„Natur und Schöpfung“ Projekttag im Woogtal

Bei bestem Herbstwetter trafen sich die beteiligten Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Religionen. Ziel war der Austausch zum Thema „Natur und Schöpfung“. Foto:privat

Königstein (kw) – Am 20. Oktober trafen sich Schülerinnen und Schüler der Sankt-Angela-Schule und der Friedrich-Stoltze-Schule Königstein im Woogtal. Ziel des Projekttages war der Austausch zum Thema „Natur und Schöpfung in den abrahamischen Religionen“. Geleitet wurde die Veranstaltung vom gemeinnützigen Verein „Abrahamisches Forum“ in Deutschland.

„Es ist sehr schön, dass sich Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher Religionen begegnen und austauschen“, erklärte Karin Hildebrandt, Religionslehrerin an der Sankt-Angela-Schule und Mit-Initiatorin des Projekttags. Mit ihr begleiteten weitere Lehrkräfte der Schulen und ein Religions- und Naturschutzteam des Abrahamischen Forums die Jugendlichen auf ihrem Weg durch die Natur.

In einer Informationsrunde konnten die Schüler*innen von Tanju Doganay mehr über die Rolle der Schöpfung im Islam erfahren: „Durch die Schöpfung zeigt sich eine gottgegebene Ordnung, in welcher der Mensch seinen Platz als Statthalter innehat“, erklärte der Ingenieur und praktizierende Muslim. An einer beispielhaften Belegstelle aus dem Koran verdeutlichte er das Gebot des Korans, mit Elementen aus der Natur sorgsam umzugehen: Wer achtlos Laub, Pflanzen und Früchte von den Bäumen entfernt und Bäume fällt, handele nicht um Sinne Allahs.

Die jüdische Perspektive erläuterte Jasna Emso, Mitglied der Jüdischen Kultusgemeinde in Heidelberg: Die Natur nimmt eine zentrale Rolle im Judentum ein und ihrer wird in jüdischen Traditionen und Festen über den Jahreszyklus hinweg gedacht. Jasna Emso berichtete beispielsweise über das Laubhüttenfest, das an die Geschichte des Auszugs der Israeliten aus der Wüste auf dem Weg ins heilige Land erinnert. Auf der vierzig Jahre andauernden Wanderung verlebte das jüdische Volk jährlich eine Woche in erbauten Laubhütten, wo man in der Gemeinschaft aß, schlief und feierte. Das beliebte Fest am Ende der Erntezeit erinnert an die naturgegebenen Wandel im Zyklus des Jahres. Die Laubhütte als symbolische Unterkunft zeigt dem Menschen, dass das Leben nicht nur aus materiellen Gütern besteht.

In Kleingruppen, die sich aus muslimischen und christlichen Jugendlichen zusammensetzten, haben die Schülerinnen und Schüler dann mit Begleitern die Natur unter diesem wertschätzenden Blickwinkel erkundet. Eine Gruppe meditierte in jüdischer Tradition (Hitbodedut) in der Natur. „Dies war eine ganz besondere Erfahrung“, berichtet eine Schülerin. „Ich habe die Gerüche und Geräusche ganz besonders wahrgenommen.“

Auch in den anderen Gruppen gab es viel Resonanz auf die Begegnung mit Religion und Natur. „Wir Menschen sind den Bäumen ganz ähnlich“, erklärte Abu. „Manche sind groß, andere klein, manche stehen gern allein, andere in Gruppen.“

Viele Bilder wurden in der Natur gefunden. So zum Beispiel die Kastanie für eine stachelige Schale um einen weichen Kern, das auch als Sinnbild für viele Menschen stehen kann. Im Anschluss wurden gesammelte Materialien zu einem Baumbild auf dem Boden angeordnet.

„Dies könnte als Sinnbild für unseren Trialog stehen“, erklärte Stephanie Krauch vom Abrahamischen Forum. Ein offener Austausch der Religionen, um die Integrität der Natur zu achten und zu bewahren.



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