Zurück in den Beruf – Frauen werden weiter gefördert

Von links nach rechts: Kirsten Walther (Projektleitung Kommunikation Social Business Women e.V.), Kreisbeigeordnete Katrin Hechler, Sabine Baukal (Teilnehmerin bei Social Business Women und heute Gründerin, die den Weg in die Selbstständigkeit geschafft hat), Astrid Jeffrey (Projektleitung Hochtaunuskreis Social Business Women e.V.), Gabriele Möhlke (Vorstandsvorsitzende Social Business Women e.V.) und Julia Lichtenstein (Geschäftsführerin Social Business Women e.V.) Foto: Hochtaunuskreis

Königstein (kw) – Der Weg zurück in den Beruf ist für Frauen häufig steinig. Besonders ältere, arbeitslose, mittellose und alleinerziehende Frauen, aber auch solche mit Migrationshintergrund tun sich allein schwer mit dem Anschluss. Nicht anders geht es Frauen in schwierigen Lebenssituationen wie nach einem Burnout, Elternzeit oder Pflegezeit. Dabei wird oft vergessen, dass Deutschland potenzielle Arbeitskräfte verliert und die Gefahr der Altersarmut besonders für Frauen groß ist.

Zusammen mit dem Verein „Social Business Women“ fördert das Kommunale Jobcenter Hochtaunuskreises (KJC) zum zweiten Mal mit dem Projekt „Berufliche Frauenförderung im Hochtaunuskreis“ den Wiedereinstieg in den Beruf für Frauen. Finanziert wird dies aus dem Arbeitsmarktbudget des Landes Hessen, welches aus den Mitteln des Europäischen Sozialfonds bereitgestellt wird. Das Projekt bietet kostenlose, individuelle Betreuung und spezifisch zugeschnittene Förderung für Frauen in schwierigen Situationen.

Der Verein „Social Business Women“ ist gut vernetzt und kooperiert mit dem Verein „Berufswege für Frauen“ und mit diversen Hilfs- und Beratungseinrichtungen. „Das Interesse der Unternehmen an gut ausgebildeten Frauen ist groß. Mit dem Projekt wollen wir Unternehmen und Frauen miteinander in Kontakt bringen, informieren, beraten, gute Möglichkeiten zur Vernetzung schaffen und all die Chancen nutzen, die damit einhergehen. Unser gemeinsames Ziel ist, Frauen in schwierigen Lebenssituationen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu erleichtern, aber auch mit finanziellen Starthilfen den Weg für tragfähige Ideen in die Selbstständigkeit zu ebnen“, sagt Kreisbeigeordnete und Sozialdezernentin Katrin Hechler.

Die aktuelle Coronakrise verschärft die Probleme zusätzlich. „Diese Krise trifft alle hart, aber die ökonomischen und sozialen Folgen treffen Frauen fast immer härter“, so Gabriele Möhlke, Vorstandsvorsitzende von „Social Business Women“ (SMW). Dem möchte das Projekt „Berufliche Frauenförderung im Hochtaunuskreis“, gefördert durch das Kommunale Jobcenter Hochtaunus (KJC) und den Europäischen Sozialfonds, entgegenwirken.

Das geförderte Programm, an dem bisher schon über 90 Frauen im Hochtaunuskreis teilgenommen haben, ist für weitere 13 Monate verlängert worden. Im Rahmen des Projektes erhalten Frauen in erschwerten Lebensumständen kostenlos spezifisch zugeschnittene Förderungen. Durch Einzelcoachings und Workshops wird der Wiedereinstieg in den Beruf erleichtert.

Bis zu 75 Frauen aus dem Hochtaunuskreis können gleichzeitig über einen Zeitraum von neun Monaten hinweg beraten werden und aus einem Programm von unterschiedlichen Workshops auswählen. Einzelcoachings werden online oder unter Beachtung von aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln in Präsenz entweder am Standort Königstein oder in Kooperation mit der Kommunalen Frauenbeauftragten Bad Homburg im Stadtteil- und Familienzentrum Bad Homburg, Gartenfeld durchgeführt. Workshops finden zum Großteil noch online statt. Darüber hinaus können sich Frauen auch in Kronberg und Usingen beraten lassen. Beratungstermine sind über die „Social Business Women“-Geschäftsstelle in Königstein oder über das Jobcenter Bad Homburg zu vereinbaren.

Voraussetzungen der Teilnahme an der „Beruflichen Frauenförderung Hochtaunus“ sind Anspruch auf Leistungen nach SGB II, SGB III, SGB VII, SGB XII oder dem Asylbewerbungsleistungsgesetzes (AslblG). Aber auch Wiedereinsteigerinnen und Frauen mit geringen beruflichen Qualifikationen können sich für das Programm bewerben.

Anastasiia aus Kronberg beispielsweise ist vor drei Jahren mit ihrem Mann als Spätaussiedlerin aus Russland nach Deutschland gekommen und wird aktuell durch das Jobcenter Hochtaunus unterstützt. In Russland hat Anastasiia als Geschäftsleiterin im Handel gearbeitet. In diesen Bereich möchte sie gerne wieder zurück, ist aber auch offen für neue berufliche Erfahrungen. Die „Hürde“ der fehlenden Deutschkenntnisse konnte sie schnell überwinden und das C1-Niveau der deutschen Sprache erreichen. Aktuell wird sie in Fragen rund um das Thema „Bewerbung“ durch „Social Business Women“ unterstützt. Einzelcoachings und Workshops helfen Anastasiia, gestärkt in den Bewerbungsprozess zu gehen und ihre beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln, aber auch Antworten auf Fragen zu bekommen: Wie kann ich meine bisherigen beruflichen Erfahrungen in ein für mich neues Arbeitsumfeld einbringen, welche Regeln gilt es zu beachten, wie kann ich meine Arbeitskraft definieren und präsentieren?

Denkt Anastasiia an die persönlichen Erfahrungen mit „Social Business Women“ dann: „Besonders hilfreich an der Arbeit mit SBW war für mich, dass meine Erfahrung und meine Bedürfnisse individuell und kompetent in allen Beratungen berücksichtigt und befriedigt wurden. Ich habe immer ehrliches, konstruktives Feedback bekommen, dafür bin ich auch sehr dankbar. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass man sich nur dann gut entwickeln kann, wenn man nicht nur seine Erfolge, sondern auch seine Fehler berücksichtigt.“ Fragen, die sich viele Frauen stellen und die sich auch Anastasiia gestellt hat: „An wen wendet man sich, wenn man einen neuen Job sucht, einen Übergang in eine andere Position plant, wenn ‚Frau‘ Fachmann ist, aber mit dem aktuellen Beruf unzufrieden ist und Schwierigkeiten hat, sich selbst zu definieren? Was will man überhaupt oder wie in meinem Fall: wie mit einem Umzug in ein neues Land umgehen? In meinem Land habe ich viel berufliche Erfahrung gesammelt, aber wie kann ich mich in einem neuen Land vorstellen? Schließlich hat jedes Land seine eigenen Regeln. Häufig wenden sich Frauen in beruflichen Fragen an Freunde oder Bekannte. Aber im Falle von Zahnschmerzen wenden wir uns auch sofort an einen Fachmann. Social Business Women hat mich überzeugt, dass ‚Frau‘ sich auch in Karrierefragen sofort an einen Profi wenden muss.“

Mit dem Königsteiner Verein „Social Business Women“ hat das Kommunale Jobcenter Hochtaunus eine Partnerin an der Seite, die seit 2014 in Hessen jährlich 750 Frauen erfolgreich zurück in den Beruf begleitet.

Einmalig in Deutschland ist die Vergabe von Mikrokrediten in Höhe bis zu 10.000 Euro durch „Social Business Women“ für Gründungsvorhaben, gekoppelt mit einem sogenannten Erfolgsprogramm. Voraussetzungen für die Vergabe eines solchen Kredites ist, dass alle anderen Maßnahmen der Kapitalbeschaffung nicht in Frage kommen, zum Beispiel durch mangelnde finanzielle Sicherheiten der Frau. Die Kreditvergabe geht auf die Idee des Schirmherrn des Vereins, den Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, zurück, der Frauen in Bangladesch Mikrokredite ermöglicht hat, um den Weg aus der Armut zu finden.

Kontaktstellen Terminvereinbarung Beratungsangebot: Social Business Women e. V., Geschäftsstelle Limburger Str. 19, 61462 Königstein im Taunus, Telefon: 06174-968 08 68, E-Mail an kontakt[at]social-business-women[dot]com, Infos unter www.social-business-women.com.



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