Freundschaften zwischen den Völkern als Band des Friedens

Königstein
(wg) – Statt französischer Trikolore – blau und gelb allenthalben. Der Förderkreis der Städtepartnerschaft e.V. setzte nicht nur mit der Farbwahl von Dekoration und Blumenschmuck ein deutliches Zeichen der Solidarität mit der Ukraine.

Deutlicher als gerade jetzt hat wohl keiner der Anwesenden in den letzten 50 Jahren die Wichtigkeit von Verständigung, Vertrauen und Partnerschaft empfunden. Der Krieg gegen die Ukraine blieb das bestimmende Thema des Vormittags, aber auch die Gewissheit, durch Engagements wie die Städtepartnerschaft einen aktiven Beitrag für den Frieden in Europa zu leisten.

Die anlässlich des Frühlingsempfangs vorgenommene Spendensammlung erbrachte einen Betrag in Höhe von 1.000 Euro, die in diesem Jahr der Ukraine Hilfe Königstein zugutekommen werden.

Wolfgang Riedel, Vorsitzender des Förderkreises der Städtepartnerschaft Königstein-Le Cannet, erinnerte in seiner einführenden Rede daran, dass „der Frieden, in dem wir hier seit fast 77 Jahren leben, nicht selbstverständlich ist“.

Es ist erst hundert Jahre her, dass Frankreich als „der Erbfeind“ galt, immer wieder erschütterten kriegerische Auseinandersetzungen das Verhältnis der beiden Nachbarstaaten zueinander.

Was Charles de Gaulle und Konrad Adenauer ab 1963 angestrebt hatten – eine freundschaftliche Kooperation der beiden Staaten, auch auf privater Ebene – das wurde seit 1972 in Königstein und Le Cannet mit Leben gefüllt. Das Burgstädtchen und die Perle an der Cote d‘Azur besiegelten ihre Städtepartnerschaft und 200 „Cannetaner“ kamen bereits in jenem Sommer zu Besuch in den Taunus. Im darauffolgenden Jahr wurde die „Jumelage“ auch in Le Cannet beurkundet, und seitdem hat es zahllose Events hüben und drüben gegeben: Zu nennen sind die Jugendaustausche, Sportturniere, Teilnahme an verschiedenen Festen und Ausstellungen. Die Partnerschaft schlug Wurzeln und es entfaltete sich nicht nur reges Leben im Förderkreis, sondern auch viele andere Königsteiner Vereine partizipierten von der Partnerschaft und knüpften Verbindungen in Frankreichs Süden.

„Städtepartnerschaften haben maßgeblich dazu beigetragen, den Frieden in Europa zu festigen“, betonte Wolfgang Riedel. Gerade durch das Entstehen von persönlichen Freundschaften und Beziehungen. So glaubt er auch in der derzeitigen Situationen, in der einige Städte ihre Partnerschaften mit Gemeinden in Russland aufkündigen, dass auf privater Ebene die Kontakte weiterlaufen sollten und dies wichtig sei, um den Menschen in Russland ein Bild jenseits ihrer eigenen Propaganda zu spiegeln.

Städtepartnerschaftliche Freundschaften sollten zeigen, dass zwischenmenschliche Beziehungen stärker sind als politisches Machtgebaren.

Auch Bürgermeister Leonhard Helm, in solidarisches Blau-Gelb gewandet, beschwor die Anwesenden, die europäische Idee hochzuhalten und die Freiheit zu verteidigen.

In den Städtepartnerschaften sieht er einen Ansporn, „das Nachbarland mit anderen Augen zu betrachten“ und betonte, dass das persönliche Miteinander der Menschen seit der Corona-Pandemie noch umso wichtiger geworden sei.

Staatssekretär Uwe Becker, der in Vertretung von Schirmherrin und Ministerin Lucia Puttrich anschließend das Wort ergriff, mahnte, dass wir „bei Dingen, die wir für selbstverständlich nehmen, in Gefahr laufen, diese zu verlieren“. Dabei stellte er die Frage, wie man eine solche Partnerschaft leben wolle: nehme man sie einfach für selbstverständlich oder pflege man sie, um sie am Blühen zu erhalten. Die Antwort darauf gab der voll besetzte Saal im Haus der Begegnung.

Alle Sprecher betonten in ihren Reden, wie wichtig in den Städtepartnerschaften auch der Nachwuchs sei und beklagten, dass die jüngere Generation wenig Interesse am Förderkreis zeige.

In der Tat war die Jugend bei der Feierstunde nur spärlich vertreten, dafür aber in tragender Rolle: Das Geschwisterpaar Carl (13) und Alexander (11) Wang sorgte an Klarinette und Klavier für das musikalische Rahmenprogramm des Vormittags.

Die beiden Brüder, die sich schon bei „Jugend musiziert“ ausgezeichnet haben, spielten auf den Punkt genau, harmonisch und gewinnend, Stücke von Raymond Lefèvre und Friedrich Zehm.

Mit Ariane I. war noch ein weiteres jugendliches Gesicht zu sehen. Seit August 2021 ist sie die amtierende Lavendelkönigin, coronabedingt konnten aber zahlreiche Termine nicht stattfinden. So wird ihre Regentschaft noch ein weiteres Jahr dauern und die 15-jährige Schülerin hofft, 2023 zum Festakt nach Le Cannet reisen zu können.

Auf die Frage, wie man städtepartnerschaftliches Engagement auch bei Jugendlichen fördern könnte, sagt Ariane I., es sei „wichtig, mehr Anreize zu setzen“. Ihr Einsatz würde im Freundeskreis sehr gut ankommen, aber viele junge Menschen würden ein friedliches Europa einfach für selbstverständlich nehmen.

Genügend Gelegenheit, sich von der Vielfältigkeit des Förderkreises ein Bild zu machen, wird es noch das ganze Jahr über geben.

Das bunte Jubiläumsprogramm zeigt deutlich, dass Völkerverständigung und Partnerschaft der beste Grundstock für ein friedliches Europa sind.

Vorsitzender Wolfgang Riedel überreicht ein Dankeschön an die jungen Künstler Carl und Alexander Wang.
Fotos: Weber-Grupe

Lavendelkönigin Ariane I. mit Schwester Ricarda (10), die auch einmal in die royalen Fußstapfen treten möchte.

Die Festgesellschaft erhob sich, um gemeinsam die Europahymne zu singen.

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