Warum Wasser sparen und nicht einfach einkaufen?

Jörg Pöschl (hinten) und Peter Günster haben ein waches Auge auf die Wasserstände in Ort und Ortsteilen. Der Computer unterstützt sie dabei – er kann per Smartphone auch aus dem Homeoffice überwacht werden und verrechnet laufend die Daten etlicher Messstellen im ganzen Stadtgebiet. Wenn kritische Werte erreicht werden, schlägt er Alarm. Foto: Friedel

Königstein (hhf) – Ein kurzer Gewitterschauer wie die in den vergangenen Tagen mehrfach niedergegangenen kann sich durchaus negativ auf die Pegelstände in den städtischen Wasserreservoirs auswirken. Er lässt die Einwohner nämlich glauben, die Lage an der Wasserfront hätte sich entspannt und die strengen Sparmaßnahmen seien nicht mehr notwendig. Verständlich – aber so falsch, dass das entspanntere Verhalten den Trinkwasservorrat oft spürbar sinken lässt.

Die hiesige Bevölkerung wird derzeit von Politikern und Verwaltern unisono als „einsichtig“ gelobt, doch die Wasserstatistik lügt nicht, da kann man auch nicht von der Auswertung falscher Parameter sprechen: „Mehr Wasser kommt nicht aus dem Berg“, bringt es Peter Günster auf einen kurzen Nenner. Der Technische Betriebsleiter der Stadtwerke ist mit der Betreuung der kostbaren Flüssigkeit betraut und bildet in Notzeiten wie in diesen Tagen gemeinsam mit Jörg Pöschl ein enges Team. Der Erste Stadtrat ist nämlich automatisch auch „Dezernent für Ver- und Entsorgung“, und wenn der Bürgermeister die „Ortspolizeibehörde“ verkörpert, dann ist Pöschl so etwas wie die Königsteiner Wasserpolizei, wenn es ernst wird.

Die Lage ist ernst

Und es ist ernst: In der vergangenen Woche musste am Donnerstag, 6. August, bereits die Wasserknappheit nach Gefahrenabwehrverordnung für Königstein und alle Stadtteile ausgerufen werden. Die Feuerwehr ist durch die Wohngebiete gefahren und hat die Bevölkerung aufgerufen, Wasser zu sparen und Außenflächen nicht mehr zu beregnen. Die positive Nachricht: Sehr viele Bürger halten sich daran, füllen keinen Pool mehr, haben die Rasenberegnung eingestellt und sparen gezielt das kostbare Trinkwasser, das kann direkt am Computerbildschirm der „Fernwirkanlage“ abgelesen werden.

Dort kann übrigens auch abgelesen werden, in welchen Bezirken und wann besonders viel Wasser verbraucht wird – das sind aber keine Stasi-Spitzelmethoden sondern Sicherungsvorkehrungen, um bei Wasserrohrbrüchen größere Verluste zu vermeiden. Dabei fällt noch immer Falkenstein auf, bezeichnenderweise in der Nacht. Peter Günster erschrak: „Ein einzelner Verbrauch war in der Nacht höher als der Durchschnittsverbrauch einer Person im gesamten Jahr!“

Eigentlich verfügt Falkenstein über eine eigene Wasserversorgung, die viele Jahrzehnte ausreichte. Doch in den vergangenen Jahren stieg der Verbrauch so stark an, dass immer wieder Wasser aus der Kernstadt Königstein hochgepumpt werden musste.

Wasserqualität sinkt bei Zukauf

Von Kronberg aus kann übrigens auch Wasser nach Königstein gepumpt werden, wenn das Wasserwerk auf Shopping-Tour geht und Fremdwasser über den Wasserbeschaffungsverband Taunus zukauft. Das sind normalerweise laut gemeldeten Mengen 500 Kubikmeter am Tag. Aktuell sind es aber 1.100 Kubikmeter. „Diese Wassermenge kann Königstein auf Dauer nicht zukaufen“, warnt der Verband, der dann bekannte Problemzonen wie den Vogelsberg oder das Hessische Ried anzapfen muss. Wie beim Toilettenpapier zu Corona-Hamsterzeiten könnten also auch hier die Regale im Laden plötzlich leer sein. Für Königstein ist das außerdem ein teurer Spaß, und auch in puncto Geschmack wird die Pille bitter. Günster: „Das Fremdwasser ist nicht ganz so gut wie das Königsteiner, das hat die beste Qualität, ist weicher. Je mehr zugekauft wird, desto mehr werden das die Bürger merken, zum Beispiel an erhöhten Kalkablagerungen.“

Während Peter Günster sich schon beinahe entschuldigt („Wir können leider keinen Regen machen“), ist klar, dass sich mindestens die höhere Politik im ganzen Rhein-Main-Gebiet oder besser im Land Hessen mit dem Problem beschäftigen muss – Königstein hat seine Quellen in den vergangenen 15 Jahren um 13 Prozent ausgebaut, mehr geht nicht. Also bleibt nur eisernes Sparen, bis etwa drei Wochen Regen die Dürreverluste ausgeglichen haben. Eindringlich appellieren alle Verantwortlichen noch einmal an die Bürger*innen, ihr Bewusstsein dafür zu schärfen, denn wenn es nicht gelingt, die Verluste weiter einzugrenzen, tritt der „Wassernotstand“ mit heftigen Einschränkungen ein – das kann durchaus schon vor Erscheinen der nächsten KöWo geschehen und die Feuerwehr muss wieder zum Lautsprecher greifen. Und das Ordnungsamt zum Knöllchenblock, denn Bürgermeister und Erster Stadtrat sind sich einig: „Wir sind bereit, auch hart durchzugreifen und mit optischen und technischen Mitteln die Einhaltung zu überwachen. Wir sind auch gewillt, Bußgelder zu verhängen“ – und das kann laut Verordnung bis zu 5.000 Euro kosten.



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