„Ja“ und Kritik zu weiteren 150.000 Euro für Sanierung der Dorfschänke

Mammolshain (pu) – Dass Bau- oder Sanierungsprojekte mitunter teurer werden, als vorher kalkuliert, kommt auch in der Burgenstadt vor. Für das Empfinden der Parlamentarier passiert dies aber zu häufig, weshalb sie ihrem aufgestauten Ärger in der jüngsten Sitzung der Stadtverordnetenversammlung ordentlich Luft machten.

Anlass war die anstehende Genehmigung einer überplanmäßigen Ausgabe; in diesem Fall zusätzliche 150.000 Euro für die laufende Sanierung der Dorfschänke im Dorfgemeinschaftshaus Mammolshain. Auf dem Papier vermeintlich keine große Sache, dennoch offenbar der berühmte Tropfen zuviel auf dem vollen Wasserfass.

Salamitaktik

Als erstes platzte dem FDP-Fraktionsvorsitzenden Michael-Klaus Otto der Kragen, der sein großes Missfallen darüber ausdrückte, dass anfangs im Raum stehende circa 200.000 Euro Kosten zwischenzeitlich auf über 400.000 Euro wuchsen und nunmehr gar etwa 600.000 Euro befürchtet werden müssten. Der Liberale sparte nicht mit Kritik, beanstandete Salamitaktik statt frühzeitiger Informationen, stellte jedoch gleichzeitig unmissverständlich klar, dass der „Point of no return“ bereits erreicht sei, also könnten sich die Parlamentarier dem Wunsch des Magistrats auf zusätzliche Mittelfreigabe wohl kaum verschließen.

Ähnlich äußerten sich Bündnis90/Die Grünen und die Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein. Der SPD-Stadtverordnete Tilmann Stoodt forderte angesichts der möglichen Vervierfachung der Kosten verlässliche, präzise Zahlen bis zur nächsten Sitzung ein.

Stellungnahme

Dies sagten sowohl Bürgermeister Leonhard Helm (CDU) als auch der erst seit wenigen Monaten im Amt befindliche Leiter des Fachbereichs Planen, Umwelt, Bauen – Stefan Bouillon – zu, der sogar noch einen Schritt weiterging und direkt Stellung zu den massiven Vorwürfen nahm. Eine alles andere als alltägliche Situation in einer Parlamentssitzung. „Ich muss mich entschuldigen, die Zahlen sind wohl verwirrend, und diese Fehler muss ich auf meine Kappe nehmen“, räumte er ganz offen ein. Denn auch die zwischenzeitlich als voraussichtliches Endergebnis genannte Zahl von rund 625.000 Euro sei schon wieder überholt, da die geplante Lüftungsanlage nunmehr nur noch in der Küche und in den Toiletten zwingend notwendig sei, während im Gastraum durch die schon eingesetzten hohen Fenster und die davor geschaffene Terrasse davon abgesehen werden könne.

Entwicklung

Mehr Licht und die neue Außenterrasse zur Attraktivitätserhöhung der Gaststätte – diese zwei Maßnahmen hatten von der ersten Minute des Sanierungsprojekts ganz oben auf der Agenda gestanden. Darüber hinaus wurde – nachdem die Angelegenheit zwischenzeitlich in Frage gestellt schien – eine Arbeitsgruppe aus Verwaltungsmitarbeitern, dem Ortsbeirat und Mammolshainer Bürgern gegründet und eine Planung durch das Architekturbüro Seitz aus Frankfurt erstellt. In dieser Phase sahen sich alle Beteiligten die Räumlichkeiten logischerweise im Detail an mit dem Ergebnis, dass infolge erheblichen Investitionsstaus eine ganze Reihe Mängel zutage traten. Dazu zählten unter anderem in die Jahre gekommene und inzwischen unzumutbare Sanitäranlagen, fehlender behindertengerechter Zugang, defekte Lastenaufzüge, sanierungsbedürftige Heizung und einiges mehr. Mammolshains Ortsvorsteher Hans-Dieter Hartwich (CDU) rückte in einem flammenden Plädoyer Ausgangssituation und Ziel anschaulich vor Augen: „Innerörtlich wurde die Dorfschänke zuletzt nur noch als ‚das Loch‘ oder ‚Raucherkneipe‘ bezeichnet, deshalb ist in die Planungen viel Gehirnschmalz hineingeflossen, damit unter anderem durch große Fenster, Außenterrasse und barrierefreien Zugang ein richtiges Lokal entsteht, das Familien anzieht, die dort gerne bei Kaffee und Kuchen den herrlichen Ausblick von der Terrasse genießen.“ Von eitlen Wünschen könne absolut nicht die Rede sein, allerdings liege auf der Hand, man „hätte sich das Ganze schenken können“, wenn man die Dorfschänke nicht attraktiver gestalte. Nach momentanem Stand der Dinge wird mit einer Gesamtinvestition von etwa 550.000 Euro gerechnet.

Klare Aufträge

Um Diskussionen dieser Art künftig zu vermeiden, bat der Leiter des Fachbereichs Planen, Umwelt, Bauen um „klare, saubere Aufträge, was sie haben wollen, damit wir bis Leistungsphase drei eine solide Basis haben, bei der wir uns nicht mehr schämen müssen und die Kosten nicht mehr überbordend überschritten werden!“

Im Wissen um die Notwendigkeit der Sanierung der Dorfschänke gaben die Parlamentarier letztendlich einstimmig „grünes Licht“ für die zusätzlich benötigten 150.000 Euro.



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