Wie wir Uhuwächter wurden …

Die beiden diesjährigen Jungtiere wachsen und gedeihen sichtlich. Foto: Pfenninger

Königstein (kw) – Seitdem 2019 erstmals offenkundig wurde, dass ein Uhupaar das Gelände der Königsteiner Burgruine als idealen Ort für die Aufzucht seines Nachwuchses auserkoren hat, fiebern jährlich viele weit über die Stadtgrenzen hinaus lebende Menschen mit der Uhufamilie mit.

Dazu zählen auch Anne und Markus Pfenninger, die einen ganz besonderen Blick auf die Brutstätte haben und ihre Erlebnisse mit allen Interessierten teilen möchten: „Als studierte Biologen liegt es meinem Mann und mir im Blut, unsere Umwelt mit offenen Augen zu betrachten. Und unser Dachgeschoss hat ein schönes Fenster mit direktem Blick auf die Burg, welchen wir abends gerne genießen. So kam es im letzten Jahr, dass mein Mann bei einem prüfenden Blick über die Burgmauern direkt in ein großes gelb-oranges Augenpaar schaute. Wir hatten die neue Brutnische der Königsteiner Uhus außerhalb des Innenhofes entdeckt! Es ist wirklich ein riesiger Zufall, dass wir direkt hineinschauen können, auch noch durch die Bäume hindurch. Wir haben quasi einen Blättertunnel gefunden, der direkt zu den Uhus führt, und das aus über 130 Metern Entfernung. Wir sind keine Profifotografen, aber wir haben uns schon Einiges einfallen lassen, um über diese Entfernung ganz gute Bilder machen zu können. Und wir haben unsere Nachbarn darüber informiert, dass wir nicht sie im Blick haben :-)

Es war uns von Anfang an besonders wichtig, die Tiere zu schützen, weniger die medialen Interessen zu befriedigen. Aber als das Jungtier 2021 aktiver wurde, kräftig mit den Flügeln schlug und die Gefahr bestand, dass es aus der Nische direkt auf den öffentlichen Weg der Burg abstürzt, haben wir uns an die Uhu-Beauftragten der Stadt Königstein, Birte Sterf und Michaela Neumann, gewandt. Bei ihnen, unterstützt durch den Falkner vom Falkenhof Großer Feldberg/Taunus Christian Wick, fanden wir die Kompetenz und das Engagement, das wir uns für die Uhus unserer Burg wünschten. Der Erfolg bei dieser Brut hat uns sehr gefreut und auch ein wenig mit Stolz erfüllt. Immerhin hatten wir das Jungtier über mehrere Wochen in seiner Entwicklung begleitet, die Tiere waren uns richtig ans Herz gewachsen… Auch in diesem Jahr hat das Uhupaar diese Brutnische gewählt; sie ist dafür auch wirklich ideal: tief genug, um vor Sonne und Regen Schutz zu bieten, ein abgegrenzter hinterer Bereich als „Speisekammer”, schön kühl im Fels gelegen. Hoch genug, um Feinde vom Boden wie beipielsweise Waschbären abzuhalten. Und eigentlich uneinsehbar – fast!

Bei dieser Brut gibt es zwei Jungtiere im Nest, die sehr gut wachsen und gedeihen. Das Größere ist eher grau gefärbt, das Kleinere bräunlich. Es passiert, dass wir morgens nach den Tieren schauen, und die Nische erscheint leer. Erste Aufregung, aber abwarten! Die Brutnische, fast schon eine Höhle, ist so geräumig, dass ein Elterntier und die beiden Kleinen absolut unsichtbar sind, wenn sie sich ducken. Einfach wirklich gut geschützt, auch vor unseren neugierigen Blicken.

In der Buchhandlung Millennium haben wir die schönsten Fotos auf einen digitalen Bilderrahmen gespielt, der im Fenster steht. Uhufreunde können dort die Entwicklung der Jungvögel nachverfolgen.

Und wir bleiben wachsam...

Anne Pfenninger



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