Königstein – 50 Mitglieder und Freunde des Förderkreises der Städtepartnerschaft e. V. waren der Einladung des Vorstands zur Jahreshauptversammlung in den Großen Saal des Hauses der Begegnung gefolgt.
Lena Abtt, Dagmar Reuter und Martina Riedel zeichneten durch eine entsprechende Tischdekoration für einen frühlingshaften Empfang verantwortlich. Als politische Vertreter unter den Gästen konnte der Vereinsvorsitzende Wolfgang Riedel sowohl Stadtverordnetenvorsteher Dr. Michael Hesse, der das Grußwort der Stadtverordnetenversammlung überbrachte, als auch Bürgermeister Leonhard Helm und Ersten Stadtrat Jörg Pöschl begrüßen. Ein herzliches Willkommen galt auch dem Ehrenvorsitzenden des Vereins, Dr. Reinhard Siepenkort, den Vertretern der Königsteiner Vereine, besonders aber den Partnerschaftsvereinen um Katja Metz (Freundeskreis der Städte Königstein), Achim Drescher (Partnerschaftsverein der Städte Königstein-Kôrnik) und Gerhard Hablizel (Partnerschaftsverein Falkenstein-Le Mêle).
Quo vadis Europa?
Neben den turnusgemäßen Rechenschaftsberichten stand ein Vortrag von Fredo Endres unter der Überschrift „Quo vadis Europa?“ auf der Tagesordnung. Der Diplom-Verwaltungswirt arbeitete beim Berliner Senat, im Bonner Ministerium für Entwicklungshilfe (BMZ) und 16 Jahre als Bürgermeister in Baden-Württemberg. Ab 1996 war er sporadisch für die EU und die George-Soros-Stiftung in Bulgarien, dem Belarus und in der Ukraine tätig.
Durch den brutalen russischen Angriffskrieg hat sich Europas Weg mit unabsehbaren Folgen verändert. Endres verwies auf die Wurzeln der demokratischen Staaten, auf die erreichten Ziele sowie die jetzt anstehenden Aufgaben und mahnte, dass der bisherige Wohlstand wohl für lange Zeit nicht mehr zu halten sein werde.
Nach Beobachtung des Europakenners gestaltet sich unabhängig des Kriegs die Einheit von 27 europäischen Nationen „weit schwieriger als erwartet.“ Es bedürfe einer Balance von Einzelstaat und Gemeinschaft, von Subsidiarität, Komplementarität und solidarischer Verantwortung für die Finanzen wie die Asylpolitik. Nur so könne eine nachhaltige Bewahrung und humane Weiterentwicklung in Europa als geopolitischem Brückenkopf auf dem eurasischen Kontinent gelingen. Nach Kriegsausbruch stelle sich die Frage des Umgangs mit jener Zeitenwende als Bruch einer vermeintlichen Gewissheit. Russland reklamiere „nach der größten geopolitischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts“ eine Hegemonie im nachsowjetischen Raum, die Putin mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg am 24. Februar wahr gemacht habe. Dennoch bleibe Russland geostrategisch ein unverrückbarer Teil Europas.
Endres hielt in aller Deutlichkeit vor Augen, Europa sei eine Wertegemeinschaft und kein Selbstbedienungsladen aus dem Kohäsionsfond. Zu den spannenden Fragen zähle, wer die Orientierungslosigkeit der Europäischen Union beenden könne und kam dabei auf die Rolle Deutschlands zu sprechen: Makler oder Antreiber?
Bei aller Fassungslosigkeit über Putins Marschbefehl müsse sich der Westen dennoch mit den unbequemen Wahrheiten beschäftigen. Etwa, dass er Russland bis 2014 weniger als Partner denn als Konkursmasse gesehen habe und es ohne Putin keine tragfähige Sicherheitsarchitektur in Europa und dem Nahen Osten geben werde. Aus Sicht des Europaexperten kann eine konsolidierte Neutralität der Ukraine mit klaren Sicherheitsgarantien den Krieg beenden.
Ausgebremste Aktivitäten
Im von Riedel vorgetragenen Jahresbericht 2021 standen die Aktivitäten des Vereins im Mittelpunkt, die durch Corona doch merklich ausgebremst worden waren. Trotzdem konnten insbesondere die Outdoorveranstaltungen wie die Wanderung Morgenbachtal im Rheingau, das Lavendelfest im August, der Weinstand beim Oktoberfest, aber auch der Besuch mit Weinprobe und Vesper im Weingut Robert Weil in Kiedrich, der Europatag in Oberursel, die Keltenwanderung im Oktober und im November die Wein-, Käse- und Olivenprobe durchgeführt werden. In Anknüpfung daran stellte Heinz Alter viele interessante Unternehmungen für das Wander- und Kulturprogramm in diesem Jahr vor.
Die französische Sprache kam 2021 ebenfalls nicht zu kurz. Chantal Irmen und Ingrid Behret bieten den Mitgliedern im Zwei-Wochen-Rhythmus die Gelegenheit dazu.
Schatzmeister Stefan Seidel stellte den Kassenbericht vor. Detailliert erklärte er die einzelnen Positionen der Aufstellung und dankte Mitgliedern und Magistrat für Spenden, Beiträge und Zuschüsse. Die Kasse war von den Kassenprüfern Dr. Oskar Mayr und Silja Faust geprüft worden. Dr. Mayr bescheinigte dem Kassierer eine ordnungsgemäße Arbeit. So konnte auf Antrag von Dr. Mayr der gesamte Vorstand entlastet werden.
Das Jahr 2022 wird in die Geschichte des Vereins eingehen, denn es ist das Jubiläumsjahr „50 Jahre Städtepartnerschaft mit Le Cannet“. Dazu wird die Königsteiner Woche in der kommenden Woche detailliert berichten.
Die Jahreshauptversammlung bot einen würdigen Rahmen für Ehrungen einiger Vereinsmitglieder für deren langjährige Vereinsmitgliedschaft und so ging mancher mit der neuen Tasse des Vereins nach Hause.
Bevor Wolfgang Riedel sich bei allen Anwesenden für die Teilnahme an den Veranstaltungen des Vereins sowie für das Engagement der Mitglieder bei allen Zusammenkünften bedankte, lud er die Anwesenden dazu ein, sich bei den Feierlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft durch rege Teilnahme einzubringen.