Philosophenweg: „Dem Bürgerbegehren wird nun doch stattgegeben“

Königstein – Einerseits sind die Initiatoren des Bürgerbegehrens „Philosophenweg für alle!“ froh darüber, dass die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Königstein nunmehr im zweiten Anlauf entschieden hat, den Beschluss vom 29.05.2019 aufzuheben. Ein paar Monate zuvor hatte sie noch das Gegenteil beschlossen.

Nun aber, so die offizielle Begründung der Stadt Königstein, habe der Opel-Zoo den von der Stadt Königstein geforderten zweiten Ein- und Ausgang am Kamelgehege endgültig abgelehnt, so dass sich Bürgermeister Helm gezwungen gesehen habe, die Verhandlungen abzubrechen und die Vereinbarung, die das Bürgerbegehren angegriffen hatte, aufzuheben. Damit entfällt der ursprünglich für den 26.04.2020, dann aber wegen der Corona-Krise auf unbestimmte Zeit nach November 2020 verschobene Bürgerentscheid.

Der doch nun recht plötzlich eingetretene Sinneswandel könne natürlich auch mit der Kommunalwahl zusammenhängen, die voraussichtlich am 14. März 2021 stattfinden wird, mutmaßen die Initiatoren des Bürgerbegehrens. Zu vermuten sei, dass bei dem im Königsteiner Stadtparlament herrschenden Bündnis aus CDU, FDP, SPD und Grünen doch eine gewisse Besorgnis darüber bestehe, dass das Thema „Philosophenweg“ Einzug in den Kommunalwahlkampf halten könnte. Das scheine man vermeiden zu wollen, daher wohl die Entscheidung zu diesem späten Zeitpunkt.

Nun hat die Initiative genau genommen also doch noch ihr Ziel erreicht; der Vertrag zwischen Königstein, Kronberg und dem Opel-Zoo, der die Schließung des Philosophenweges vorsah, ist vom Tisch. Das bedauern in den Augen der Initiatoren die Vertreter der SPD und der Grünen, die die Schließung des Weges begrüßt hätten, da Königsteiner Bürger zum halben Preis den Zoo hätten besuchen dürfen. „Sie verstehen nicht, dass die Offenhaltung des Philosophenweges bei vielen Königsteiner Bürgern einen hohen Stellenwert hat“, begründet Dr. Hedwig Schlachter noch einmal ihr Engagement: „Durch die vielen Jahre, die dieses Thema nunmehr die Öffentlichkeit beschäftigt, ist bei einigen Stadtverordneten, die die Anfänge des Konflikts nicht miterlebt haben, auch der Zusammenhang aus dem Blickfeld geraten. Dies weiß der Direktor des Zoos, der durchaus für die hartnäckige Verfolgung seines Ziels bekannt ist, für seine Belange zu nutzen. Im Jahre 2003 beschlossen die Städte Königstein und Kronberg gemeinsam einen Bebauungsplan, der den Bau des Elefanten- und des Giraffenhauses und der Lodge vorsah. Die Stadt Königstein stimmte dem Plan zu, weil darin die Offenhaltung des Philosophenweges ausdrücklich garantiert war. Auf Vorschlag des Zoodirektors sollten Brücken über den Philosophenweg gebaut werden, um so ein zusammenhängendes Zoogelände zu schaffen. In Wirklichkeit aber hatte der Zoo niemals die Absicht, diese Brücken auch wirklich zu bauen.“

Kaum war der Bebauungsplan in Kraft, versuchte die Stadt Kronberg, den Philosophenweg als öffentlichen Weg einzuziehen, davon ist die Bürgerinitiative „Philosophenweg für alle!“ überzeugt. Dieses Vorhaben hätte sie aber aufgeben müssen, da es vom Regierungspräsidenten als rechtswidrig eingestuft wurde. Es kehrte aber keine Ruhe bei dem Thema ein: „Der Zoo hatte sein Angebot zwischen dem Philosophenweg und der B 455 erheblich erweitert und sann auf andere Möglichkeiten, den Weg für sich zu beanspruchen. Im Jahre 2013 sollte schließlich der Bebauungsplan aus dem Jahre 2003 geändert werden, dieses Mal mit dem Ziel, den Weg einzuziehen.“ Ein aufwendiges Verfahren der Bürgerbeteiligung führte schon damals – jedenfalls bei den Königsteiner Bürgern – vielfach zu dem Ergebnis, dass diese sich für die Offenhaltung des Weges aussprachen. Nun kehrte für einige Jahre Ruhe ein.

„Die Begehrlichkeit seitens des Zoos auf den Weg bestand aber fort“, beobachtete Schlachter: „Jetzt wurde versucht, den Weg mittels eines Vertrages einzuziehen. Aber auch dieser Versuch stieß bei den Königsteiner Bürgern auf wenig Gegenliebe. Sie trugen mit ihren innerhalb kurzer Zeit geleisteten Unterschriften dazu bei, dass das Quorum für einen Bürgerentscheid erreicht wurde. Diese Bürger wehren sich gegen eine Politik mit der Brechstange, die auf jede erdenkliche Weise versucht, ihr Ziel zu erreichen, und zwar solange, bis die Verantwortlichen des Dauerthemas überdrüssig werden und endlich Ruhe haben wollen oder den Anfang des Konflikts aus den Augen verloren haben.“

Andererseits hatte die Initiative nie das Ziel, einen Rechtsstreit mit der Stadt Kronberg zu führen. Vielmehr hätten sich die Initiatoren gewünscht, dass ein Bürgerentscheid, der zu ihren Gunsten ausgegangen wäre, die Kompromissbereitschaft des Zoos erhöht hätte. Es sei allerdings auch jetzt noch nicht zu spät, mit Kronberg weiter zu verhandeln, denn rein rechtlich werde es Kronberg kaum möglich sein, den Weg eigenmächtig einzuziehen. (hhf)



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