Neuer Treffpunkt in der Fußgängerzone übergeben

Bürgermeister Leonhard Helm, LIONS-Präsident Daniel Fischer und Künstler Egbert Broerken heben Königsteins Flagge, um den Blick auf das Blinden-Stadtmodell freizugeben.

Fotos: Puck

Königstein (pu) – Was haben München, Straßburg, New York, Zürich und Königstein im Taunus gemeinsam? Allen, denen ad hoc keine passende Antwort einfällt, sei die Besorgnis einer Bildungslücke genommen, denn die Burgenstadt reiht sich erst seit wenigen Tagen in die Liste der Städte ein, die durch ein Blinden-Stadtmodell des bekannten Bildhauers Egbert Broerken bereichert werden. Die einen Teil der Altstadt in einem Maßstab von 1:650 zeigende, auf einem massiven Taunusschiefer mit Quarzeinlagerungen thronende Goldbronzeskulptur, wurde am Samstagmorgen in Anwesenheit zahlreicher Interessierte von Bürgermeister Leonhard Helm, dem amtierenden LIONS-Präsidenten und bekannten Rundfunkmoderator Daniel Fischer und dem Soester Bildhauer gemeinsam am Eingang der Fußgängerzone enthüllt.

Das auf Initiative des LIONS Club Königstein entstandene, durch Spenden finanzierte Stadtmodell ermöglicht es sowohl Sehbehinderten als auch Sehenden, auf Fingerkuppen durch die Straßen zu spazieren, die Anordnung von Plätzen und Gassen zu ertasten, Größenunterschiede zwischen Häusern und Kirchen zu erkennen sowie Architektur und Stadtgeschichte dreidimensional zu erfahren.

Gemeinsames Erlebnis

„Dieses gemeinsame Erlebnis soll für eine Identifikation mit der Stadt, zur Integration behinderter Mitbürger und zur Verständigung anregen“, untermauerte Fischer und nahm die Anwesenden mit auf einen Rückblick auf den siebenjährigen Entwicklungsprozess dieses jüngsten LIONS-Projekts. Seinerzeit sei es Club-Mitglied Heinz Alter gewesen, der ein solches Stadtmodell zum Fühlen, Sehen und Begreifen in Zürich sah und mit der Idee „So etwas brauchen wir auch in Königstein“ bei seinen Mitstreitern offene Ohren fand. Durch sogenannte „Activities“, mit denen die LIONS gemeinnützige Initiativen und Förderprojekte unterstützen, wurden die notwendigen finanziellen Mittel für das ambitionierte Vorhaben, das, wie Fischer betonte, „on top“ zu den üblichen Projekten kam, erreicht. Sein herzlicher Dank galt daher allen voran der TaunusSparkasse, der Frankfurter Volksbank, der Klinik Dr. Amelung, dem Heimatverein Königstein, Syna GmbH, der Stiftung Deutsche LIONSund den zahlreichen sogenannten Platinsponsoren, die seit vielen Jahren den traditionsreichen LIONS-Ball fördern sowie allen übrigen und nicht genannten Spendern für die treue Unterstützung. Glücklich über das ehrenamtliche Engagement des 1963 gegründeten LIONS-Clubs sorgte die Stadt Königstein mit dem prominenten Aufstellort samt schützendem Poller in der Fußgängerzone für den richtigen Rahmen. Bürgermeister Leonhard Helm sprach von „einer tollen Bereicherung“ für die Kurstadt, einem perfekten Geschenk und einen weiteren Grund zum Feiern an diesem ereignisreichen Oktoberfest-Wochenende. Er gab seiner festen Überzeugung Ausdruck, dass viele Menschen dieses Modell, das selbst schon eine Sehenswürdigkeit darstelle, am neu geschaffenen Treffpunkt ansehen und anfassen werden und „ich freue mich auf die Kommentare der Besucher.“ Der im westfälischen Soest lebende Künstler begann nach einer Anregung durch die Rotary Clubs von Münster vor etwa zwei Jahrzehnten mit der Fertigung bronzener Blinden-Stadtmodelle, tüftelte gemeinsam mit Schülern und Lehrern der örtlichen Westfälischen Blindenschule in Soest Schritt für Schritt die optimale Tastbarkeit aus. Die filigranen Erläuterungen werden durch ein spezielles Verfahren in der Bronzegießerei gewährt. Inzwischen hat er rund 240 Modelle, die in Deutschland und im Ausland zu finden sind, hergestellt.

Die goldbronzene Königsteiner Altstadt – das Gold wird sich erst im Laufe der Zeit durch den Abrieb zeigen – entstand in mehrjähriger Handarbeit liebevoll nach Fotos und Ortsbesichtigungen der Burgenstadt, den massiven Naturstein fanden die LIONS in Mammolshain.

Abschließend weckte Daniel Fischer schon die Vorfreude auf ein weiteres Modell, das dank einer maßgeblichen Spende von LIONS-Mitglied Wolfgang Kirsch bereits in Auftrag gegeben wurde: Das Wahrzeichen der Stadt, die Königsteiner Burgruine, soll in absehbarer Zukunft ebenfalls als Blindenmodell haptisch erlebbar werden. Umrahmt wurde die kleine Feierstunde von der Band „Blind Foundation“, die aus zwei blinden und zwei sehenden Musikern besteht und mit ihrem Repertoire Menschen im In- und Ausland begeistert.

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