 70. Königsteiner Burgfestes sein.

Der besondere Versammlungsrahmen bot sich geradezu an, fünf Vereinsmitglieder für langjährige Treue herauszuheben. Seit drei Jahrzehnten sind Karin und Frans van der Stel mit von der Partie, zehn Jahre mehr Inge Israel und Christel Strabel und Christoph Weber seit 45 Jahren. Bürgermeister Leonhard Helm richtete ebenfalls ein paar Worte an die Anwesenden und dankte Vorstand und Komitee für die geleistete Arbeit im Sinne der Völkerverständigung. Gerhard Hablizel überbrachte die besten Grüße des Falkensteiner Partnerschaftskomitees und betonte die gute Zusammenarbeit beider Vereine. Ein finales Sahnehäubchen setzte Antje Strecker auf die Veranstaltung durch ein humoriges Gedicht aus „der Perspektive einer Nutzerin“. Der komplette Text steht ebenso auf der Homepage des Vereins www.staedtepartnerschaft-koenigstein-lecannet.de wie weitere Details zum Jahresprogramm.



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