Walter Krimmel: Nach einem halben Jahrhundert in den politischen Ruhestand

Ein Lotse geht von Bord: Aus den Händen von Bürgermeister Leonhard Helm (li.) empfing Walter Krimmel im Beisein von Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann die Ehrenplakette der Stadt Königstein. Fotos: Scholl

Königstein (gs) – „Ehre, wem Ehre gebührt“ – unter dieses Motto hätte man den festlichen Abend zu Ehren Walter Krimmels, 1. Stadtrat a. D., unumwunden stellen können. Es waren die Vertreter der Stadt, allen voran Bürgermeister Leonhard Helm, die dem wohl verdientesten, ehrenamtlichen Politiker unserer Stadt einen unvergesslichen Abend bescherten, an dem sie ihn mit viel Wehmut, aber auch großer Dankbarkeit für sein politisches Werk aus ihren Reihen verabschiedeten.

Als angemessene Lokation für einen solchen Abend konnte die Wahl folgerichtig nur auf das Haus der Begegnung (HdB) fallen, an dessen Sanierung und Wiederbelebung Walter Krimmel einen großen Anteil hatte. Bereits im Foyer trafen die zahlreichen Gäste aus Politik und Vereinsleben, Freunde und Familie auf einen strahlenden Gastgeber, der jeden Einzelnen persönlich willkommen hieß und sich auch über das Erscheinen zahlreicher politischer Weggefährten aus den Nachbargemeinden freuen durfte.

50 Jahre Kommunalpolitiker

Walter Krimmel blickte an diesem Abend auf sagenhafte fünfzig Jahre ehrenamtliche, politische Arbeit zurück, in denen er zahlreiche öffentliche Ämter in der Kommunalpolitik bekleidete. Bereits in seiner Eröffnungsrede ließ Bürgermeister Helm es nicht unerwähnt, dass Walter Krimmel auf 22 Jahre aktive Arbeit im Königsteiner Magistrat zurückschauen könne, in denen er auch seine Heimatgemeinde Falkenstein stets gut vertreten hatte. Aufgrund seiner großen politischen Erfahrung und seiner umfassenden Sachkenntnis war er auch bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung ein geschätzter Ansprechpartner. Wann immer der Bürgermeister selbst nicht vor Ort sein konnte, sei es durch Urlaub oder Krankheit, so vertrat Krimmel ihn in seiner Eigenschaft als 1. Stadtrat stets kompetent und immer bestens informiert. Nicht weniger als fünf Königsteiner Bürgermeister hat er in seinen 13 Jahren als 1. Stadtrat

erlebt und

hat nach eigenem Bekunden mit allen fünf hervorragend zusammengearbeitet.

Für das musikalische Intermezzo sorgte an diesem festlichen Abend der Mandolinen-Club Falkenstein e.V., dessen langjähriges Mitglied Walter Krimmel ist. Darüber hinaus ließ es sich der Männergesangverein 1875 Falkenstein nicht nehmen, seinem langjährigen, aktiven Chormitglied die Ehre zu erweisen. Der musikalische Rahmen war somit gesetzt und er wurde gefüllt mit unglaublichen zwölf (!) Grußworten, die Vertreter aller im Stadtparlament vertretenen Parteien, der Vereine, des Hochtaunuskreises und natürlich die Familie an Walter Krimmel richteten.

Verleihung der Ehrenplakette

Doch zunächst hatte Leonhard Helm eine ganz besondere Ehrung vorzunehmen. Er verlieh seinem langjährigen 1. Stadtrat an diesem Abend die Ehrenplakette der Stadt Königstein, verbunden mit dem Eintrag in das goldene Buch der Stadt. Es war auch für Bürgermeister Helm ein sichtlich emotionaler Augenblick, als er Walter Krimmel die Plakette nebst Ehrenurkunde überreichte und mittels einer Fotoshow auf die vergangenen, gemeinsamen Jahre zurück. Die Mitarbeiter des Magistrats, Familie und Freunde hatten Fotos von Walter Krimmel gesammelt, die ihn inmitten eines „bunten Miteinanders“, bei vielen Festen und offiziellen Gelegenheiten zeigten. „Walter Krimmel war oft der Mittelpunkt, obwohl er sich nie in den Mittelpunkt stellte“, beschrieb Helm eine Charaktereigenschaft Krimmels und erntete dafür aus dem Auditorium sehr viel Zustimmung. Krimmel zeigte sich ob dieser Einschätzung sehr gerührt und konnte über das eine oder andere wenig „offizielle“ Foto auch herzlich mitlachen. In seiner Ansprache würdigte Helm die Beliebtheit und das große Engagement, das Walter Krimmel über so viele Jahre auszeichnete. Seine große Sachkompetenz und seine Bürgernähe waren und sind weit über das Königsteiner Rathaus hinaus bekannt – selbst über eine Einladung von Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier durfte sich der Falkensteiner freuen.

Grußworte

Den Worten von Bürgermeister Helm konnte sich Stadtverordnetenvorsteher Alexander Freiherr von Bethmann nur anschließen. In seiner erfreulich humorigen Ansprache erinnerte er in einem nicht ganz repräsentativen Überblick daran, dass eigentlich nur Englands Königin Elisabeth II mit 68 Jahren „Regierungszeit“ das 50-jährige Jubiläum von Walter Krimmel toppen könne. Darüber hinaus merkte er lachend an, dass er im Stadtparlament öfter das Gefühl hatte, „von Falkenstein aus regiert zu werden“ und er sich nicht dem Verdacht erwehren konnte, dass Krimmel die Eingemeindung Falkensteins bis dato nicht verziehen hat. Auch von Bethmann würdigte die Bodenständigkeit und Heimatverbundenheit Krimmels, die ihn immer im Sinne der Bürger habe entscheiden lassen.

Landrat Ulrich Krebs dankte dem 1. Stadtrat a. D. für fünfzig Jahre ununterbrochene Kommunalarbeit und darüber hinaus für sein tatkräftiges Engagement auf Vereinsebene. Er erinnerte daran, dass Krimmel – um den Kostenplan einzuhalten – beim Bau des TSG-Vereinsheims selbst Hand anlegt und kurzerhand das Fliesen übernommen hat. Krebs nannte Krimmel einen engagierten Demokraten und wünscht sich für die Zukunft mehr Nachahmer für gelebte Demokratie.

Alfred-Dregger-Medaille

Annette Hogh, Vorsitzende der CDU Königstein, hatte eine besondere Überraschung für Krimmel mitgebracht. Im Namen des Kreisverbandes der CDU für den Hochtaunus und der CDU Königstein verlieh sie ihm für seine besonderen Verdienste für die CDU die Alfred-Dregger-Medaille in Silber. Auch diese hohe Auszeichnung nahm Krimmel, sichtlich erfreut und sehr stolz, gerne entgegen. Die Vertreter der dem Königsteiner Parlament angehörigen Parteien ließen es sich nicht nehmen, mit sehr persönlichen Worten ihre große Dankbarkeit zum Ausdruck zu bringen. Krimmel sei stets ein streitbarer Gesprächspartner gewesen, dem es aber immer um die Sache gegangen sei und nicht darum, den politischen Gegner anzufeinden, zu verletzen oder vorzuführen. Er habe das Politische stets vom Persönlichen getrennt und so sei man nach manch hitziger Debatte im Stadtparlament anschließend gerne mit ihm zusammen ein Bier trinken gegangen.

Neben der politischen Arbeit engagiert sich Walter Krimmel aktiv im Königsteiner Vereinsleben. Dabei liegen ihm der Männergesangverein Falkenstein und die Städtepartnerschaft mit Le-Mèle-Sur Sarthe besonders am Herzen. Jörg Pöschl, Vertreter der Königsteiner Vereine, lobte denn auch das Engagement Krimmels über den sprichwörtlichen grünen Klee. Pöschl wird Krimmel als 1. Stadtrat ins Amt folgen und nach eigenem Bekunden in große Fußstapfen treten.

Sich für die Gemeinschaft einzusetzen und niemanden auszuschließen - dass er dieses auf so hoher stadtpolitischer Ebene habe tun dürfen, sei ihm immer eine Ehre gewesen, erklärte Walter Krimmel. In seiner Abschiedsrede erinnerte der Kommunalpolitiker an „Meilensteine“ in der Falkensteiner Ortsgeschichte – so an die Eingemeindung Falkensteins durch Königstein und seine großen Vorbehalte gegen diesen Zusammenschluss. Er sinnierte über den Bau des Falkensteiner Bürgerhauses und der Falkensteiner Siedlung mit dem schönen Namen „Schachtelhausen“, die sich jedoch heute (glücklicherweise) gut ins Ortsbild einfüge. Ebenso erinnerte er amüsiert an eine wohl etwas schwierige Familie, die im Wald „hauste“ und Wegzoll von Wanderern Richtung Fuchstanz verlangte. „Es wurde im Bayrischen Wald kurzerhand ein Häuschen gekauft und die Familie umgesiedelt – den Abriss erledigte dann ein Falkensteiner bei Nacht und Nebel „schwarz“, was natürlich offiziell nicht zu dulden war. Man erstattete Anzeige gegen Unbekannt, was naturgemäß im Sande verlief und das Gesamtproblem damit einvernehmlich gelöst war“, erzählte Walter Krimmel mit einem herrlich verschmitzten Grinsen und es war wohl diese sehr menschliche und pragmatische Problemlösungskompetenz, die ihn zu einem so erfolgreichen Kommunalpolitiker hat werden lassen.

Ganz ohne mahnende Worte wollte der 1. Stadtrat a. D. dann aber doch nicht die Bühne der Öffentlichkeit verlassen. Er appellierte an seine politischen Kollegen Kompromissbereitschaft und gegenseitige Rücksichtnahme walten zu lassen. Es gelte, nicht gegeneinander, sondern nur miteinander Lösungen zu finden, die im Sinne ALLER Bürger Königsteins liegen. Vielleicht geht der schöne Satz „Der Vorteil des Tages ist die Niederlage der Zukunft“ einmal als das politische Vermächtnis von Walter Krimmel in die Annalen Königsteins ein.



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