Saalburgpreis 2019: Hochtaunuskreis zeichnet Königsteiner aus

Für Beate Großmann-Hofmann gehör(t)en regelmäßige Vorträge in der Stadtbibliothek zum festen Jahresablauf. Nun gibt es mehr als diesen hübschen Blumenstrauß für ihren unermüdlichen Einsatz. Foto: Archiv Friedel

Hochtaunus (kw) – Mit dem diesjährigen Saalburgpreis für Geschichte und Heimatpflege zeichnet der Hochtaunuskreis zwei Persönlichkeiten aus, die sich große Verdienste um die Erforschung und Vermittlung der Orts- und Regionalgeschichte erworben haben: Beate Großmann-Hofmann, die langjährige Königsteiner Stadtarchivarin, und Ulrich Cannawurf aus Bad Homburg. Der Förderpreis des Saalburgpreises geht an eine Schülergruppe der Bischof-Neumann-Schule, die sich intensiv mit der Geschichte des Taunusklubs beschäftigt hat.

„Ich freue mich sehr, dass wir mit den diesjährigen Preisträgern ein breites Spektrum historischen Arbeitens abdecken – von der akademisch ausgebildeten Historikerin über den engagierten Laien bis hin zu Schülern, die sich mit lokalgeschichtlichen Themen auseinandersetzen“, erklärt Landrat Ulrich Krebs. Seinen Worten zufolge behandeln die ausgezeichneten Arbeiten interessante Aspekte aus der Orts- und Regionalgeschichte im Taunus. „Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Identität im Landkreis“, so Krebs, der im Vorfeld der Verleihung das Engagement der Preisträger*innen würdigte.

Beate Großmann-Hofmann

Beate Großmann-Hofmann ist fast genau 30 Jahre lang Stadtarchivarin von Königstein gewesen. Neben ihren beruflichen Pflichten und auch nach deren Beendigung engagiert sie sich seit langem auch ehrenamtlich für die lokale und regionale Geschichte – so im Vorstand des Historischen Vereins Rhein-Main-Taunus e.V. In Königstein samt Stadtteilen hält die Historikerin regelmäßig Vorträge zu historischen Themen, mit denen sie ein großes Publikum erreicht.

Aber auch über Königstein hinaus war und ist Beate Großmann-Hofmann eine gefragte Referentin zu Themen der Stadt-, Regional- und Landesgeschichte. Die Autorin zahlreicher Veröffentlichungen, darunter 34 Aufsätze allein in den Jahrbüchern des Hochtaunuskreises, steuert auch für das Königsteiner Burgfestbuch jährlich Aufsätze bei. Außerdem kuratiert sie – in der Regel einmal im Jahr – eine Ausstellung zur Königsteiner Stadtgeschichte im dortigen Rathaus. Das Königsteiner Stadtarchiv hat sich dank des außerordentlichen Engagements von Beate Großmann-Hofmann zu einer wichtigen Anlaufstelle für historische Forschungen herausgestellt.

So arbeitete sie beispielsweise intensiv und auch in ihrer Freizeit mit der Königsteiner Stolperstein-Initiative zusammen. Ein besonderes Anliegen waren und sind Frau Großmann-Hofmann auch historische Stadtführungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten. Besonders hervorzuheben sind die 2013 von ihr mitentwickelten Kostümführungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen (siehe zuletzt Bericht in KöWo Nr. 22 vom 29. Mai).

Drei Bischof-Neumann-Schüler

Mit dem Förderpreis zum Saalburgpreis werden Philipp Cramer, Maximilian Voß und Ruben Voß, drei Schüler der Bischof-Neumann-Schule, ausgezeichnet. Sie haben das Thema „So geht’s nicht weiter! – Krise, Umbruch, Aufbruch“ des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten 2018/19 zum Anlass genommen, sich intensiv mit der Geschichte des Taunusklubs und dessen Sozialfürsorge zu beschäftigen. Als Tutor stand ihnen dabei Dominic Dehmel von der Bischof-Neumann-Schule zur Seite.

Ergebnis des Projektes ist die 21-seitige Arbeit „Die Not und Armut im Taunus. Die Arbeit und Bemühungen der Wohltätigkeitskommission des Taunusklubs“, die im Februar 2019 fertiggestellt und im Geschichtswettbewerb auf Landesebene mit einem Förderpreis ausgezeichnet wurde. Zur Motivation ihrer Arbeit schreiben die Autoren einleitend: „Neben dem lokalen Bezug zu unserer Heimatgegend hat uns an der Thematik fasziniert, wie sich gesamtgesellschaftliche Umwälzungen im regionalen Kontext auswirkten und wie entscheidend bürgerliches Engagement zu positiven gesellschaftlichen Veränderungen beitragen konnte.“

Diese Verbindung aus konkreter Lokal- und Regionalgeschichte einerseits und gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen andererseits zeichnet den Ansatz der Arbeit aus. Inhaltlich beschäftigt sich die Schülerarbeit nach einer Darstellung der sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Bestandsaufnahme des Taunus im 19. Jahrhundert vor allem mit den Aktivitäten der Wohltätigkeitskommission des Taunusklubs, besonders mit der Korbflechtschule in Grävenwiesbach.

Methodisch ist hervorzuheben, dass die Schüler sich nicht auf Literatur- und Internetrecherche beschränkt haben, sondern intensiv die einschlägigen Archive konsultiert haben, was für eine Schülerarbeit in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich ist. Sie recherchierten im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises, im Stadtarchiv Kronberg und im Vereinsarchiv des Taunusklubs

Sozusagen Dritter im Bunde der Ausgezeichneten ist Ulrich Cannawurf. Er ist seit vielen Jahren Vorstandsmitglied des Gemeinschaftskreises „Unser Homburg“ und war lange Zeit Schriftleiter der Vereinszeitschrift gleichen Namens, zu der er selbst zahlreiche heimatgeschichtliche Beiträge verfasst hat. Darüber hinaus engagiert er sich seit fast 20 Jahren im Denkmalbeirat der Stadt Bad Homburg und trägt dazu bei, historisch relevante Gebäude für die Zukunft zu erhalten. Hervorzuheben ist zudem das von ihm verfasste Buch „Bad Homburg im 20. Jahrhundert“.

Der Festakt zur Verleihung des Saalburgpreises findet am 25. November im Römerkastell Saalburg statt; bei dieser Gelegenheit wird auch der neue Band des Jahrbuchs Hochtaunuskreis der Öffentlichkeit vorgestellt. (dw)



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