Der Romberg – Mythos und Tradition

Auf einer Lichtung unterhalb des Romberggipfels am Ende des Kreuzweges steht ein altes Steinkreuz von 1776, eingerahmt von zwei Votivsteinen mit den Vierzehn-Nothelfern aus dem Jahr 1754, und lädt Wanderer zum kurzen Verweilen oder einem Gebet ein.

Repro und Foto: privat

Königstein (kw) – Wirft man einen Blick auf das ursprüngliche Städtchen Königstein, fällt auf, dass es, an der alten Handelsstraße Frankfurt-Köln gelegen, zwischen zwei Taunusbergen seinen Ursprung hat. Die alte Handelsstraße verlief von der Gerichtstraße kommend den Ölmühlweg bis zum Rombergweg und weiter über die Alte Straße zur Billtalhöhe. Im Süden begrenzt der Burgberg mit der in 407 Metern Höhe thronenden trutzigen Festung, die wir nur noch als Stadtbild prägende beeindruckende Ruine kennen, die Altstadt. Der nördlich gelegene zweite Hausberg ist der Romberg mit 541 Metern.

Es gibt viele Mythen, die sich um den geheimnisumwobenen Romberg winden und ranken. Sie werden seit Generationen erzählt, ohne historisch exakt nachweisbar zu sein. Viele sind „frommes Wunschdenken“ und im Reich der Legendenbildung zu suchen. Sicher ist, dass der Romberg seit Jahrhunderten eine Rolle im religiösen Brauchtum Königsteins spielt. Auf einer Lichtung unterhalb des Romberggipfels am Ende des Kreuzweges steht ein altes Steinkreuz von 1776, eingerahmt von zwei Votivsteinen mit den Vierzehn-Nothelfern aus dem Jahr 1754, und lädt Wanderer zum kurzen Verweilen oder einem Gebet ein. Bereits seit 1348 führten aus Anlass der Pest Bittprozessionen zum Romberg. Von 1667 an zog die Prozession nicht mehr zum Romberg sondern zum Hofheimer Kapellenberg, ehe die alte Tradition zu Beginn des 19. Jahrhunderts wieder aufgenommen wurde. Bis heute pilgern die Gläubigen der Stadt am Karfreitag den Kreuzweg (seit 1853 nachgewiesen) und am Pfingstmontag in den frühen Morgenstunden bei der „Gelobten Prozession“ betend und singend hinauf zum Romberg.

Neben den Gläubigen sind es stets auch Fotografen und Maler, die von dem mystischen Ort angezogen werden. Der Königsteiner Heimatforscher Rolf Krönke verfügt über eine frühe Fotografie des „Königsteiner Photoclubs von 1910“. Mater Bonifatia Goetz vom Königsteiner Ursulinenkloster malte 1946 ein stimmungsvolles Aquarell. Die Kunstlehrerin an der Ursulinenschule, der heutigen St. Angela-Schule, hat viele sehr schöne Bilder des Taunus und des Ursulinenklosters gemalt, die dort wie ein Schatz aufbewahrt werden. Das „Aquarell vom Ronnenberg“ war ein Geschenk von Schwester Bonifatia an den 1886 in Frankfurt am Main geborenen Fischbacher Pfarrer Friedrich Jansen. Pfarrer Jansen war von 1922 bis 1951 Beichtvater im Kloster der Königsteiner Ursulinen. Über seine Haushälterin Katharina Wolf kam ihre Schwester Helene in den Besitz des Bildes. Nach ihrem Tod erhielt es Pfarrer Norbert Dorn als Vermächtnis. Norbert Dorn wurde 1981 Pfarrer am „Taunusdom“ St. Johannes in Bad Homburg-Kirdorf. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand zog er 1996 in das Haus St. Elisabeth in Bad Soden, wo er 2008 verstarb.

Zwischenzeit hat das Aquarell seinen Weg in die Hände von Manfred Colloseus gefunden, von dem bekannt ist, dass es eines seiner Hobbys ist, der Geschichte der katholischen Gemeinde St. Marien Königstein nachzuspüren. Nach Abschluss seiner Recherchen wird er nun mit den Ursulinenschwestern und Gemeindepfarrer Stefan Peter klären, wo das Zeugnis der Geschichte Königsteins seinen dauerhaften Platz finden soll.

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