Helau again: Die Königsteiner Seniorenfastnacht ist wieder da

Mit der größten Gruppe präsentierten die Sweet Candys einen phantasievollen Tanz, bei dem sie zunächst aus einem Traum erweckt wurden. Insgesamt zeigten fünf Tanz- und zwei Gardegruppen der Plaschis den Königsteiner Senioren ihr Können. Fotos: Schramm

Königstein (as) – Schunkeln, Tänze, Party: Die Königsteiner Saalfastnacht hat am vergangenen Wochenende mit einer Trilogie des Narrenclubs „Die Plasterschisser“ begonnen. Im katholischen Gemeindesaal in der Innenstadt zogen die „Plaschis“ an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Frauenfastnacht Plaschi-11en, die Seniorenfastnacht und zum Abschluss am Sonntag den Kinderfasching groß auf. Jeweils mit einem ganz unterschiedlichen Schwerpunkt für die verschiedenen Zielgruppen, die sich gerne alle unter dem Thema „Frohsinn“ zusammenfinden. Die Fastnacht, die fünfte Jahreszeit, verbindet die Menschen oft mehr, als es Veranstaltungen und Themen in den vier „normalen“ Jahreszeiten vermögen.

Während in der Nacht zum Samstag der Gemeindesaal bei Frauenfastnacht, zu der ab späterer Stunde auch Männer zugelassen sind, bis 3 Uhr bebte, ging es am Nachmittag gewollt ruhiger zu bei der Rückkehr der Königsteiner Seniorenfastnacht nach acht Jahren Pause. Die Plaschis hatten sich mit der Stadt und dem Verein „Bürger helfen Bürgern“ und unterstützt von der katholischen Kirche zusammengetan, um den Seniorinnen und Senioren bei freiem Eintritt ein schönes Fastnachtserlebnis zu ermöglichen. Gut 70 waren der Einladung gefolgt, darunter eine Gruppe aus dem Haus St. Raphael, einige Plätze blieben zwar frei, was der Freude und der guten Stimmung im Saal aber keinen Abbruch tat. „Wir freuen uns von ganzem Herzen, dass Sie da sind“, begrüßte Moderatorin Nicole Hülsmann um 14.11 Uhr, und Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko, nach dem Motto der letztjährigen Kampagne als Zirkusdirektorin erschienen, brachte ihre „besondere Freude“ und den Dank an alle Helferinnen und Helfer zum Ausdruck, die das Comeback der Seniorenfastnacht möglich gemacht hatten.

Und schon ging es mittenrein ins Programm und zu den Tänzen der verschiedenen Gruppen. Die „Gummibärchen“, die Jüngsten bei den Plschis im Alter von zwei bis vier Jahren, hatten zum Teil auf ihren Mittagsschlaf verzichtet, um mit ihrem „Tanz der Engel“ – und mit ein wenig Unterstützung durch ihre Trainerinnen Nadia Sya und Christa Kroneberg – die Gäste zu verzaubern. Den ersten begeisterten Applaus hatten sie sich sehr verdient. Weiter ging es mit den nächstgrößeren Showtanzgruppen: Die Smarty’s (bei denen auch ein Junge mittanzte) mit „All die Millionen Sterne, sie leuchten wunderschön“ und die „Sweet Candys“ gaben im wahrsten Sinne traumhafte Vorstellungen – die obendrein gut zum Motto der aktuellen Kampagne „Pyjama-Party“ passten. Dazwischen gelang es Nicole Hülsmann und Bühnenmeister Kurt Nachtsheim immer wieder, die Senioren zum Schunkeln zu animieren. Und zum Kaffee gab es neben den obligaten Kreppeln auch Streuselkuchen aus dem Brothaus, später auch noch Brezeln und – für den, der wollte – auch Sekt.

Auch Burgfräulein Malva I. begrüßte zwischendurch die Gäste. „Ich habe schon oft auf der Bühne gestanden bei den Plaschis, aber noch nicht als Burgfräulein.“ Später am Nachmittag sollte sie als Mitglied der großen Showtanzgruppe, den Goldstücken, noch einmal zurückkehren. Sie machte zusammen mit Hülsmann auch auf die Sammlung für das Mobil „Moby“ und damit für krebskranke Kinder an der Charité in Berlin aufmerksam, die auf Initiative von Paul Ruoff die Plaschis durch die komplette Kampagne begleitet.

Auch Heinz Eichhorn, das Urgestein der Königsteiner Fastnacht, saß im Publikum. In Königstein wird er nach dem Aus für „Locker vom Hocker“ durch die Renovierung der Villa Borgnis in diesem Jahr nicht in Aktion zu erleben sein, er moderiert bei Verwandten in Aumenau an der Lahn aber noch einen Kreppelkaffee. Und er würde gerne in zwei Jahren wieder in die Borgnis zurückkehren („Locker vom Hocker fehlt mir“), auch wenn viele schon über seinen Abschied von der Fastnacht nach 54 Jahren spekuliert hatten. „Eine Katze lässt das Mausen nicht“, sagte der 83-Jährige mit einem Augenzwinkern. Und wie gefällt dem Kenner die Seniorenfastnacht? „Es ist schön, dass sie wieder stattfindet, aber mir fehlt ein bisschen das gesprochene Wort“, erinnerte Eichhorn an die Ursprünge des Karnevals, an dem das Volk den Oberen auch mal die Leviten lesen kann.

Eine Büttenrede wurde den Seniorinnen und Senioren aber schon noch gegönnt. Bettina Maris vom befreundeten Verein „KV Frohsinn“ aus Oberursel kam als frischgebackene und körperlich etwas kräftigere Flugbegleiterin von „Air Orschel“. Sie hatte Witziges und eindeutig Zweideutiges mitgebracht von ihrer Ausbildung bei „Giftzahn“ Tekla von und zu Bommersheim („Sie machen sich im Mittelgang bereit, der ist extrabreit“) und dem Premierenflug nach Mallorca mit einer Männerskatgruppe und der Frauengruppe „Alte Pfläumchen“. Details werden an dieser Stelle nicht wiederholt … nur, dass eine große Abordnung der Plaschis um die Vorsitzenden Daniel Georgi und Robert Glässer am Abend noch bei der Oberurseler Sitzung weiterfeierte, ehe es am Sonntagmorgen zum Fastnachtsgottesdienst in St. Marien ging. Ja, Kondition muss man als richtiger Fassenachter auch mitbringen.

Gardetanz mit Hebefiguren

Und je älter man wird, auch als Tänzerin, denn die Choreographien werden natürlich von Altersklasse zu Altersklasse sportlicher und anspruchsvoller. Spektakuläre Showtänze zu etwas rockigeren Klängen hatten beide großen Gruppen Sweet Candy’s und Goldstücke einstudiert, und auch der Gardetanz mit Akrobatik und Hebefiguren kommt beim Narrenclub nicht zu kurz. Die Jüngeren, die „Silberfunken“, und auch die Fortgeschrittenen von „Out of the Line“ würden sich über weitere Mittänzerinnen auch sicher sehr freuen. Alle genossen den Applaus nach ihren Auftritten und immer wieder hieß es „Königstein Helau, Plaschis Helau, Seniorenfastnacht Helau“. Das Comeback ist geglückt und Barbara Mutschall vom Königsteiner Sozialamt zeigte sich optimistisch, dass durch die Regelmäßigkeit und eine positive „Mund-zu-Mund-Propaganda“ künftig auch der Saal zur Seniorenfastnacht wieder richtig voll wird.

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