Geglücktes mundWerk-Experiment während Streifzugs durch die Innenstadt

Altstadt

Königstein (pu) – Jeder, der schon einmal eine größere Veranstaltung geplant hat, weiß um die Ungewissheit der Erfolgsaussichten; immerhin spielen angefangen vom Wetter bis zur Reaktion von Gästen oder Besuchern eine ganze Reihe Unwägbarkeiten hinein. Ähnlich ging es den Aktiven der Kulturgesellschaft Königstein, die erstmals mit „mundWERK“ ein neues Format mit sechs Geschichten an sechs verschiedenen Orten zu Literatur und Kunst aus dem Taunus präsentierte. Doch am Ende des Abends konnten die Organisatoren sämtliche zuvor gehegten Befürchtungen ob womöglich fehlender Besucherresonanz ad acta legen. Ganz im Gegenteil: Nach den Worten der Kulturgesellschafts-Vorsitzenden Almut Boller wurde während einer spontanen Zusammenkunft der an diesem Abend handelnden Personen direkt nach Veranstaltungsende die von zahlreichen positiven Rückmeldungen getragene Entscheidung für eine zweite Auflage getroffen.

„Wir sind super zufrieden! Unter den Corona-Bedingungen war das eine kleine Herausforderung, aber offenbar hat das eigens für den Veranstaltungsabend erarbeitete Hygienekonzept den Kulturfans das von uns erhoffte hohe Maß an Sicherheitsgefühl geben können.“ Zu den weiteren Erfolgsrezepten zählte zweifellos die Vielfältigkeit, mit der das Vorhaben, traditionelle Mundart aufrechtzuerhalten, umgesetzt wurde sowie der an sechs Orten praktizierte Brückenschlag zu berühmten Persönlichkeiten der Vergangenheit und ihrer Verbindung zur Burgenstadt.

Lokal-Historiker Hermann Groß beispielsweise berichtete seinen Gästen unter der Überschrift „romanWERK“ von der Sage des „Teufelsweg auf Falkenstein“, die den französischen Schriftsteller Alexandre Dumas, unter anderem bekannt durch seine Romane „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Montekristo“, inspiriert haben soll. Aufzeichnungen sei zu entnehmen, dass der Franzose, der viele Probleme mit Rassismus hatte, weil seine Großmutter Sklavin war, 1838 während einer romantischen Rheinreise über einen Aufenthalt in der Region Frankfurt und über den Taunus als „eine der anmutigsten Hügellandschaften“ berichtete.

Kaum ein Kind kennt nicht „Peterchens Mondfahrt“. Doch dass dieses Märchen in Königstein im Taunus entstanden sein soll, dürfte den Wenigsten gegenwärtig sein. „Wir wissen, der Autor Gerdt von Bassewitz hat sich mehrfach in der Klinik Dr. Kohnstamm aufgehalten und wer das Haus kennt, weiß von der großen Wiese hinter dem Haus, die als Vorbild für die berühmte Sternenwiese gedient haben könnte“, berichteten Almut und Thomas Boller in der Rubrik „phantasieWERK“.

Die voller Lebensfreude sprühenden Abenteuer des Maikäfers Herr Sumsemann, der zusammen mit den Menschenkindern Peter und Anneliese zum Mond fliegt, um von dort sein verloren gegangenes sechstes Beinchen zu holen, stehen Boller zufolge im Kontrast zum als traurig geltenden Menschen von Bassewitz.

Im nur wenige Kilometer entfernten Hofheim am Taunus starb am 9. Oktober 1935 Sophie Reinheimer, durch 46 Buchtitel mit einer Gesamtauflage von 5 Millionen Exemplaren eine der bekanntesten Kinder- und Jugendliteraturschriftstellerinnen ihrer Zeit. In ihrer Welt der Fantasie drehte sich vieles um sprechende Blumen, Gegenstände und das kleine Mädchen Rösel. Sabine Jehle gewährte Einblicke in diese „literaturWERK“e.

Zahlreiche „dichtWERK“-Schmunzelmomente gab es bei der von den Schauspielern Sabine Roller und Steffen Wilhelm vom Volkstheater Hessen vorgetragenen Friedrich-Stoltze-Geschichte vom „Schiffbruch des Raddampfers ‚Freie Stadt Frankfurt“ samt Landung der damals Wartenden in der Kneipe.

In die „Goldene Epoche der Sanatorien“ mit Abstechern zum „Zauberberg“ oder den Kliniken Amelung und Dr. Kohnstamm entführte Ulrich Boller bei der Station „musikWERK“, denn kein geringerer als Paul Hindemith, der deutsche Komponist der Moderne, verbrachte in den medizinischen Einrichtungen viel Zeit, die er logischerweise nicht an die große Glocke hing.

Eine Zeitreise vor Originalkulisse unternahmen Manuela Koschwitz und Paul Hembus, dessen Großonkel Julius mit dem expressionistischen Künstlers und Malers Ernst Ludwig Kirchner befreundet war, mit ihren Zuhörern. Ein Bild (bildWERK) und eine Liebesgeschichte spielten dabei große Rollen. Spontane Reaktionen aus dem Publikum: „Sehr interessant, sehr unterhaltsam und toll gemacht!“

Am Ende galt der Dank der Kulturgesellschafts-Vorsitzenden zum einen allen Mitwirkenden im Vorder- und Hintergrund, denn zum Gelingen trugen auch fleißige Helfer*innen bei, die Stühle herbeischafften und wieder wegbrachten (Ingrid und Ferdi Haub), in den Pausen desinfizierten oder generell für einen reibungslosen Ablauf sorgten. Nicht zu vergessen Getränk und eine kleine Speise, für die die Villa Borgnis – Kurhaus im Park gesorgt hatte und die Veranstaltungsbesucher, die der neuen Veranstaltungsidee offen gegenüberstanden.

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