Wider die Legendenbildung

Historiker Christoph Schlott, Am Bergschlag, ist bereits durch viele Veranstaltungen rund um die Entstehung des Grundgesetzes und den Königsteiner Anteil daran bekannt. Hier allerdings zieht er schmerzhaft an der Notbremse:

Über das „Haus der Länder“ wurde in den vergangenen Monaten viel publiziert, zwei veritable Sachbücher sind erschienen, Veranstaltungen fanden statt, der Burgverein widmet in diesem Sommer dem „Haus der Länder“ in seinem Burgfestbuch einen eigenen Aufsatz, wenn auch 30 Jahre alt.

Das „Haus der Länder“ war, wie der Name sagt, das Pendant der westdeutschen Ministerpräsidenten 1948/49 zum Parlamentarischen Rat in Bonn. Der in der Tat war das Vorparlament zum Deutschen Bundestag und tagte grundsätzlich immer in Bonn.

Der lokalpatriotische Wunsch, die Villa Rothschild ebenfalls zum Tagungsort des Parlamentarischen Rates zu machen, zweimal vorgetragen in der städtischen Festveranstaltung zum Grundgesetz am 22. Mai, kann indes nicht erfüllt werden. Das ist Wunschdenken. Und es wird Zeit, auch den liebgewonnenen Slogan „Villa Rothschild – Wiege der Bundesrepublik Deutschland“ beiseite zu legen.

Das „Haus der Länder“ als Pendant zum Parlamentarischen Rat, mit etwa 40 bis 80 Sitzungen und Tagungen: Aber ja! Ministerpräsident Christian Stock erkannte schon damals: „Königstein. Im Zentrum der Länder“. Sogar der Finanzausschuss des Bundesrates tagte hier! So ist und bleibt die Villa Rothschild einer der fünf wichtigsten Gründungsorte der Bundesrepublik Deutschland. Aber lassen wir den Parlamentarischen Rat doch da, wo er hingehört: In Bonn.



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