Wir opfern einen ganzen Jahrgang!

Als Elternbeiratsmitglied recht nah am Geschehen, macht Hans-Peter Trimborn, Stresemannstraße, Königstein, seinem angestauten Ärger über die derzeitige Situation am Taunusgymnasium Luft: Jüngst hatten wir im Taunusgymnasium Königstein den ersten Elternabend seit Beginn der Corona-Krise. Die in der Videokonferenz festgestellten Tatsachen stellen das aus der Presse schon hinlänglich bekannte Maß an mangelhafter digitaler Kompetenz und dem Wunsch nach Änderung des allgemeinen Zustands beschämend in den Schatten.

Beginnend mit einem Führungsdurcheinander mit immer wieder wechselnden Schulleitern über, wenn vorhanden, dann nur privater PC-Ausstattung, haben wir uns am Elternabend eine Art Selbstverteidigungskurs einer engagierten Lehrkraft anschauen müssen. An dieser Stelle sei gesagt: Die Lehrkraft trifft keine Schuld, sie gibt alles für das Gelingen und Miteinander. Der Fisch stinkt vom Kopf her!

Ein paar Beispiele: Die Situation ist für die Schule, Lehrkörper und Eltern gleichermaßen neu und stellt bislang unbekannte Herausforderungen dar. Viele Lehrer sind nach meiner Beobachtung weder technisch ausreichend ausgestattet, haben keine Unterstützung in der Weiterbildung erfahren noch diese in Aussicht. Teilweise sind Lehrkräfte seit Anbeginn der Schulschließung nicht mehr erreichbar gewesen. Anschaffungen von Arbeitsmitteln/PC mussten privat von Lehrkräften organisiert werden, um überhaupt technisch ausgestattet zu sein.

Unterstützung durch amtliche Stellen wie Medienzentrum Frankfurt/Hochtaunus für die Lehrkräfte ist meines Wissens nur marginal bis gar nicht vorhanden. Das zuständige Medienzentrum ist für bis zu 10 Schulen gleichzeitig verantwortlich und hoffnungslos überfordert. Im Vergleich dazu ist die Stadt Frankfurt hier gut aufgestellt. Zur aktuellen Lage und Aussicht bis Schuljahresende gibt es keine über die Presse und offizielle Schulinformation hinausgehende Erkenntnis für die Eltern.

Die aktuelle Gesamtsituation am Taunusgymnasium ist hinsichtlich der nur vertretenden und jetzt ausscheidenden Leitung und Unterstützung der Lehrkräfte augenscheinlich ungenügend. Hierzu ist dringend Handlungsbedarf angemeldet worden. Technische Ausstattung muss zwingend für alle zu erlangen sein. Die in der Not einbezogene Schulplattform Moodle erfüllt anscheinend nur bedingt die allgemeinen Anforderungen. Ausweichmanöver auf Zoom und andere Videotechniken sind die Folge, was wiederum Schüler und Eltern vor komplexe Herausforderungen stellt. Logik des Unterrichtsablaufs und konsequente Umsetzung transparent für Eltern und Schüler machen, ist eine Forderung aus der Elternschaft.

Bekanntlich fällt der Schulsport aus, laut Presseberichten sollen die Schüler zur Bewegung anderweitig motiviert werden. Dahinter steht der Offenbarungseid – „Mens sana in corpore sano“. Pommes, Cola, Chips und keine Bewegung – nicht alle Eltern sind Leistungssportler und in allen Sportarten befähigt. Seit März 2020 sitzen Kinder in Zimmern und müssen die Füße still halten. Mit Radtouren und Spaziergängen immer um den gleichen Block wird die Muskulatur und Beweglichkeit nicht besser – wir opfern einen ganzen Jahrgang!

Ein paar Vorschläge:

• Anschaffung einheitlicher, einfacher PC/Laptops mit Druckern und funktionierender Schulsoftware für alle Lehrkräfte und Schüler. Es geht nicht um „Gaming-PCs“ im Kinderzimmer, sondern einen Plan für die Zukunft und schlimmstenfalls zweite Welle der Corona-Pandemie. Es kann nicht angehen, dass für jeden Nebenschauplatz der Gesellschaft Millionen zur Verfügung stehen, aber über die Schule hier keine digitalen Lehrmittel bereitgestellt werden können.

• Allmorgendlicher Online-Klassenraum per Video mit Aufgabenstellung, anschließender Bearbeitung im „Homeschooling“ und späterem Treffen im Klassenraum online würde den Schülern und Eltern eine mittlerweile spürbar fehlende Struktur im Alltag geben. In anderen Schulen funktioniert das Presseberichten nach gut.

• Als Mindestmaß sollte eine Freiluft-Bewegung verpflichtend sein – Sportplätze für Dauerlauf, Gymnastik und andere auf Abstand mögliche Sportarten haben wir ausreichend.



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