„Mehrweggebot“ in Königstein – Sind die Gastronomen und Geschäfte auf einem guten Weg?

Das Team Mehrweg (v.l. Simone Aurich, Birte Sterf und Daniel Zink) verfolgt den Wunsch nach einer möglichst einheitlichen Nutzung von wenigen Mehrweg-Pfandsystemen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Foto: Scholl

Königstein (gs) – Seit Beginn des Jahrs gilt bundesweit die sogenannte „Mehrwegangebotspflicht“ für Gastronomiebetriebe, die Speisen „to go“ – also zur Abholung oder Mitnahme – anbieten. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hat zum 1.1.2023 festgelegt, dass Restaurants, Bistros und Cafés, die Essen für unterwegs verkaufen, ab 2023 verpflichtet sind, ihre Produkte sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegverpackungen anzubieten. Die Mehrwegvariante darf dabei nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung.

Von der Pflicht ausgenommen sind kleinere Geschäfte wie Imbisse, Spätkauf-Läden und Kioske, in denen insgesamt fünf Beschäftigte oder weniger arbeiten und die eine Ladenfläche von nicht mehr als 80 Quadratmetern haben. Diese Betriebe müssen jedoch ihren Kundinnen und Kunden ermöglichen, deren eigene, mitgebrachte Mehrwegbehältnisse befüllen zu lassen.

Seit längerem bereits etabliert sind Mehrwegbecher für den morgendlichen „Kaffee to go“, die von zahlreichen Anbietern wie Cafés und Bäckereien angeboten und von den Kundinnen und Kunden auch gerne genutzt werden. Neben unternehmensinternen Systemlösungen haben sich zahlreiche Filialbetriebe (z.B. Bäckerei Flach) für die Teilnahme an einem übergreifenden Pfandsystem, zu dem auch der Anbieter Recup gehört, entschlossen. Die deutschlandweit agierenden Pfandsysteme haben den Vorteil, dass der Kunde den Becher an jeder Ausgabestelle auch zurückgeben kann, was die Flexibilität des Systems – und damit ihre Akzeptanz – deutlich erhöht.

Was bei Kaffeebechern bereits gut funktioniert, hat in Bezug auf „Essen to go“ noch deutlich Luft nach oben. Während zur Vermeidung von Einweg-Pappverpackungen, zu denen z.B. Pizzakartons gehören, noch keine Mehrweglösungen angeboten werden müssen, sind die Gastronomen seit Jahresbeginn in der Pflicht, auch bei Speisenabholung oder -mitnahme auf Verlangen des Kunden eine Mehrwegalternative zu präsentieren.

Städtische Projektgruppe informiert Betriebe

Bereits im vergangenen Jahr machte die städtische Projektgruppe „Mehrweg“ unter der Leitung von Birthe Sterf auf die anstehenden Veränderungen aufmerksam und nahm Kontakt zu den Gastronomiebetrieben auf. Die Idee hinter dem angestoßenen Projekt war (und ist) es, eine möglichst einheitliche Mehrweg-Lösung für die meisten Gastronomiebetriebe in Königstein zu initiieren, um die Möglichkeiten der Rückgabe flexibel zu gestalten und damit die Akzeptanz der Mehrwegverpackungen zu erhöhen. Zu diesem Zweck wurde der Bedarf in den Gastronomiebetrieben abgefragt und eine öffentlich zugängliche Ausstellung in der Stadtbibliothek aufgebaut, in der eine Vielzahl von „Mehrweggeschirr“ nicht nur angesehen, sondern auch haptisch erprobt werden konnte. Darüber hinaus lobte die Stadt einen Zuschuss zu den Anschaffungskosten für eine begrenzte Anzahl jener Betriebe aus, die sich als erste für die Teilnahme an einem Mehrwegkonzept entschieden.

Betriebe tun sich schwer

Bedauerlicherweise war die Resonanz der betroffenen Betriebe auf das umfassende Informationsangebot der Stadt sehr verhalten. Zwar konnte das Mehrweg-Team den einen oder anderen Teilnehmer erfolgreich beraten, die breite Masse der betroffenen „to go“-Anbieter nahm das umfassende Angebot der Stadt jedoch nicht aktiv wahr.

Das Mehrweg-Team ist nun noch einmal mit einem Anschreiben an die betroffenen Betriebe herangetreten. „Wir haben auch noch mal unsere Unterstützung angeboten und auf ein umfassendes Merkblatt des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zusammen mit dem Hotel- und Gastronomieverband DEHOGA Hessen e.V. hingewiesen, das sehr viele Informationen bietet. Aufgrund der im Merkblatt enthaltenen Verlinkungen haben wir auch angeboten, es per E-Mail zuzusenden, wenn uns diese vorliegt. Bisher gab es noch keine Reaktionen, aber das Schreiben ist ja noch frisch“, merkt Birte Sterf, Umweltbeauftragte der Stadt Königstein, an.

Von Seiten des städtischen Klimaschutzmanagers Herrn Zink gebe es Planungen, die Firmen, die an einem Mehrwegsystem teilnehmen, bei dem Klimataler einzubinden, so Sterf.

Kundinnen und Kunden gefragt

Welche Gastronomen nun welches Mehrwegsystem nutzen und ob sie überhaupt eines anbieten, ist auch dem Mehrweg-Team im Rathaus nicht bekannt, da es für die Teilnahme keine Melde- oder Informationspflicht gibt. Nun liegt es also möglicherweise in den Händen der Kundinnen und Kunden, bei Bestellungen aktiv nach dem Angebot von Mehrwegverpackungen zu fragen und diese ggf. auch einzufordern, denn eines ist sicher: Das „Mehrweggebot“ ist erst der erste Schritt – weitere werden folgen, um der Verwendung großer Mengen von Einwegverpackungen im Sinne der Umwelt Einhalt zu gebieten.

Wem die Rückgabe von Mehrwegverpackungen in Zukunft zu umständlich und aufwändig erscheint, der kann sich vielleicht Gedanken darüber machen, ob er sich nicht einfach wieder die Zeit nimmt, seinen Kaffee vor Ort zu trinken oder sein Essen wieder – ganz „old school“– direkt im Restaurant einzunehmen.



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