Opel-Zoo: Besucherplus, neue Arten und Neuausrichtung Zoopädagogik

Von links:Dr. Martin Becker, stellvertretender Zoodirektor und Leiter der Zoopädagogik, Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels, Tierärztin und stellvertretende Zoodirektorin Dr. Uta Westerhüs und der neue Kurator Dipl. Biol. Jörg Jebram vor der Pinguin-Anlage Foto: Puck

Kronberg/Königstein (pu) – Mit Bildern der sechs im Juni geborenen Gepardenjungen eröffnete Dr. Thomas Kauffels, Direktor des Opel-Zoo, seine Ausführungen in der Jahrespressekonferenz. „Unsere Besucher haben die Entwicklung der jungen Raubkatzen mit großem Interesse verfolgt, nichtsdestotrotz waren wir schon ohne diesen ‚besonderen Wurf‘ vor allem im ersten Halbjahr auf Rekordkurs unterwegs, wurden dann leider durch verregnete Herbstferien ausgebremst und landeten im Endeffekt bei der Gesamtbesucherzahl von 557.854“, so sein zufriedenes Resümee. Nach seiner Information geht 2019 trotz ungünstiger Wetterbedingungen zu Jahresbeginn, im Mai und im Oktober als das zweitbeste in die Geschichte des Freigeheges ein. Im Vergleich zum Vorjahr, als 545.125 Ausflügler das Ziel Opel-Zoo ansteuerten, bedeutete das eine Steigerung um 2,3 Prozent. Spitzenreiter ist nach wie vor das Jahr 2014, als das Interesse mit 750.000 Besuchern nach der Eröffnung der neuen Elefantenanlage enorm war.

Zuchterfolge und neue Arten

Weitere erfreuliche Nachrichten gab es bezüglich der Zuchterfolge neben den Geparden-Sechslingen durch 18 Jungtiere bei den Feldhamstern, von denen ein Teil in den Frankfurter Zoo abgegeben wurden und den Europäischen Zieseln, die bereits in der ersten Saison nach der Einrichtung der Auffang- und Zuchtstation geboren wurden. Durch die Abgabe von Nachzuchten sieben weiterer mitteleuropäischer Arten in Wiederansiedelungsprojekte, beteiligte sich der Opel-Zoo aktiv am Schutz bedrohter heimischer Tierarten, darunter Habichts- und Steinkäuze oder europäische Nerze. Am Beispiel Uhu unterstrich der Zoodirektor die Bedeutsamkeit dieses Engagements vor der Haustür: „Bevor der Zoo vor 40 Jahren mit der Zucht begann, war der Uhu in Deutschland quasi nicht mehr vorhanden. Mittlerweile ist er wieder gut vertreten, sodass eine Zucht nicht mehr notwendig ist.“

Diesen Entwicklungen trägt der Zoo durch Anpassungen Rechnung. Das wirkt sich auf die Artenvielfalt aus. Aktuell gibt es, auch ohne die Eröffnung zusätzlicher Anlagen, neue Arten zu entdecken. Laut Dr. Kauffels haben die beiden lang erwarteten Hirscheber aus Großbritannien kurz nach Jahresbeginn das frühere Känguru-Gehege bezogen, während die Kängurus derzeit in Gemeinschaftshaltung mit den Löffelhunden zu sehen sind. Seit Frühjahr sind zwei Streifenhyänen dort zu finden, wo zuvor braune Hyänen gezeigt wurden. Im weiteren Jahresverlauf feierten Kaiserschnurrbart-Tamarine Taunus-Premiere, für die der Opel-Zoo die Haltung von Lisztäffchen aufgab. Zusätzlich wurde noch im November begonnen, die Feldhamster-Station um drei Terrarien im Innenbereich sowie einen Volieren-Anbau im angrenzenden Außenbereich zu ergänzen, um zukünftig Europäische Zwergmäuse, Haselmäuse und europäische Flughörnchen zu haben. Für diese Maßnahme wurden vom Förderverein „Freunde und Förderer des Opel-Zoo“ weitere 15.000 Euro zu Verfügung gestellt. Trotz dieser insgesamt 17 Zuzügler reduzierte sich nach den Worten des Zoodirektors der Artenbestand um 20. Kein Grund zur Besorgnis. „Wir haben Einzeltiere bei den Fischen, Reptilien und Vögel abgegeben, das ist eine ganz normale Fluktuation. Wir peilen in der Regel 200 Arten und 1.600 Tiere plus/minus an.“ Im Detail lebten zum Stand 31. Dezember 2019 1.612 Tiere in 199 Arten in der Freizeiteinrichtung.

Weitere Neuerungen

Nicht nur im Tierbestand sind im Opel-Zoo weitere Neuerungen in der Planung, wie der Zoodirektor im Ausblick auf das Jahr 2020 erläuterte: „Derzeit werden die bisherigen Anlagen der Warzenschweine und der Waschbären für Pinselohrschweine beziehungsweise für Manule, auch Pallaskatzen genannt, hergerichtet. Für die geplante Katta-Vari-Anlage laufen vorbereitende Arbeiten, der Bau selbst kann voraussichtlich im Lauf des Jahres beginnen.“

In Sachen des Bebauungsplanverfahrens Nr. 123/1 „Opel-Zoo, 1. Änderung“ hofft die Zooleitung auf Planungssicherheit bis spätestens Ende des Jahres. „Von der Stadt Kronberg wurde uns eine Entscheidung bis Oktober in Aussicht gestellt“, informierte Dr. Thomas Kauffels über den Stand der Dinge. Ziel der Bebauungsplanänderung ist es, dem Opel-Zoo ein zusammenhängendes Betriebsgelände mit einer arrondierten, geschützten Außengrenze und verbindliche Leitlinien für die Weiterentwicklung zur Verfügung zu stellen. Hierfür soll der durch den Zoo verlaufende Teil des öffentlichen Philosophen-Weges eingezogen werden. Sobald unter diese seit Jahren die Gemüter umtreibende Angelegenheit ein Schlussstrich gezogen werden kann, kann der Opel-Zoo im nächsten Schritt der Zoozielplanung wie schon im letzten Jahr berichtet ein weiteres Großbauprojekt angehen – eine Anlage, die künftig asiatischen Tieren und dem Panzernashorn als gewichtigem „Flaggschiff“ Platz bieten soll. Umgestaltet werden dafür im unteren Zoodrittel, im südöstlichen Teil der Freizeiteinrichtung, rund 18.000 Quadratmeter der 27 Hektar Gesamtfläche. Die Zukunftsplanung umfasst teils aktuell brach liegende Bereiche wie die alte Giraffenanlage mit 2.600 Quadratmetern sowie die momentane Anlage der Elenantilopen mit 2.700 Quadratmetern und die jetzige Anlage für Prinz-Alfred-Hirsche und Hirschziegenantilopen mit rund 5.600 Quadratmetern. Die Investitionssumme für die Umgestaltung dieses Zooteils veranschlagen die Zoovertreter auf eine Bruttosumme von 10 bis 12 Millionen Euro. In Vorbereitung darauf fließen seit März 2019 unter dem Motto „3 Euro sind für uns – Danke!“ 3 Euro pro Tagesticket in den Topf „Bauvorhaben Panzernashörner“.

Personalien und Neuausrichtung

In der Zooleitung wurde Tierärztin Dr. Uta Westerhüs zu Jahresbeginn zur stellvertretenden Zoodirektorin bestellt. Gemeinsam mit Dr. Martin Becker unterstützt sie nun in dieser Funktion Zoodirektor Dr. Thomas Kauffels, seit Dezember komplettiert Dipl. Biol. Jörg Jebram als neuer Kurator das Team.

Inhaltlich wird die stetig steigende Bedeutung von Natur- und Umweltthemen zum Anlass für eine Neuausrichtung des zoopädagogischen Angebots genommen. In dessen Mittelpunkt steht weiterhin die direkte Begegnung mit den Tieren, zukünftig soll jedoch noch stärker als bisher auf die bedrohte Biodiversität eingegangen und Anregungen für nachhaltiges Handeln gegeben werden. Erstes Beispiel dafür sind schon buchbare Familien-Erlebnisworkshops für Erwachsene und Kinder ab dem Grundschulalter. Ein kleines Puzzleteil sind auch Kastanienhonig aus dem Opel-Zoo und Samentütchen für farbenfrohe Insektenweiden.

Zudem strebt die Zooleitung an, den Betrieb des Opel-Zoo noch nachhaltiger zu machen. Stefan Ohmeis, Vorstandsmitglied der „von Opel Hessische Zoostiftung“ bekräftigte: „Ein nachhaltiger Umgang mit allen Ressourcen ist unverzichtbar für uns. Als Bildungseinrichtung von überregionaler Bedeutung sollte der Opel-Zoo hier eine Vorbildfunktion einnehmen.“ Abschließend ging Dr. Kauffels, nachdem er darüber informiert hatte, dass die 2014 vereinbarte Unterstützung des Opel-Zoo für Forschung und Lehre mit einer Dotierung der Stiftungsprofessur Zootierbiologie am Fachbereich Biowissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt für weitere 5 Jahre fortgeführt wird, noch einmal auf den im Oktober letzten Jahres verstorbenen Giraffenbullen Gregor ein. Die im Mai und September geborenen Jungtiere Madiba und Kiano sind die jüngsten seiner insgesamt 17 Nachkommen. Zwei weitere seiner Kinder werden Anfang 2021 erwartet. „So schließt sich der Kreis, in dem die jetzt noch jungen Giraffenbullen innerhalb des europäischen Zuchtprogramms zur Arterhaltung beitragen werden – wahrscheinlich ganz im Sinne ihres Vaters“, so Dr. Kauffels zum Ende der Pressekonferenz.



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