Würdigung der Leistung und Treue acht langjähriger Genossen

Von acht langjährigen SPD-Mitgliedern konnten beim Sommerfest zwar leider nur sechs anwesend sein, die Anwesenden ließen diesen für sie besonderen Tag dennoch gerne fotografisch festhalten. Von links: der die Laudatio haltende Stefan Weitzel (Fraktions- und Parteivorsitzender der SPD Hochtaunus), André Gregori, Fritz Göbel, Dr. Seewald, Walter Bommersheim, Tilmann Stoodt und Ursula Simon. Foto: Puck

Königstein (pu) – Ein in dieser Dimension nicht ganz erwartetes Debakel erlebte der Ortsverein der Sozialdemokraten bei der jüngsten Kommunalwahl, als er nur noch 5,87% Stimmenanteil auf sich verbuchen konnte. Daraus resultierend halbierte sich die Zahl der Sitze in der Stadtverordnetenversammlung auf zwei. Inzwischen sind vier Monate vergangen. Dennoch standen sowohl das enttäuschende Ergebnis als auch die daraus resultierende Neuausrichtung im Mittelpunkt der Gespräche im Rahmen der jüngsten, mit dem Sommerfest verknüpften Mitgliederversammlung in der Villa Borgnis.

Vergleich zur Vergangenheit

Den Kopf in den Sand zu stecken kann, da ist sich der Vorstand um Frontfrau Dr. Ilja-Kristin Seewald einig, selbstredend nicht die Lösung sein. Vielmehr der Glaube an sich und dass, wenn man die richtigen Lehren aus Ergebnissen zieht, nach Tiefen auch wieder Höhen kommen. In diesem Zusammenhang lenkte die Vorsitzende in ihrer Begrüßungsrede den Blick auf die Historie und zog den Vergleich zu den 1950er Jahren, als nach den Bundestagswahlen 1953 und 1957, bei denen die Zahl der Wählerstimmen für die SPD ebenfalls dramatisch eingebrochen waren, die Erkenntnis reifte, dass die traditionellen Arbeitermilieus in der Auflösung begriffen waren und man sich neuen Wählerschichten öffnen musste. In der Konsequenz kam es nach einer Phase der Meinungsfindung nach dem außerordentlichen Parteitag in Bad Godesberg 1959 zu einer organisatorischen und programmatischen Rundumerneuerung mit dem Ziel, sich in einer aufkommenden Wohlstandsgesellschaft neu zu positionieren. Zu den Vorreitern zählten damals Willi Eichler, einer der führenden programmatischen Theoretiker seiner Partei und als Vorsitzender der Kommission zur Vorbereitung des Godesberger Programms an dessen Entwurf und Durchsetzung entscheidend beteiligt sowie der SPD-Parteivorsitzende und Fraktionsvorsitzende der SPD im Deutschen Bundestag, Erich Ollenhauer.

Apropos Historie: Zum Auftakt der nachmittäglichen Versammlung 2021 stimmte Tina Blome mit einem kurzen historischen Spaziergang durch die Hauptstraße und den Kurpark (siehe auch weiteren Bericht in dieser Ausgabe) auf die kommenden Stunden ein. Spürbar einte die Sozialdemokraten die Freude über das persönliche Wiedersehen nach der langen Zeit der Entbehrung und die Möglichkeit des Austauschs. Gleichzeitig bot die Veranstaltung den würdevollen Rahmen für die Ehrung verdienter Mitglieder.

Herausragende Leistungen

Stephan Wetzel, Fraktions- und Parteivorsitzender der SPD Hochtaunus, fand für jeden der zu Ehrenden die passenden Worte und erwähnte die Verdienste jedes und jeder Einzelnen für die SPD vor Ort. So ist André Gregori seit mittlerweile einer Dekade in den Reihen der Sozialdemokraten dabei. Bei der Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzenden Dr. Ilja-Kristin Seewald, die auf ein Vierteljahrhundert zurückblickt, sparte er sich, alle ehrenamtlichen Aktivitäten aufzuzählen. Die Liste wäre zu lang. „Immer Vollgas“, sei ihr Motto, und das sei der Partei sehr viele Male zugutegekommen. Die Kandidatin für den Wahlkreis 181 für den Bundestag trat am 1. März 1995 in Hamburg in die Partei ein und ist unter anderem seit 2011 Stadtverordnete und Ortsvereinsvorsitzende in Königstein und seit 2018 Fraktionsvorsitzende.

Mit vier Jahrzehnten Mitgliedschaft zählt Ursula Simon (Eintritt in die SPD am 1. Juni 1980) ebenfalls zu den treuen Seelen. In früheren Jahren oblag ihr als Mitglied im Vorstand des SPD Ortsvereins die Aufgabe der Kassiererin. Bekannt ist sie außerdem durch ihren ehrenamtlichen Wahldienst in der Burgenstadt und die Vorstandsarbeit im Partnerschaftsverein Schmitten.

Noch zehn Jahre länger – ein halbes Jahrhundert – besitzen Walter Bommersheim, Tilmann Stoodt und Gunda Kutschker das Parteibuch. Ersterer war von 1972 bis 2002 Mitglied im Ortsbeirat Mammolshain und 20 Jahre stellvertretender Ortsvorsteher. Für seine Verdienste erhielt er 1985 den Ehrenbrief des Landes Hessen, Stadtältester ist er seit 2002. Darüber hinaus war er langjährig Schöffe und Vorsitzender im Ortsgericht Mammolshain, fungierte 25 Jahre im Obst- und Gartenbauverein Mammolshain als Kassierer und unterstützte in weiteren Ortsvereinen.

Die Dame im „Halbes Jahrhundert-Trio“, Gunda Kutschker, wurde beim Sommerfest schmerzlich vermisst. Sie vertrat sozialdemokratische Positionen als Mitglied im Ortsbeirat Falkenstein von 1972 bis 2001, als zweite stellvertretende Ortsvorsteherin und später als stellvertretende Ortsvorsteherin und ist ebenfalls im Besitz des Ehrenbriefs des Landes Hessen.

Tilmann Stoodt, der sich 1970 wegen seiner Bewunderung für Willy Brandt den Sozialdemokraten anschloss, war, bevor er den Weg nach Königstein fand, schon in einer ganzen Reihe Ortsvereine aktiv. Während seine Zeit als Stadtverordneter nach dreijähriger Dauer aktuell der Vergangenheit angehört, hat er ein wachsames Auge auf die Kasse. Eine Zeitlang war er auch Pressesprecher.

Mit dem seit 60 Jahren aktiven Georg Gregori fehlte beim Sommerfest, zum Bedauern des Vorstands, ein weiteres der prägenden Gesichter der letzten Jahrzehnte. Seine lokalpolitische Karriere startete er schon auf der Liste des SPD-Ortsvereins stehend als Mitglied der Gemeindevertretung Schneidhain von 1956 bis 1960. Im Januar 1960 machte er endgültig Nägel mit Köpfen, setzte seinen Namen unter den Mitgliedsvertrag und übernahm zunehmend mehr Verantwortung als Erster Beigeordneter in der Gemeinde Schneidhain von 1960 bis 1964 und von 1968 bis 1971 sowie als Vorsitzender der Gemeindevertretung 1964 bis 1968. In die Ortshistorie geht er außerdem als letzter hauptamtlicher Bürgermeister Schneidhains ( 1971 bis 1972) vor der Fusion ein. Ein neues Kapitel schlug Gregori als erster hauptamtlicher Stadtrat der Stadt Königstein von 1972 bis 1991 auf. In dieser Funktion gehörte er dem Aufsichtsrat der Kur GmbH sowie der Grundstücks- und Verwaltungs- GmbH und der Betriebskommission der Stadtwerke an. Daneben hatte er ein Mandat im Kreistag, weitere Aufgaben in der Verbandsversammlung des Kommunalen Gebietsrechenzentrums, umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeiten als Schöffe, stellvertretender Ortsgerichtsvorsteher und stellvertretender Schiedsmann und ist Mitglied in zahlreichen Ortsvereinen. Für diese zahlreichen Verdienste erhielt er 1976 den Ehrenbrief des Landes Hessen, Stadtältester ist er seit 1997.

Auf noch fünf Jahre längere Mitgliedschaft – 65 Jahre – blickt Fritz Göbel zurück. Eingetreten am 1. Mai 1955 fungierte er langjährig als Vorstandsmitglied im SPD Ortsverein. Er gilt als verlässliche Kraft bei Wahlkämpfen, ist nach wie vor als Wahlhelfer in Königstein tätig und kann darüber hinaus auf Mitgliedschaften in der Gewerkschaft IG Metall (Mitglied im Betriebsrat), in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Königstein bis zur Altersgrenze (60 Jahre) und in weiteren Königsteiner Vereinen zurückblicken.



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