Umwelt-AG der BNS greift mit dem ICARUS-Satelliten nach den Sternen

Er kann sich über Satelliten mit Tieren und Menschen verständigen: Professor Dr. Martin Wikelski „skyped“ mit Dr. Claudia von Eisenhart Rothe und ihrer Umwelt-AG
Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Ikarus ist ja eigentlich ein tragischer Held, der bei seinem Höhenflug abstürzt, da fragt man sich schon, wie dieser Name für ein Satelliten-Projekt ausgewählt werden konnte: „Das war die Nasa, die hielten es für unmöglich“, erklärt Professor Dr. Martin Wikelski. Da hat der Vogelkundler die Weltraum-Agentur inzwischen aber eines anderen belehrt und nutzt schon länger deren künstliche Erdtrabanten. Auch zur zwischenmenschlichen Kommunikation: Er ist über Skype live mit der Umwelt-AG der BNS im Gespräch, von seinem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Konstanz aus. Als Direktor der Abteilung Tierwanderungen und Immunökologie betreut er auch das Projekt „ICARUS“, es steht für „Beobachtung kleinster Objekte aus dem Weltall“ und heißt auf englisch „International Cooperation for Animal Research Using Space“.

Nach eigener Aussage arbeitet er eigentlich nicht so oft mit Schulklassen zusammen, aber für so interessierte Jugendliche macht er gerne eine Ausnahme – die Mitglieder der Umwelt-AG hatten sich nämlich sein Projekt ausgesucht, um einen Beitrag zum Arten- und Klimaschutz zu leisten. Dafür haben sie schon seit Monaten mit verschiedenen Aktionen Spendengelder gesammelt.

Der Plan ist, damit einen oder mehrere Tiersender zu finanzieren – mit diesen „Radiologgern“ versieht die Arbeitsgruppe ICARUS nämlich Lebewesen auf der ganzen Welt, um ihre Bewegungen dann per Satellit zu verfolgen und ihr Verhalten so besser zu verstehen. „Die Biodiversität ist auch für den Menschen wichtig“, erklärt Professor Wikelski, „wie der Kanarienvogel in der Mine können sie uns sagen, wenn etwas in der Umwelt nicht stimmt.“ (Anm. d. Red.: Bergleute nahmen früher Kanarienvögel mit in die Schächte, da diese empfindlich auf geruchlose, giftige Gase reagierten und so den Menschen anzeigten, dass es höchste Zeit war, die Mine zu verlassen.)

Vor 17 Jahren noch belächelt, hat sich die ICARUS-Gruppe inzwischen auch gegen Begehrlichkeiten aus der Politik behauptet und über die Raumstation ISS einen eigenen Satelliten in den Orbit geschickt und beobachtet nun vorrangig Folgen des Klimawandels in rund 80 Ländern – Flughunde in Australien ebenso wie Stockenten in Sibirien, Thunfische, Störche oder Geier.

Pro Monat werden zwischen zehn und 100 Tiere neu „besendert“, und hier kommen die Schüler wieder ins Spiel: Rund 900 Euro haben sie zum Beispiel mit selbst gekeltertem Apfelsaft erwirtschaftet und wollen davon Sender bezahlen. Ein solches Gerät kostet etwa 90 Euro, allerdings kommen dann noch bis zu 40 Euro Telefongebühren pro Monat dazu: „Wir haben aktuell eine Tier-Telefon-Rechnung von 6.000 bis 8.000 Euro im Monat.“ Da wäre es sicher ein angebrachtes Zeichen der Telekom, hier im Namen des Klimaschutzes einen Sondertarif einzuführen.

Die Umwelt-AG der BNS jedenfalls leistet ihren Beitrag zum Klimaschutz, es steht nur noch nicht endgültig fest, welche Tiere sich in der näheren Umgebung zum besendern eignen, denn ohne wissenschaftliche Fragestellung wird nicht geforscht. Im Gebiet Taunus könnten aber Störche, Bussarde oder Rotmilane zur Debatte stehen – oder Hauskatzen, da interessieren sich die Wissenschaftler dafür, was die treiben, wenn sie das Haus verlassen.



X