Umwelt-AG der Bischof-Neumann-Schule übernimmt Patenschaft für Storchenjunges aus der Südpfalz

Ein spannender Tag in Neupotz für die BNS-Delegation, im Hintergrund das Storchennest, neben dem ein Elterntier Wache hält. Fotos: BNS

Königstein/Neupotz (kw) – Im Herbst 2018 hingen die Äpfel reich an den Bäumen des Gartens der Bischof-Neumann-Schule. Die Umwelt AG beschloss daraufhin, die Apfelernte zu keltern und den Saft für ein besonderes Umweltprojekt zu vermarkten. So konnte schließlich die Idee finanziert werden, die am vergangenen Samstag in der Südpfalz ihren vorläufigen Höhepunkt hatte:

An diesem Tag machte sich eine kleine Delegation der Umwelt AG der Bischof-Neumann-Schule in Begleitung ihrer Eltern und der Lehrerin Dr. Claudia von Eisenhart Rothe auf den Weg ins südpfälzische Neupotz. Dort wurden sie von der beim Verein Pfalzstorch zuständigen Christiane Hilsendegen erwartet.

Dr. Wolfgang Fiedler, der Experte vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, breitete seine Koffer mit spezieller Technik auf dem Boden aus. Er erklärte, dass solche Forschungsprojekte einen langen Vorlauf brauchen und zum Beispiel von allen zuständigen Behörden vorab genehmigt worden sind.

Die Schüler konnten nun hautnah von der ersten bis zur letzten Minute den spannenden Vorgang des Besenderns eines Jungstorches beobachten. Überraschenderweise drehte am gleichen Tag ein Team des Südwestrundfunks Rheinland-Pfalz einen Beitrag über diese Aktion.

Auf dem Dachfirst eines Bauernhofes hatte ein Storchenpaar erfolgreich gebrütet. Drei Junge lagen flach in ihrem Nest. Dieser Duckreflex der Jungtiere ermöglicht es den Forschern, die Störche aus dem Nest zu nehmen, ohne dass sie sich wehren.

Als der Hubsteiger mit dem Besenderungshelfer sich dem Nest in schwindelerregender Höhe näherte, verließen die Elterntiere das Nest und kreisten während der Besenderungsaktion beständig um den Bauernhof herum.

Die drei Jungvögel duckten sich und konnten behutsam – mit einem Tuch abgedeckt – in die Transportkiste gelegt werden.

Am Boden angelangt, ging dann alles ganz schnell: Die Schülerinnen und Schüler „tauften“ den Storch auf den Namen BaNeS (ausgesprochen: Baines), das Kürzel der BNS findet sich also im Namen wieder.

BaNeS wurde gewogen – er brachte stolze vier Kilo auf die Waage. Dies sei Normalgewicht im Alter von acht Wochen, wie der Wissenschaftler beteuerte. Dann wurde eine lose Feder vorsichtig abgenommen und für eine DNA-Analyse im Labor sorgfältig verpackt. Diese Erbgut-Analyse wird Aufschluss über das Geschlecht des Storchenjungen geben.

Anschließend wurden die roten Beine und der Schnabel vermessen. Die roten Beine sehen die Experten als gutes Zeichen an: die Elterntiere haben die Jungen mit genug Wassertieren (Krebse u. ä.) füttern können, so dass die Rot-Färbung der Beine entstehen konnte. Um das eine Storchenbein kam auch ein klassischer Ring. Dieser ermöglicht es Vogelbeobachtern, aus der Ferne mittels Spektiv oder Fernglas den Vogel zu identifizieren.

Anschließend wurde BaNeS, der die Prozedur vollkommen ruhig über sich ergehen ließ, wieder in die Transportkiste gelegt. Das Fotoshooting und eine vorsichtige und äußerst respektvolle Streicheleinheit standen nun an. Währenddessen wurden die zwei Geschwister von BaNeS besendert, und so schnell wie möglich wurden die Vogeljungen mit dem Hubsteiger wieder in ihr Nest verbracht, wo sie schon ungeduldig von den zwei Elterntieren erwartet wurden. Sie nahmen ihre Kinder in Empfang, begutachteten sie und beruhigten sich schnell wieder. Sie schienen die Prozedur bereits zu kennen.

Die Schülerinnen und Schüler und ihre Begleiter schauten noch eine Weile von unten dem Familienleben im Nest zu und fuhren dann voller neuer Eindrücke in den Taunus zurück.

In einigen Tagen wird BaNeS online gehen. Unter der App „Animaltracker“ (nur für I-Phone und Tablet) wird der GPS-Sender sein Bewegungsprofil aufzeichnen und melden. Die Schülerinnen und Schüler, aber auch alle Vogelfreunde, sind aufgerufen, die Reisen von BaNeS zu verfolgen.

Die Umwelt AG hat viele wissenschaftliche Fragen formuliert, die bei der Beobachtung des Storchenfluges beantwortet werden könnten. Dazu gehören unter anderem:

In welchem Aktionsradius bewegt sich der Storch, wann genau zieht er gen Süden?

Welche Route wird er nehmen?

Mit wem wird er zusammen fliegen?

Haben die Temperaturen einen Einfluss auf seine Zugrouten?

Wie geht er mit Wetter-Extremereignissen um?

Die große Hoffnung besteht, dass der Sender die geplanten acht Jahre am Vogel verbleibt und die Umwelt-AG der BNS sehr lange das Leben dieses wunderbaren Vogels begleiten kann. Frau Hilsendegen wies dennoch darauf hin, dass man beim Verein Pfalzstorch auf die Meldungen der jungen Vogelinteressierten angewiesen sei, da bei ungewöhnlichem Bewegungsmuster sehr schnell gehandelt werden müsse, um den Storch zu retten. Es sei schon vorgekommen, dass besenderte Störche bei Unglücken an Strommasten umgekommen seien.

Lehrerin Claudia von Eisenhart Rothe zeigte sich sehr beeindruckt von der Professionalität der Beteiligten und vom disziplinierten und respektvollen Auftreten ihrer Schüler. „Nun fiebern wir alle den ersten online-Daten von BaNeS entgegen und hoffen, viele unserer Fragen beantworten zu können. Außerdem begeistern wir damit viele Jugendliche und Erwachsene und ermutigen sie, sich im großen Zusammenhang den Themen Artenschutz und Klimaschutz zu stellen.“

Der Fernsehbericht des SWR-Rheinland-Pfalz vom Samstag, 8. Juni 2019 (Sendetermin 18 und 19.30 Uhr – längerer Beitrag), ist noch einige Tage in der Mediathek des SWR aufrufbar.

Weitere Artikelbilder



X