Radius 99: Haderheck-Quellwasser wird wieder abgefüllt – in Bad Königstein?

Präsentierten das Quellwasser in Weinflaschen-Optik im Haus der Begegnung: Dieter Wierz (Königsteiner Quellen GmbH), Stefan Schmidt (Ingenieur und Getränketechnologe), Meikel Pedrana (Kreativkoch auf dem „Geibelhof“), Bürgermeister Leonhard Helm, Kur-, Bad- und Wasserexperte Rainer Kowald, Nicola Piesch (Königsteiner Quellen GmbH) und Moderator Oliver Becker (von links nach rechts). Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Zunächst hatte Dr. Hans-Jörg Pohlmann sich so richtig geärgert, denn der Boden seiner neuen Garage wurde einfach nicht trocken. Also ging er der Sache auf den Grund – und entdeckte eine Quelle mit bestem Taunuswasser. Leider im Haderheck, das in den 1960er-Jahren bereits reines Wohngebiet war.

Dennoch vertrieb der rührige Mann das Heilwasser deutschlandweit, vielen älteren Königsteiner*innen sind die eckigen Literflaschen, die es auch im Reformhaus gab, noch ein fester Begriff. Natürlich stand der Besitzer einer Quelle mit besonderem Wasser auf Königsteiner Gebiet auch immer mit der Stadt und der Kur-GmbH in Kontakt, woran sich Altbürgermeister Antonius Weber und Ex-Kurchef Rainer Kowald noch zum aktuellen Termin gerne erinnerten.

Fast 20 Jahre Unterbrechung

Am Montag, 11. November, hatte nämlich die „Königsteiner Quellen GmbH“ ins Haus der Begegnung eingeladen, um dort die ersten nun wieder erhältlichen Flaschen mit Wasser aus der Haderheck-Quelle vorzustellen. Ein Vorhaben, das eine lange Vorgeschichte hat, denn nach dem Tod des Dr. Pohlmann vor rund 20 Jahren wurde der Betrieb stillgelegt, vor allem den Nachbarn war es zu laut geworden.

Das Wasser aber behielt seinen guten Ruf in der Fachwelt, Kliniken hatten es gerne zur Krebs-Nachsorge verwendet, denn es spült die Giftstoffe einer Chemotherapie sehr effektiv aus dem Körper. So blieb der Kur- und Heilbäderexperte Rainer Kowald stets am Ball und auch Leonhard Helm erinnert sich, dass er schon zu Beginn seiner Amtszeit als Bürgermeister – etwa 2006 – bei auswärtigen Terminen mehrfach gefragt wurde, ob es denn das Haderheck-Wasser noch gebe. Natürlich kannte er es als Königsteiner Bub auch schon lange, schätzt aber auch das Leitungswasser bis heute, von dem sich sein Cousin bei jedem Besuch eine Flasche mitnahm. „Wir werden kein Wasser zukaufen“, unterstrich er deswegen noch einmal seine Bemühungen, das hiesige Leitungswasser schmackhaft zu halten, widmete sich dann aber wieder der Haderheck-Quelle: „Andere Kommunen freuen sich über ‚Garagenfirmen‘...“

Renommee und Gewerbesteuer

Natürlich hat die Stadtverwaltung bei allem Wohlwollen neben ihrem guten Ruf auch Gewerbesteuereinnahmen im Blick, wenn sie nun ganz bewusst die Königsteiner Quellen GmbH fördert, dabei ergeht auch ein ausdrücklicher Dank an die Nachbarn, denen man es freilich so angenehm wie möglich gestalten will.

Derzeit dürfen täglich bis zu 1.000 Liter Wasser abgefüllt werden, ein an sich geräuschloser Vorgang, und die Tagesmenge passt in einen Lieferwagen – damit bleibt das Verkehrsaufkommen zwischen Postunternehmen und anderen Hauslieferanten absolut im Rahmen eines Wohngebietes. Und trotzdem ist alles nur eine Probeerlaubnis, um zu testen, ob die Wiedereinführung am Markt gelingt. Bei Erfolg wird die Abfüllung per (Glas-)Rohrleitung in eine Halle an anderer Stelle verlegt. Der Probebetrieb soll allerdings nicht nur die Wirtschaftlichkeit ausloten, sondern auch zur weiteren Erforschung und gegebenenfalls Qualifizierung des Quellwassers dienen.

Heilwasser im Luftkurort?

Aktuell liegt bereits eine Analyse des Institut Fresenius vor, die „ausgewogene und niedrige Mineralisierung“ sowie keinerlei Nachweis von umweltbedingten Verunreinigungen bescheinigt – das stille Wasser, das druckfrei direkt aus der Quelle abgefüllt wird, ist weiterhin extrem natriumarm und zeichnet sich durch einen besonders weichen und frischen Geschmack aus.

Natürlich wird dieses besondere Wasser auch umweltschonend vermarktet, die Pfandflaschen werden in Pappkartons ausgeliefert und das nicht allzu weit: Der Name „Radius99“ steht für extreme Regionalität im Umkreis von 99 Kilometern. Im Blick ist dabei neben Privatkunden erst einmal die gehobene Gastronomie, als deren Vertreter Meikel Pedrana vom „Geibelhof“ bei Karben ein Loblied auf das Quellwasser sang. Sogar seine Kaffeemaschine will er mit dem Wasser betreiben, weitgereiste italienische Wasser von seiner Karte streichen, denn das geschmacklich unaufdringliche Königsteiner Produkt passt auch sehr gut zu Wein.

„Wir brennen für dieses Projekt“

Mit sehr viel Optimismus wollen die Gründer der GmbH das Wasser aber nicht nur für verwöhnte Gaumen fördern, sondern auch genauere Analysen einholen, vermutlich kann der Status „Heilwasser“ wieder erreicht werden. und da bekommt Rainer Kowald dann leuchtende Augen, denn eine derart qualifizierte Quelle wäre eine unverzichtbare Voraussetzung, um Königstein den Zusatz „Bad“ verleihen zu können ...

Damit sich die Königsteiner*innen einen eigenen Eindruck vom neuen „Badewasser“ machen können, lädt die Kur- und Stadtinformation für den kommenden Samstag, 23. November, von 10 bis 13 Uhr zu einer Verkostung ein. Für 2,29 Euro pro Flasche wird „Radius99“ dort auch künftig zu bekommen sein, der Getränkemarkt Hasselbach hat den edlen Tropfen ebenfalls von Beginn an im Sortiment und weitere „Zapfstellen“ werden sicher bald dazukommen.



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