Ein Königreich für ein Gartenstück?

Teilansicht unseres Stockholmer Gartens Foto: privat

Susanne Concha Emmrich, Wiesbadener Straße, Schneidhain, macht ihrer Enttäuschung über die vergebliche Suche nach einem Gartenstück Luft: Nach fünf Monaten Suche nach einem Garten in Königstein (alle Ortsteile) ist unsere Enttäuschung groß. Es begann mit einer Annonce im Januar. Darauf erhielten wir als einzige Reaktion einen merkwürdigen Telefonanruf, den der Anrufer recht schnell mit einem „Ach so, Sie sind Deutsche” beendete.

Während unserer Gartensuche waren Ämter, Einzelverantwortliche und Privatpersonen stets hilfsbereit: das Königsteiner Forstamt und das Liegenschaftsamt, das Amt für Bodenmanagement Limburg und andere. Dennoch endete jede Anfrage und Recherche ohne positives Ergebnis. Auch Tipps und Vorschläge von freundlichen Nachbarn brachten bisher nichts.

Allerdings haben wir auch zahlreiche brachliegende, verlassene oder verwilderte Gartenstücke entdeckt: am Philosophenweg in Richtung Kronberg gleich nach dem Zoo, in Königstein unterhalb des Grünen Wegs und oberhalb des Woogtals, in Mammolshain hier und da eine „Ecke”, bei Hornau am Wald, in Schneidhain „Im Zankwald”, um nur einige zu nennen.

Wir wünschen uns einen Garten zum Anbau von Gemüse und Blumen und zur Erholung. Unser langjähriger Garten am Rande von Stockholm lag auf Gemeindeland – einst Wikingerland, dann Lehen der Krone und nun seit langem in staatlichem beziehungsweise kommunalem Besitz. „Boden ist ein Produkt, das nicht mehr hergestellt wird”, sagte der Mitarbeiter eines der genannten Ämter und konstatierte damit auch, dass Boden als Ressource benutzt und verbraucht wird. Als Gartenland, als Bauland, als Bauernland, als Naturschutzgebiet …

Es ist sehr schade, dass das Rathaus Königstein den schon angedachten Antrag zur Ausrichtung der Landesgartenschau 2027 nicht gestellt hat. Allein der Prozess der Antragstellung hätte viel Positives mit sich geführt: ein gemeinsames Ziel aller Fraktionen im Stadtparlament, aber vor allem ein stärkeres Bewusstsein für unseren heutigen Umgang mit dem Boden. Ganz gleich, ob es um die dringende Erneuerung des Stadtparks oder den Schutz empfindlicher Biotope geht, um die private oder die öffentliche Bodennutzung und natürlich auch um die zu erwartenden klimatischen Veränderungen und die damit einhergehenden Herausforderungen für Flora, Fauna und uns Bewohner des Taunus.

Bürgermeister Helm sprach im Hinblick auf das Königsteiner Konzept für die Landesgartenschau sehr enthusiastisch auch über die überaus zahlreichen Hausgärten der Gemeinde, die unbedingt einzubeziehen seien. Das wäre ein willkommener Anlass gewesen, einmal Funktion und Gestaltung des eigenen Gartens zu überdenken und vielleicht zu verändern. Grünes Zweitwohnzimmer oder insektenfreundlicher Bauerngarten, abgeteilter Küchengarten oder à la Sissinghurst Castle Garden, japanische oder nordamerikanische Bepflanzung, beschnitten oder eher wild – eine neue Vielfalt würde die Gartenflaneure nach Königstein locken.

Ein zweiter Aspekt wäre das Überdenken der Nutzung des Bodens gewesen. Vielleicht die Erschließung und Überlassung neuer Flächen durch die Gemeinde an noch immer suchende Gartenenthusiasten? Aber auch ein Nachdenken über neue Anbaumethoden, sogar im Kleinen, in Projektform oder wie auch immer. Sie werden mit den Klimaveränderungen wichtiger: unter anderem Gartenbau am Waldrand oder im Wald in Symbiose mit Bäumen (agroforestry), Gemüsebeete zwischen den Obstbäumen der Streuwiesen, vermehrtes Pflanzen von Ziergräsern fürs ganze Jahr (Karl Foerster) oder warum nicht ein Wiederbesinnen auf die Versuche der Römer ausgehend, von der Mittelmeervegetation hier im Taunus?

Gern hätten wir praktisch einige dieser Ideen ausprobiert und entwickelt, doch fehlt uns leider der Boden dazu.



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