Königsteiner Kreis etabliert sich: 70 Jahre Bundestag im Haus der Begegnung

Eine umfangreiche Ausstellung im Foyer rundete die Veranstaltung ab.

Königstein (kw/hhf) – Es ist schon selten, dass eine historisch motivierte Veranstaltung mit einer mächtigen und lauten Stimme beginnt, doch am vergangenen Samstag im „Haus der Begegnung“ war es genau so: Raumfüllend wie vor 71 Jahren im „Parlamentarischen Rat“ übernahm Carlo Schmid für knapp vier Minuten die Eröffnungsrede des Abends. Wenn auch nicht „live“: Veranstalter Christoph Schlott hatte eine originale Tonquelle aufgetan.

Ganz aktuell und echt war dann aber der anschließende Vortrag zur Rolle des Deutschen Bundestages von Prof. Dr. Marie-Luise Recker zu hören, ist sie doch die Autorin des neuen Handbuches „Parlamentarismus in der Bundesrepublik Deutschland“. Versiert fasste sie die Rolle und die Möglichkeiten der Abgeordneten vor allem in der frühen Phase der Bundesrepublik zusammen.

Bereits beim vorausgegangenen Empfang im Foyer des Hauses hatte das Publikum die Möglichkeit, sich seltene Originaldrucke aus der Frühzeit der Bundesrepublik und der Entstehung des Grundgesetzes anzuschauen: „Uns vom Königsteiner Kreis kam es darauf an, passend zum 70-jährigen Jubiläum des Bundestages in Königstein, einer Stadt des Grundgesetzes, wiederum eine dazu passende Veranstaltung durchzuführen, die vierte in diesem Jahr nach den Terminen zum ‚Haus der Länder‘ und zum Grundgesetz“, erläutert Christoph Schlott: „Dass wir dafür Prof. Dr. Recker gewinnen konnten, war natürlich ein seltener Glücksfall“.

An den Vortrag schloss sich eine Podiumsdiskussion an, an der Heike Hofmann MdL und Vizepräsidentin des Hessischen Landtages sowie Dr. Kai-Michael Sprenger von der Universität Mainz teilnahmen. Ging es im Kern vor allem um die Frage, wie man mit der Geschichte der Bundesrepublik und ihrer herausragenden Demokraten umgehen soll, mischten sich doch schon bald Fragen aus dem Publikum in die Podiumsdiskussion, so dass es Moderator Christoph Schlott nicht ganz leicht fiel, fest am Thema zu bleiben. Rasch kamen Bemerkungen und Erfahrungen zur Demokratie-Pädagogik auf, zum Thema ‚Image der Politiker‘ und zum Umgang mit dem Nationalsozialismus – über fehlende Publikumsbeteiligung konnten sich die Akteure also nicht beklagen: „Dabei haben wir die Frage, wie denn Königstein mit seinem Erbe aus der Frühzeit der Bundesrepublik umgehen könnte, wirklich nur am Rande gestreift. Dieses spannende Thema allerdings verdient eine eigene Veranstaltung“, bemerkte Schlott dazu am Rande.

Überraschend offenbarte sich den Zuhörern unter anderem die Rolle Heike Hofmanns im Verfassungskonvent des Landes Hessen, wieder einmal ein Beleg für die der Öffentlichkeit wenig bekannte, aber eben grundlegende Arbeit von Abgeordneten in Ländern und Bund. Und das alles verbunden mit der Erkenntnis, dass jeder Bundesbürger unter zwei Verfassungen lebt: Dem Grundgesetz und der Verfassung des jeweiligen Bundeslandes.

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