Förderverein Kurbad steht vor der Auflösung

Königstein
(hmz) – Der ein Jahrzehnt lang währende engagierte Einsatz aller Aktiven wäre für den Förderverein Kurbad Königstein eigentlich ein Grund, bislang Erreichtes entsprechend zu feiern. Das Gegenteil ist der Fall. Im Rahmen einer außerordentlichen Mitgliederversammlung wurde die Auflösung des Vereins beschlossen. Nach dem Votum bedürfe es nur noch einer Formalie, dann sei der Förderverein Geschichte. „Wir können nur immer wieder betonen, dass wir Freunde des Kurbads sind“, so Rainer Kowald, der seit der Gründung des Fördervereins im Jahr 2012 den Vorsitz hat, im Vorfeld der Versammlung gegenüber der Königsteiner Woche. „Die aktuellen Entwicklungen zwingen uns zu diesem konsequenten Schritt.“ Ganz überraschend ist dieser allerdings nicht, bereits im Mai hatten die Mitglieder über dieses Vorhaben diskutiert. Damals noch mit der Maßgabe, diesen Plan noch einmal zu überdenken. „Ein weiteres Signal zu diesem Thema ist seitdem nicht erfolgt und so bleibt uns leider nur diese schwere Entscheidung, dass es für den Verein keine Zukunft gibt“, so Kowald weiter. Ein Grund gab wohl hierfür den Ausschlag: In der Vergangenheit lief die Kommunikation mit der jetzigen Geschäftsführung der Kur GmbH wohl nicht nach Wunsch.

Wenig Kooperation

„Wir hatten mehr und mehr den Eindruck, dass unser Wunsch nach mehr Zusammenarbeit weitgehend ignoriert wurde“, so der Vereinsvorsitzende, der als ehemaliger Geschäftsführer der Kur GmbH (1977 bis 2001 und von 2007 bis 2008) in dieser Funktion auch die Taunus-Touristik (2001 bis 2007) leitete. Seine Kenntnisse über Zusammenhänge und Möglichkeiten sind die Grundlage seiner kritischen Haltung. Er nannte Beispiele: „Gerne hätten wir uns seinerzeit an den Vorbereitungen und der Durchführung des 40-jährigen Jubiläums des Kurbads im Jahr 2017 beteiligt, wir wurden hierzu nicht eingeladen und waren am Jubiläumstag 12.6.2017 nur mit einem Info-Stand dabei.“ In all den Jahren seien die Aktiven stets bemüht gewesen, sich mit dem Bürgermeister und dem Geschäftsführer der Kur GmbH auszutauschen. „Dabei wurde immer wieder beteuert, dass wir Informationen erhalten für die Weitergabe an die Mitglieder, was zuletzt Werbung für das Kurbad gewesen wäre. Leider konnten diese guten Vorsätze in den letzten Jahren nicht eingehalten werden“, so Kowald weiter.Ein weiterer Faktor sei die Tatsache, dass der Verein seit zwei Jahren nichts mehr investieren könne.

Das habe Konsequenzen: „Ein Förderverein mit Gemeinnützigkeit kann nur etwas bewegen, wenn er wirklich fördern kann. Er muss sich dabei strikt an die Satzung halten und diese schreibt vor, dass ein Verein keine Gewinne machen darf. Eine Anhäufung von Mitgliedsbeiträgen und Spenden ist nicht zulässig“, erläutert Kowald. Da die Kur GmbH auch keine Schwimmkurse mehr anbiete, eine Sanierung nicht in Sicht sei und damit Investitionsmöglichkeiten für den Verein ausblieben, gebe es nur die Möglichkeit, den Förderverein aufzulösen.

Andernfalls drohe die Aberkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt. Was der Verein in den letzten Jahren bewirkt habe, war Thema während der Mitgliederversammlung: im Fokus die Info-Fahrt des Fördervereins in das Freizeitbad „Rheinwelle“. Der Aufsichtsrat der Kur GmbH und der Magistrat waren dazu eingeladen. „Diese Einrichtung schreibt schwarze Zahlen, was wir besonders interessant fanden. Vorausgegangen waren Gespräche unseres Vorstandsmitglieds Prof. Dr. Urban sowie von Ulrich Richter und Bürgermeister Helm anlässlich eines Besuches bei der Sporthochschule Köln bei Prof. Wilhelm Bloch.“ Die Teilnehmerzahl an dieser Fahrt sei leider sehr gering gewesen, aber die Besichtigung, die Gespräche und Zahlen durch Geschäftsführer Dirk Osterhoff waren wohl überzeugend. Dessen Empfehlung: Investitionen in die Sauna – so könnte der defizitäre Badebereich ausgleichend finanziert werden.

Eine angedachte Einladung von Geschäftsführer Osterhoff nach Königstein sei nicht umgesetzt worden.

In den folgenden Jahren habe sich der Förderverein für die Attraktivitätserhöhung beim Kurbad eingesetzt und plädierte für den Bau einer Panorama-Sauna. Dafür sollte der Ruheraum im dritten Obergeschoss umgebaut werden. „Lage und Blick wären dafür einfach einmalig und würden nach Ansicht des Vereins zu mehr Gästen führen“, so die Begründung. Immer wieder habe der Verein den Beginn der fälligen Badsanierung angemahnt. Mit dem Verkauf des Biesten-Geländes durch die städtische Grundstücks- und Verwaltungs-GmbH sei ein wichtiger Schritt getan worden. Der Plan: das Areal an einen Investor zu verkaufen und das Geld dafür in die Sanierung des Bades zu stecken. „Wir haben Gespräche mit den Königsteiner Kommunalpolitikern geführt und ein Ideen-Konzept für das Kurbad in Verbindung mit der zu erwartenden Bebauung des Nachbargrundstücks Biesten erarbeitet.

Auch der Kontakt zu einem möglichen Investor für die Umsetzung der Ideen wurde durch uns hergestellt“, so Kowald, der in diesem Zusammenhang von einer unendlichen Geschichte spricht. Allerdings plädiert auch er für eine vernünftige städtebauliche Lösung.

Werbung für das Kurbad

Kommt es zu einer Auflösung des Fördervereins, muss das Kurbad in Zukunft auf zahlreiche Investitionen und Aktivitäten, wie sie bisher geleistet wurden, verzichten. Dazu zählen unter anderem auch die Werbung für das Kurbad und vielfältigen Presseaktivitäten. Die bisherige Finanzierung von Schwimmkursen für Kinder aus sozial schwachen Familien durch den Förderverein müsse neu überdacht werden. „Hierfür gibt es den Vorschlag, das Vereinsvermögen, das an die Stadt geht, dafür einzusetzen.“

Rainer Kowald listet einige der Investitionen auf: Beteiligung an der Anschaffung eines Defibrillators, Anschaffung eines Schwimmfloßes und die eines Haspelwagens zur Absperrung der Bahnen sowie die Ausstattung des Geräteraums für das Schulschwimmen der DLRG. Zum Vereinsleben gehörten unter anderem die Teilnahme an Info-Veranstaltung des Finanzamtes in Sachen Gemeinnützigkeit und die Beteiligung an der jährlichen Veranstaltung „Kinder im Park.“ Der Vorstand habe seine Entscheidung zur Auflösung des Vereins nicht leichtfertig getroffen. Hinreichend zwingende Gründe hätten dafür erst die Voraussetzung geschaffen. Das Bedauern darüber sei groß, zumal der Verein im Gründungsjahr durchaus optimistisch an die Arbeit gegangen sei.

Als die Stadtverodnetenversammlung vor zehn Jahren die Sanierung des Kurbads beschlossen habe, war das auch gleichzeitig die Geburtsstunde des Fördervereins, ausgestattet mit dem Auftrag, durch seine Aktivitäten die Bemühungen der Stadt zu unterstützen. Diese Ära ist nun zu Ende.

Der Vorstand verabschiedet sich, v.l.n.r.: Rainer Kowald, Thilo Kruse, Marlies Zierlein, Anke John, Günter Kalich und Reinhold Siegbert.
Foto: Privat



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