Mauersegler-Wohnungen am Rathaus

Birte Sterf, städtische Biologin, mit einem Mauersegler-Nistkasten

Fotos: Stadt Königstein im Taunus

„Die Appartements sind bereit, nun warten wir nur noch auf den Einzug“, sagt Bürgermeister Leonhard Helm. Ein Top-Immobilienangebot in der Kurstadt – allerdings nur für gefiederte Bewohner. Seit Anfang der Woche befinden sich acht Mauersegler-Nistkästen am Königsteiner Rathaus.

Gespendet wurden sie von der Aktionsgemeinschaft Lebenswertes Königstein (ALK). „Regelmäßig vor Beginn der Vogelbrutsaison bieten wir Königsteiner Bürgern Nistkästen zum Selbstkostenpreis an“, erläutert dazu Wählergemeinschaftsmitglied Markus Klein. „Die Kästen für Meisen, Sperlinge und andere Singvögel sind schnell verkauft, die Mauerseglernisthilfen sind allerdings ein Spezialfall.“

Mauersegler haben besondere Ansprüche an ihren Nistplatz. Ursprünglich nisteten die wendigen Flieger in Felsnischen und Baumhöhlen. Als Kulturfolger nutzen sie gerne Hohlräume unter den Dächern hoher Gebäude. Bei Renovierungen werden diese jedoch meist beseitigt, und moderne Gebäude sind so „abgedichtet“, dass sie in der Regel keinerlei Nistmöglichkeiten bieten. Mauersegler fliegen die Eingänge ihrer Nistplätze direkt und meist in hohem Tempo an. Beim Abflug lassen sie sich gerne etwas fallen, bevor sie wieder in die Höhe steigen. Deshalb müssen die Nistkästen sehr hoch und die Einfluglöcher frei von Hindernissen sein. Ideal sind Plätze unter einem Dachüberstand als Regenschutz und die Ausrichtung nach Norden oder Osten; denn die Nestlinge vertragen keine große Hitze.

Nicht einfach, geeignete Plätze für die Mauerseglerkästen zu finden. „Wir sind sehr glücklich, dass die Nordostseite des Rathauses zum Parkplatz Milchhof all diese Voraussetzungen bietet“, so die städtische Umweltbeauftragte Birte Sterf und sie bedankt sich gemeinsam mit Bürgermeister Helm herzlich für die Spende der acht Mauerseglerkästen.

Während Gerd Pfaff vom Königsteiner Bauunternehmen Pfaff die Nistkästen montierte, unterstützte der städtische Baumpfleger Frank Hanisch mit dem stadteigenen Hubsteiger. Schließlich mussten die Nistkästen in acht Metern Höhe direkt unter dem Dachüberstand angebracht werden. Da Mauersegler sogenannte Koloniebrüter sind, sind immer mehrere Kästen nebeneinander angebracht. Mauersegler beschädigen die Bausubstanz nicht und tragen nur sehr wenig Nistmaterial ein. Bedenken bezüglich einer Verschmutzung der Fassade bestehen daher nicht.

Nun warten alle Vogelfreunde auf die Ankunft der Mauersegler aus Afrika, ihrem Winterquartier. Üblicherweise werden die neuen Nistmöglichkeiten von Jungvögeln genutzt, die das erste Mal brüten, während die Altvögel ihre bisherigen Brutplätze nutzen. „Ein wenig Geduld müssen wir schon haben mit dem Bezug der neuen Wohnungen“, so Birte Sterf. Es kann dauern, bis die neuen Nistplätze angenommen werden.

Schon gewusst?

Außerhalb der Fortpflanzungszeit verbringen Mauersegler mehrere Monate am Stück fliegend. Sie schlafen sogar im Flug und fressen ausschließlich in der Luft schwebende Insekten und Spinnen. Dabei jagen sie meist in großer Höhe von bis zu 3.000 Metern über der Erde, nur getrunken wird im schnellen, geraden Gleitflug direkt aus Gewässern aller Art.

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