„Höhenflug der Liebe“: Brigitte und Dietrich Pütter feierten 70. Hochzeitstag

Brigitte und Dietrich Pütter feierten in der Kursana Villa Königstein vorgestern ihre sogenannte „Gnadenhochzeit“. Foto: privat

Königstein (kw) – Manchmal gleicht das Leben einer langen Reise mit vielen Stationen, an denen man interessante Menschen kennenlernen, viel erleben und neue Freunde finden kann. Für Brigitte und Dietrich Pütter, die Krankenschwester und den Piloten, vergingen die gemeinsamen Jahrzehnte scheinbar wie im Flug. Die beiden blicken auf eine abwechslungsreiche Zeit zurück, und „wir sind glücklich, dass wir heute noch zusammen sein können“, sagt die 95-Jährige. Einen Tag nach ihrem Geburtstag feierte das Paar am 5. November in der Kursana Villa Königstein seinen 70. Hochzeitstag.

Beide haben in Bonn, Zürich, Bad Homburg, Frankfurt, Braunschweig sowie Victoria auf Vancouver Island, der Hauptstadt von British Columbia in Kanada gewohnt und fühlen sich seit dem Sommer 2017 in der Kursana Villa Königstein zuhause. Doch was wären all die großen Reisen nach Japan, Indonesien oder Amerika, der berufliche Höhenflug des Piloten und die Begegnungen mit vielen Prominenten wert gewesen, wenn das Fundament der Beziehung gewackelt hätte? „Wir lieben uns wie am ersten Tag“, sagt Brigitte Pütter auf dem Sofa sitzend in ihrem Apartment der Senioren-Einrichtung und greift nach der Hand ihres Mannes, der eigentlich fast schon ihr Leben lang an ihrer Seite ist. Auf dem Tisch steht das in einen ovalen Rahmen gefasste Hochzeitsbild.

„Wir kennen uns schon aus dem Sandkasten“, sagt Brigitte Pütter. Die Eltern der beiden waren vor knapp 100 Jahren in Bonn Nachbarn. Die kleine Brigitte und der rund drei Jahre ältere Dietrich spielten zusammen und verbrachten über die Jahre hinweg viel Zeit miteinander. Nur der Zweite Weltkrieg, Dietrich Pütters Zeit als Pilot bei der Wehrmacht und seine siebenjährige Gefangenschaft in Russland, trennten das Paar einige Jahre, bis sie sich 1949 im Standesamt versprachen, den Weg durchs Leben gemeinsam zu gehen.

„Ich bin so gern mit ihm geflogen. Wenn er allein unterwegs war, dann habe ich gebetet, dass er gesund nach Hause kommt“, sagt Brigitte Pütter in Erinnerung an die Jahre, als sie sich um den Sohn und die Tochter gekümmert hat, während ihr Mann über den Wolken für Boeing sowie andere Unternehmen und Fluggesellschaften wie Swiss Air Pionierarbeit leistete.

Dietrich Pütter hat als Pilot Flugzeuge von Amerika nach Europa überführt und die Nord-Atlantik-Fluglinie aufgebaut. Nach seiner ersten Station in der zivilen Luftfahrt bei Swiss Air wurde er Mitbegründer und Chefpilot der Fluggesellschaft LTU. Ab 1962 wechselte er zum Luftfahrtbundesamt in Braunschweig als Regierungsdirektor und Leiter der Zertifizierung für alle in Deutschland zuzulassenden Flugzeuge. Ab 1972 dann mit Dienstsitz Montreal in Kanada, wo er als Chef für die weltweite Zertifizierung bei der ICAO (International Civil Aviation Organization ) zuständig war. Diesen beruflichen Aufstieg und all die Geschichten rund um die Jets hat Dietrich Pütter auch auf seiner Webseite und in einem Buch veröffentlicht.

Woher kommt die große Begeisterung und Leidenschaft für das Fliegen? Der 99-Jährige ist in Bonn direkt am Rhein aufgewachsen und sah als Kind vor seinem Elternhaus viele Flugzeuge, die damals auf dem Wasser landeten und starteten. Der kleine Dietrich war beeindruckt und entschied sich später nach dem Abitur sofort, Pilot zu werden.

Doch die ersten Erfahrungen in der Luft machte er im Krieg. Zweimal sei er abgeschossen worden. Dabei hatte er großes Glück. Als er in Russland verletzt in ein Lazarett gebracht wurde, kam ein Mann auf ihn zu und half ihm. Er habe Pütter an der Stimme erkannt: Der Retter war Arzt und wurde Jahre zuvor in Heidelberg von Dietrichs Vater, welcher Ordinarius am dortigen Universitätsklinikum war, ausgebildet.

Viele Prominente wie etwa Familienmitglieder der Onassis‘, Ägyptens Präsident Nasser oder führende Politiker der Nachkriegsjahre wie Bundeskanzler Konrad Adenauer und Bundespräsident Theodor Heuss stiegen gern zu Dietrich Pütter ins Flugzeug und hatten stets Kontakt zu dem Piloten. Auch Ludwig Erhard, der „Schöpfer des deutschen Wirtschaftswunders“, langjähriger Wirtschaftsminister und Bundeskanzler, war oft bei Dietrich Pütter an Bord. „Der Erhard ist gern mit mir geflogen, und er wollte sogar im Cockpit Zigarre rauchen.“

Was fasziniert ihn an der Fliegerei, ist es die Geschwindigkeit, die Beschleunigung oder die Exklusivität des Jet-Sets? „Für mich war es immer die grenzenlose Freiheit“, sagt Pilot Pütter. Seine Frau klopft ihm auf den Oberschenkel und sagt: „Gott sei Dank hattest Du immer einen Schutzengel.“



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