Heuckeroth-Haus: Nach massivem Gegenwind Suche nach Alternativen

Der bisher favorisierte Standort Ecke Theresenstraße/Herzog-Adolph-Straße für das Mehrfamilienhaus Foto: S. Puck

Königstein (pu) – Es sind gerade einmal knapp zwei Monate her, seit der Magistrat von einer 24-stimmigen Parlamentsmehrheit bei drei Gegenstimmen und sechs Enthaltungen auf Antrag des Ortsverbands der FDP Königstein damit beauftragt wurde, mit der Lilo Heuckeroth-Stiftung zeitnah Verhandlungen über den Bau eines Mehrfamilienhauses auf dem Grundstück Ecke Theresenstraße/Herzog-Adolph-Straße aufzunehmen beziehungsweise nach Änderungsantrag von Bündnis90/Die Grünen auch alternative städtische Grundstücke in die Betrachtungen einzubeziehen. Die Crux an der Geschichte: Es handelt sich beim favorisierten Standort für den Neubau um ein städtisches Grundstück auf einem Teil der Hubert-Faßbender-Anlage.

Tenor: falscher Platz

Dementsprechend ließen kritische Reaktionen nicht lange auf sich warten. Kaum war dieses Vorhaben nach monatelang hinter den Kulissen geführten ersten Kontaktaufnahmen bei Stadt und Fraktionen offiziell auf dem Tisch, liefen Teile der Bevölkerung, vor allem bei Realisierung unmittelbar betroffene Anwohner, massiv dagegen Sturm. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen der überwiegende Tenor der Leserbrief-Flut, die seitenweise die Ausgaben der Königsteiner Woche füllte: Bezahlbares Wohnen hin oder her, im Prinzip lobenswertes Projekt, aber am falschen Platz.

Vorhaben

Wie berichtet war die der evangelischen Immanuel-Gemeinde nahestehende, aber von ihr unabhängige, rechtsfähige Lilo Heuckeroth-Stiftung an die Stadt mit dem Vorschlag herangetreten, ein größeres Mehrfamilienhaus zu errichten, in dem, neben vier Wohnungen für hohe Ansprüche, 18 Wohnungen geschaffen werden sollen, für die, ermöglicht durch eine Mischkalkulation, auch für einkommensschwächere Personen bezahlbare Mieten vorgesehen werden sollen. Das ins Auge gefasste Grundstück an der Ecke Theresenstraße/Herzog-Adolph-Straße wurde Bürgermeister Leonhard Helm zufolge, „nach sorgfältiger Betrachtung aller zur Verfügung stehenden Optionen“ auserkoren. Wie mittlerweile bekannt ist, hat die Lilo Heuckeroth-Stiftung auf eigene Kosten und Risiko eine sehr detaillierte Planung als Diskussionsgrundlage erstellt und diese im Frühjahr dieses Jahres bei allen Fraktionen vorgestellt. Dabei sei das Projekt, so erklärte die FDP in einer Pressemitteilung im Nachgang zur letzten Stadtverordnetenversammlung, „an sich allseits auf Zustimmung gestoßen“, im Einzelnen hätten sich jedoch einige Bedenken, insbesondere bezüglich des angedachten Standorts, ergeben. Die schon im September geäußerten Befürchtungen der Liberalen, dass der Antrag in der dann angenommenen Form zu langwierigen Diskussionen über mögliche alternative Standorte und damit zu erheblichen Verzögerungen führen werde, was am Ende das gesamte Projekt gefährden könnte, scheinen sich nun zu bewahrheiten, nachdem die Standortgegner durch den erheblichen Rückenwind aus Teilen der Bevölkerung Auftrieb erhielten.

Vermutlich vom Tisch

Nach dem neuesten Sachstand befragt, gab Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) zur Auskunft, in den kommenden Wochen würden Gespräche von Magistrat und Vertretern der Lilo Heuckeroth-Stiftung stattfinden, sobald ein Termin gefunden sei. Nach momentaner Lage der Dinge müsse davon ausgegangen werden, dass der vorgesehene Standort aller Voraussicht nach „vom Tisch“ ist. „Die Wahrscheinlichkeit dafür ist schon recht groß!“ Nach seinen Erfahrungen bekommt „nicht alles, was auf den ersten Blick gut ist, auch eine Mehrheit.“

Schwierige Suche

Entgegen der Eindrücke der ersten Vorgespräche, als das Feedback aus den Fraktionen eher die Hoffnung auf Realisierung genährt habe, sei das Projekt aktuell mehr als fraglich, da absehbar sei, dass sich die Suche nach im Besitz der Stadt befindlichen Alternativ-Grundstücken ausgesprochen schwierig gestalten werde. „Das ins Gespräch gebrachte Grundstück Sodener Straße hat den Bruchteil der Größe, die benötigt würde, das in der Nähe des HdB wurde bisher immer als mögliche Option für Wohnen abgelehnt wegen des Lärmaufkommens durch abendliche Veranstaltungen im Haus der Begegnung und steht außerdem nach wie vor als möglicher Hotelstandort auf der Agenda“, führt der Bürgermeister vor Augen. Wenn man es genau betrachte, „haben wir keine einzige größere Fläche ohne Baumbestand oder sonstiges Grün, demzufolge muss befürchtet werden, dass sich auch bei diesen Grundstücken sofort Widerstand regen würde“, so Helm abschließend.

In Ergänzung dazu hatte der FDP-Ortsverband erklärt, das Grundstück der ehemaligen apostolischen Kirche erscheine ebenfalls ungeeignet, nachdem dort Anfang des Jahres das Jugendzentrum eingerichtet wurde und es aus FDP-Sicht außerdem „mit den benachbarten Grundstücken des Wertstoffhofes und der Autowerkstatt eine der wenigen größeren zusammenhängenden Einheiten bildet, die zukünftig gewerblich genutzt werden könnten.“ Hinsichtlich des Grundstücks am Kaltenborn hatten die Liberalen argumentiert, da dort jedoch bekanntlich ohnehin sozialer Wohnungsbau vorgesehen ist, würde eines der beiden Projekte auf der Strecke bleiben, wenn dieses Grundstück eingesetzt würde.



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