Königstein vor 100 Jahren

Die Taunuszeitung hatte, wie hier am 28. Mai 1920, etliche Wahlversammlungen anzukündigen. Repros: Stadtarchiv

Königstein (kw) – Nachdem einige Lokalhistoriker bereits Corona mit anderen Einschränkungen der Vergangenheit verglichen haben, ist Beate Großmann-Hofmann nun selbst von dem Virus ausgebremst worden. Die ehemalige Stadtarchivarin hatte nämlich für das Burgfest-Buch einen Rückblick verfasst, was sich in Königstein vor genau 100 Jahren so zugetragen hat. Da nun das Burgfest ausfallen muss und dementsprechend kein Begleitbuch erscheint, veröffentlichen wir diesen an das Jahr 2020 gebundenen Beitrag nun in der KöWo, aufgeteilt als Serie in loser Folge.

Allgemeine Lage

1920 war zunächst einmal das Jahr, in dem – als Folge des 1. Weltkrieges – die Bestimmungen des Versailler Vertrages in Kraft traten. In Berlin rief sich Wolfgang Kapp, Verwaltungsbeamter und Reichstagsmitglied, am 13. März zum Reichskanzler und preußischen Ministerpräsidenten aus; der „Kapp-Putsch“ brach aber schon am 17. März zusammen.

Im August 1920 fanden die Olympischen Spiele in Antwerpen statt – ohne das Deutsche Reich, Österreich, Ungarn, Bulgarien und die Türkei, die von der Teilnahme ausgeschlossen worden waren. Ebenfalls im August wurde in den USA das Frauenwahlrecht eingeführt, eineinhalb Jahre nachdem Frauen im Deutschen Reich das erste Mal zur Wahlurne gehen konnten.

Reichstagswahl in Königstein

In Folge des erwähnten Kapp-Putsches fanden am 6. Juni 1920 Reichstagswahlen statt. Auch in Königstein gab es zahlreiche Veranstaltungen politischer Parteien.

Die Beteiligung der Königsteiner an der Reichstagswahl wurde als gut bezeichnet. Die zur Wahlurne gehenden Männer und Frauen wurden damals noch getrennt verzeichnet. So wählten von 803 wahlberechtigten Männern in Königstein 663. Die Anzahl der hier wahlberechtigten Frauen betrug sogar 1127, von denen 766 von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. „Frauen stimmten für das Zentrum 399 (396), Deutsche Demokraten 94 (158), Deutsch.-Nat. 18 (4), U.S.P. 41 (22), Deutsche Volkspartei 118 (45), Mehrh.-Soz. 95 (143). Männer stimmten für das Zentrum 232 (183), Deutsche Demokraten 83 (142), Deutsch.-Nat. 6 (1), U.S.P. 77 (24), Deutsche Volkspartei 104 (23), Mehr.-Soz. 161 (170). Verloren haben hiernach an Stimmenzahl die Deutsche Demokratische Partei und die Mehrheitssozialisten, gewonnen hauptsächlich die Unabhängigen Sozialdemokraten und die deutsche Volkspartei, ein Resultat, wie es schon vor der Wahl für das ganze Reich vorausgesagt war

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Fortsetzung folgt.

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