Ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk

Königstein
(wg) – Young-Eun Tsche und Susanne Endres spielten im ausverkauften Haus der Begegnung Werke von Brahms, Schumann, Boulanger und Debussy.

Manfred Colloseus, Erster Vorsitzender des Fördervereins des HdB, hob in seiner Einführung nicht nur die künstlerischen Verdienste der beiden Virtuosinnen hervor, sondern würdigte auch deren Arbeit als Pädagoginnen, gerade unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie.

Tatsächlich waren zahlreiche Schülerinnen und Schüler zu dem nachmittäglichen Konzert der beiden Künstlerinnen gekommen und hingen gespannt an ihren Fingern.

Erfolgreiche Musikerinnen

Young-Eun Tsche, gebürtig aus Südkorea, aber durch zahllose Engagements in der Welt zu Hause, erhielt bereits mit vier Jahren ihren ersten Geigenunterricht. Nur unwesentlich später, nämlich mit sechs Jahren, nahm Susanne Endres das erste Mal auf einem Klavierhocker Platz im heimatlichen Speyer. Unzählige gewonnene Wettbewerbe und erhaltene Stipendien erfolgten bei beiden, und so ist es ein großes Glück, dass Young-Eun Tsche und Susanne Endres im Taunus aufeinandertrafen und sich zur gemeinsamen Arbeit entschlossen.

Weihnachtlicher Glanz mit Schumann

Die Früchte des gemeinsamen Schaffens durfte nun das begeisterte Publikum genießen.

Zunächst standen drei Romanzen Robert Schumanns auf dem Programm und durften nicht nur für all diejenigen interessant gewesen sein, die noch auf der Suche nach einem Geschenk für die Liebsten zum Fest sind: Schumann komponierte das Opus nämlich innerhalb von nur 5 Tagen im Jahre 1849 für seine Frau Clara als Weihnachtsgabe.

Weihnachtlich schimmerten und funkelten aber auch die beiden Künstlerinnen, nicht nur in ihrer Optik, sondern vor allem in Form und Ausdruck ihres virtuosen Spiels. In den träumerisch zarten Tönen der Schumann Komposition verflochten sich die beiden Instrumente in großer innerer Verbundenheit, ließen sich immer wieder gegenseitig den Vortritt und kamen doch gemeinsam auf den Punkt.

Eine Wiederentdeckung und Debussy

So war es auch bei Lili Boulanger, der viel zu früh verstorbenen Komponistin, deren Werk in den letzten Jahren zu Recht eine Wiederentdeckung erfährt. Drei Stücke der bereits mit 24 Jahren an einer Lungen- und Magenkrankheit Verstorbenen hatten die beiden Künstlerinnen für ihr Konzert ausgewählt. Vor allem das „Cortège“ sprudelte, zupfte und rauschte nur so unter den Fingern hervor. Beschwingt und dennoch technisch extrem präzise präsentierten Young-Eun Tsche und Susanne Endres das kleine Stück und ernteten zahlreiche „Bravo“ Rufe vom Publikum.

Vor der Pause wurde dann noch Claude Debussys „Sonate pour violon et piano“ zelebriert.

Der Komponist zog wie kaum ein anderer seine Inspiration auch immer wieder aus der Rezeption anderer Kunst. In ihrer kurzen Einführung zu dem Stück betonte Young-Eun Tsche daher „das kunstübergreifende für die Musik“.

Susanne Endres begleitete hier achtsam, hoch konzentriert und zugewandt, ohne den eigenen künstlerischen Ausdruck hintenan zu stellen. Im „Intermède“ spielten die beiden Virtuosinnen zwischen behutsam und furios, um dann schließlich im Finale über Tasten und Seiten zu jagen, dass ob der Fingersätze so manchen der anwesenden Klavier- und Geigeneleven, sicher Angst und Bange wurde.

Blindes Verstehen

Nach der Pause brachten Young-Eun Tsche und Susanne Endres, die beide auch eine besondere Liebe zur Kammermusik haben, Johannes Brahms auf die Bühne. Die „Sonate für Violine und Klavier“ komponierte Brahms 1886 in seinem berühmten „Kammermusiksommer“ am Thuner See.

Verliebt war er in die Landschaft und in eine junge Sängerin, und genau so süß, schwelgend und verheißungsvoll kommt die Sonate daher. Betörend schmeichelten Violine und Flügel bei diesem in Töne gegossenen Flirt einander zu. Young-Eun Tsche und Susanne Endres verstanden einander fast blind, oft reichte nur ein minimaler Blick aus dem Augenwinkel.

Susanne Endres streichelte schon fast die Tasten ihres Flügels, niemals kam sie grell oder aufdringlich daher. Young-Eun Tsche spielte höchst akkurat und mit spritzig sattem Klang. Zu Recht war das Publikum von diesem Duo begeistert und überschüttete die Künstlerinnen mit Applaus und Blumen.

Moonriver zum Schluss

Die Zugabe präsentierte dann noch einmal eine ganz andere Seite von Young-Eun Tsche und Susanne Endres: Mit feiner Dynamik und Lässigkeit spielten sie „Moonriver“ aus dem Soundtrack von „Frühstück bei Tiffanys“ und entließen die Zuschauenden mit einem glücklichen Lächeln in den Abend.

Young-Eun Tsche und Susanne Endres begeisterten ihr Publikum
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Foto: Weber-Grupe



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