Gründer der Nepalinitiative Dr. Walter Limberg verstorben

Vielfach geehrt in Nepal, Dr. Walter Limberg (links) hat die bergige Region Bhandar in Nepal nachhaltig verändert. Foto: privat

Königstein – Am 9. Januar verstarb nach kurzer schwerer Krankheit der Kronberger Dr. Walter Limberg. „Wir trauern um einen visionären Menschen, der sein Leben vor allem der Förderung von bedürftigen Kindern und jungen Erwachsenen in Nepal gewidmet hat“, informiert Dr. Martin Kasper, Stiftungsgründer und unermüdlich tätiger ehrenamtlicher Vorstand von Childaid Network.

Bei langen Aufenthalten in den Bergen von Ramechhap (Nepal) habe der Verstorbene schon 1965 und 1967 Geografie und Kultur der Region Bhandar zwischen Kathmandu und Mount Everest erforscht. Als er 1988 auf einer privaten Reise dorthin zurückkehrte, sei er schockiert gewesen über die zunehmende Armut und den fehlenden Bildungszugang für die junge Generation. „Dies war der Anstoß für ein erfolgreiches Entwicklungsprojekt, das sein Leben und das seiner späteren Ehefrau Edith Hellmeyer begleiten und bestimmen sollte“, ruft Dr. Kasper in Erinnerung.

Dr. Limberg unterrichtete an der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden Geografie und Englisch. Mit seinen Berichten aus Nepal gelang es ihm, Schüler, Kollegen und Eltern nachhaltig zu bewegen, Patenschaften für die Bildung der Kinder in Bhandar zu übernehmen.

Erhielten 1988 zunächst 124 bedürftige Schüler ein Stipendium zum Besuch der Sekundarschule, so konnten vor allem dank der kreativen und engagierten Aktionen an der Helene-Lange-Schule 20 Jahre später 6.216 Schüler*innen mit Unterstützung für Schulgeld, mit Heften und Schulkleidung gefördert werden.

Lebensmission

Die kleine Schulinitiative wuchs in diesen Jahren zu einem überregionalen Netzwerk, für das Dr. Limberg und sein Team auch wiederholte Unterstützung von der Regierung, vielen Firmen, Förderorganisationen und weiteren Schulen einwarb. Für diese Arbeit reduzierte er schrittweise seine berufliche Tätigkeit auf eine halbe Stelle – sein ehrenamtliches Engagement für Nepal war Herzensanliegen und Lebensmission geworden. 2002 erhielt er dafür das Bundesverdienstkreuz. Durch wachsende Budgets konnten schrittweise über 30 kleine Dorfschulen im bergigen Ramechhap gebaut werden, die in die Verantwortung der nepalesischen Regierung übergeben wurden.

Außerdem finanzierten das bald preisgekrönte Nepalprojekt der Helene-Lange-Schule, der später gegründete Verein „Kinder-von-Bhandar“ und der Schwesterverein „Initiative Kronberg 96 für Eine Welt“ unter anderem zusätzliche Lehrer, Medikamente und Mitarbeiter der Gesundheitsstationen. Es folgten ein kleines Waisenhaus in den Bergen und zunehmend auch strukturelle Entwicklungsprogramme für die ländliche Region Bhandar, die Dr. Limberg zumeist persönlich mit den Nepalesen vor Ort konzipierte.

Das Projekt war erfolgreich: Waren zu Beginn des Engagements noch über 90 Prozent der Menschen der Region Analphabeten, so erhielten 25 Jahre später fast alle Kinder Zugang zu Grundbildung. Bei jährlichen Besuchen, zumeist mit kleinen Reisegruppen im Zelt, in vielen Beratungen mit den Dorfräten, durch gezielte Förderung von talentiertem lokalem Nachwuchs und intensive persönliche Netzwerke zwischen Deutschland und Bhandar trug Dr. Limberg dazu bei, dass sich die Region langsam, aber nachhaltig veränderte. Als der nunmehr Verstorbene seinerzeit aus dem Schuldienst ausschied und später – schon über 70 Jahre alt – 2010 die Projektleitung abgeben wollte, entstand die Partnerschaft mit dem Kinderhilfswerk Childaid Network aus Königstein. Dessen Stifter und ehrenamtlicher Vorstand Dr. Martin Kasper und sein Team integrierten die Projekte in das Portfolio der Stiftung und versprachen dem Gründer die professionelle persönliche Begleitung und Weiterentwicklung der ihm am Herzen liegenden Entwicklungsarbeit in den Bergen von Nepal. Nach den verheerenden Erdbeben 2015, die viele der von Kinder-von-Bhandar errichteten Schulen zerstörten, engagierte sich Childaid Network in enger Partnerschaft mit der Helene-Lange-Schule und der „Initiative Kronberg 96 für Eine Welt“ verstärkt auch für den Wiederaufbau, um das Lebenswerk von Dr. Limberg und die Erfolge für die Kinder in Bhandar zu retten. Walter Limberg konnte selber nicht mehr dorthin reisen, um die Neubauten einzuweihen, blieb aber dem Projekt und Childaid Network bis zuletzt eng verbunden.

Die Stiftung hat aufbauend auf der Pionierarbeit von Dr. Limberg die Arbeit in Nepal erfolgreich fortgeführt. Neben der Qualität der staatlichen Schulen, der Förderung frühkindlicher Entwicklung und Gesundheitsprävention stehen derzeit dezentrale Kurse für berufliche Qualifizierung im Fokus.

Im Sinne des Verstorbenen und der Familie bittet Childaid Network um eine weitere Begleitung der Arbeit, die gerade in der Corona-Pandemie von großer Bedeutung ist.

„Mit Dr. Walter Limberg verlieren wir einen Inspirator, Berater und Freund. Wir werden ihn nicht vergessen“, unterstreicht Dr. Martin Kasper für den Vorstand und das Team von Childaid Network und des ehemaligen Vereins Kinder-von-Bhandar. (pu)



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