Königstein vor 100 Jahren: Neuigkeiten „vom Hof“

Adelheid Marie (Bildmitte) mit ihren Enkelinnen im Garten des Königsteiner Domizils, links von ihr stehend Marie Adelheid, die 1919 abdanken musste. Das blonde Mädchen rechts, Charlotte, wird 1919 Großherzogin von Luxemburg. Repro: Stadtarchiv

Königstein (kw) – In loser Folge veröffentlichen wir in der KöWo den Beitrag, den Ex-Stadtarchivarin Beate Großmann-Hofmann ursprünglich für das Burgfest-Buch verfasst hat, aufgeteilt als Serie – heute den letzten Teil.

Nassau und Luxemburg

Seit 1858 besaß der letzte Herzog von Nassau, Adolph, seit 1890 Großherzog von Luxemburg, einen Sommersitz in Königstein. Auch nach der Annexion von Nassau durch Preußen kehrten Adolph und seine Ehefrau Adelheid Marie regelmäßig hierher zurück. Die Königsteiner waren der (groß)herzoglichen Familie sehr verbunden, sorgte die kleine Sommerhofhaltung nicht nur für gute Reputation der Stadt, sondern auch für Verdienstmöglichkeiten.

Insbesondere Adelheid Marie, Großherzogin von Luxemburg und Herzogin von Nassau, war in der Stadt sehr geachtet und verbrachte bis zu ihrem Tod regelmäßig einige Sommerwochen in ihrem kleinen Schloss unterhalb der Burgruine, das heute noch als „Luxemburger Schloss“ bekannt ist und das Amtsgericht beherbergt. Hier verstarb sie im November 1916. Auch wenn in Deutschland die Monarchie mit dem Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 abgeschafft wurde, erschienen auch danach in der Zeitung die neuesten Nachrichten der fürstlichen Familie und ihrer ehemaligen Bediensteten.

Neuigkeiten vom alten Adel

Die älteste Enkelin Adelheid Maries war Marie Adelheid (1894-1924), die nach dem Tod ihres Vaters Wilhelm 1912 Großherzogin von Luxemburg wurde. Der jungen Frau, die als Kind oft mit ihren fünf Schwestern bei der Großmutter zu Besuch in Königstein war, wurde am Ende des Ersten Weltkriegs eine zu deutsch-freundliche Haltung vorgeworfen. Zugunsten ihrer jüngeren Schwester Charlotte verzichtete sie am 9. Juni 1919 auf den luxemburgischen Thron. 1920 trat Marie Adelheid als Novizin in das Kloster der „Heiligen Therese“ bei Modena in Italien bei. Die Taunuszeitung berichtete ausführlich über ihren Eintritt in das Kloster.

Auch die Verlobung der jüngsten Schwester der beiden Großherzoginnen Marie Adelheid und Charlotte, Sophie, mit Prinz Ernst von Sachsen (3. Sohn des letzten Königs von Sachsen) am 20. Oktober 1920 war der Zeitung eine kurze Meldung wert.

Im Dezember 1920 verstarb Josef Stüber, der bis 1916 fünfzig Jahre als Kammerdiener des nassauisch-luxemburgischen Fürstenhauses gedient hatte, im Alter von 81 Jahren. Er engagierte sich in der Königsteiner evangelischen Kirchengemeinde als Mitglied des Kirchenvorstandes.

Pessimistischer Blick auf 1921

Wie im Jahr zuvor gab es zahlreiche Feierlichkeiten in der Weihnachtszeit, von denen hier nur der Ball des Turnvereins Königstein (mit sportlichen Darbietungen) sowie die Konzerte der Gesangvereine „Harmonie Falkenstein“ und „Heiterkeit Mammolshain“ erwähnt werden, die am 2. Weihnachtsfeiertag stattfanden. Doch am Ende des Jahres war die Stimmung gedämpft: hatte man große Hoffnungen auf 1920 gesetzt, so gab es „statt Erfüllung viel Enttäuschung“. Alles, der Staat, die Gemeinden, die Geschäfte und die Haushaltungen kämpften nur um die Existenz. Die Teuerung stieg immer weiter an, sie „begleitet uns auch in das neue Jahr“.



X