„Kinder im Park“ entdecken die Entschleunigung als Sommertaktik

Kein Zweifel möglich: Im Märchenzelt mitten im Kurpark muss auch das „Dornröschen“ auf der Wunschliste gestanden haben. Fotos: Friedel

Königstein (hhf) – Die Königsteiner Kulturgesellschaft veranstaltet ihr Sommerprogramm „Kinder im Park“ nun schon so lange, dass man meinen könnte, sie hätten alle Fährnisse einer solchen Veranstaltung schon erlebt. Tatsächlich gilt dies auch für Gewitter und Starkregen bis zum vorzeitigen Ende des Kurpark-Kinderfestes mit fröstelnden Fingern – richtige Hitzeprobleme waren nun aber doch neu.

Gut, dass Norbert Hees samt Familie wieder das traditionelle Eis spendierte, das sich jedes Kind abholen darf, wenn es alle Stationen im Spielepass „abgearbeitet“ hatte, auch die verschiedenen Anlaufpunkte hatten sich dem Wetter entsprechend möglichst schattig umorganisiert. Dennoch wurde spürbar, dass zu den aktuellen Gesundheitstipps gehörte, sich nicht übermäßig lange im Freien aufzuhalten, etliche Eltern sahen daraufhin den intensiven Sonnenschein wohl als mit zarter Kinderhaut unvereinbar an.

Die Hartgesottenen hingegen entwickelten ihre eigenen Methoden, wie man dem Wetter ein Schnippchen schlagen konnte. Am auffälligsten: „Es geht hier alles einen Schritt langsamer“, bestätigte Almut Boller als Vorsitzende den Eindruck des Berichterstatters. Das galt zwar auch für die Erwachsenen vor und hinter den Ständen, aber selbst die Kinder waren deutlich ruhiger als üblich unterwegs. Und das, obwohl das attraktive Programm durchaus wieder dazu einlud, sich eifrig hineinzustürzen.

Wer wollte, konnte schon am Start zum Erwerb des Spielepasses eine kühle Dusche aus der Blumenspritze bekommen, allerdings auch die Nachricht, dass die Polizei diesmal absagen musste – die Freunde und Helfer waren mit „echten“ Einsätzen so weit gefordert, dass sie kurzfristig nicht antreten konnten, vermutlich ebenfalls eine Hitzefolge. Wenig zu beneiden waren auch die Lokführer der Modellbahn, denn ihre Zugmaschinen funktionierten – wie es sich gehört – mit Feuer und Wasser – wenigstens konnten sie den Bahnhof an ein schattiges Plätzchen am Rundkurs um den Springbrunnen verlegen. Nebenan produzierte die Musikschule sogar ab und zu einen leichten Luftzug, dort konnte man nämlich verschiedene Instrumente ausprobieren, wobei die Blasinstrumente eindeutig im Vordergrund standen. Hier gab es etliche „Wiederholungstäterinnen“, die – nachdem sie den Trick heraus hatten, wie man kleine „Pupse“ erzeugt – sich gegenseitig zu größeren Lautmalereien steigerten, die dann in Opel-Zoo-Kategorien gemesssen wurden.

Vermutlich die anspruchsvollste Station hatte – denn „Kinder im Park“ wird immer mit Hilfe vieler befreundeter Institutionen durchgeführt – der 1. FC-TSG aufgebaut, es galt hier, einen Fußball um Hütchen zu slalomieren, das bedeutete zwar langsame Bewegungen, aber eben auch in der Sonne. Nächstgelegener Schattenspender von hier aus war das Vorlesezelt, gewissermaßen eine Außenstelle der Stadtbibliothek, wo man sich zur totalen Entspannung aussuchen konnte, welches Buch denn vorgelesen werden sollte. Nicht nur die Vorleserinnen bekamen hier Wasser und Wassermelone gereicht, Märchen waren zu Füßen der Burg am gefragtesten.

Mit kleinen Blütenpflänzchen, die man selbst eintopfen und dann auch nach Hause bringen durfte, wurde es bei Ingrid Haub und Brigitte Boller wieder etwas aktiver, die Damen hatten außerdem Windräder dazu gebastelt, die eine begehrte Anzeigefunktion an dem heißen Tag ausübten. Zur Selbstversorgung waren hinter dem Tresen nicht nur eiswassergekühlte Getränke vorhanden, sondern auch ein erfrischendes Fußbad.

Wer zum Blumen-Eintopfen ging, hatte eines zu beachten: Nicht gleich nach der „Farbe nur für mich“-Station dorthin, denn sonst war der Nagellack noch nicht trocken. Den verteilte der Förderverein des Kurbades im Schatten der Villa Borgnis nebst temporärer Tätowierungen und hielt nebenan auch noch ein Reh aus Pappmache bereit, das mit Papierschnipseln Marke „Decopatch“ bunt beklebt und final wetterfest lasiert wurde, um später Dienst in einem Vorgarten als Blickfang zu tun. An der Verschönerung des Rehs beteiligte sich Burgfräulein Charlotte I. besonders gerne, stand das hochherrschaftliche Wild doch im Schatten – und sie hatte im schönen, aber warmen Kleid die Aufgabe, umher zu wandeln und Autogrammkarten zu verteilen. Da war dann jede Pause im Schatten willkommen, zumal es ja hier auch noch etwas zu tun gab.

Wer auch Pause machen wollte, hatte die beste Gelegenheit dazu im „Park-Café“, einem kleinen Ausleger der Kurhausterrasse, wo es Kaffee und Kuchen gab – auch hier in Abstimmung auf das Wetter, also zum Beispiel ohne Schokoglasur. Fazit des etwas wenig besuchten Tages: Wer da war, wurde besonders intensiv betreut und hatte eine Extraportion Spaß – und auch die Veranstalter lassen sich nicht auf Zweifeleien an ihrem Programm ein, sondern machen frohgemut weiter – im nächsten Jahr dann hoffentlich wieder an einem milden Sommertag.

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