Erinnerungen an vierzig Jahre Partnerschaft mit Rauya

Mammolshain
(hmz) – „Weißt du noch?“, das dürfte wohl die am häufigsten gestellte Frage sein, wenn Fotos, Dias oder Filme an Ereignisse vergangener Jahre erinnern. Nicht anders war es in dem kleinen Kreis, der sich im Haus St. Michael zusammengefunden hat, um vierzig Jahre Revue passieren zu lassen. So lange ist es her, seit einer Gruppe von elf Jugendlichen zum ersten Mal nach Rauya in Tansania aufgebrochen ist. Sie wollten damals Land, Leute und deren Kultur kennenlernen und haben sich freiwillig zu einem viereinhalbwöchigen Arbeitseinsatz gemeldet. Im Gepäck hatten sie außer ihrem Reiseproviant und der Ausrüstung für eine Bergtour auf den Kilimandscharo die vielen guten Wünsche aus der katholischen Pfarrgemeinde St. Michael und der Kolpingfamilie Mammolshain. Seit Jahrzehnten unterstützen beide Institutionen mit Spendengeldern dringend benötigte Projekte, um die Lebensbedingungen der Bewohner und Bewohnerinnen noch weit über den Bezirk der Diözese Moshi hinaus zu unterstützen.

Aufgrund der großen Armut und schweren Krankheiten wie Aids und Malaria herrscht eine hohe Sterblichkeitsrate. Betroffen sind vor allem Frauen und Kinder. Die Gesundheitsversorgung ist auch in diesem relativ stabilen Land in Ostafrika nicht flächendeckend gesichert und noch immer fehlt es an ausreichend sauberem Trinkwasser. Der Dia-Vortrag, moderiert von Johannes Schiesser, Andreas Heckenmüller, Uwe Drews und Bärbel Glock – sie waren Mitglieder dieser elfköpfigen Gruppe – dokumentierte die Anfänge und die Entwicklung in den vielen Jahren, gab Einblicke in faszinierende Landschaften und zeigte den Alltag der dort lebenden Menschen. Insgesamt waren es 14 Reisen innerhalb der letzten vier Jahrzehnte. Es wurde deutlich, warum Tansania eines der beliebtesten Reiseziele für Touristen ist: die Tierwelt vor Augen, die üppige Vegetation nach der Regenzeit, die Serengeti, das Volk der Massai und natürlich der Kilimandscharo, damals noch mit einer Schneekuppe.

Die Anwesenheit der drei Schwestern aus Tansania, Elisabeth, Felikula und Serapia, verdeutlichte trotz dieser vielen schönen und positiven Momente die andere Seite des Landes mit seinen vielfältigen Nöten. Gelindert werden diese durch die hohe Hilfsbereitschaft bereitwilliger Spender und Spenderinnen. „Als Startkapital hatten wir damals 20.000 Mark gesammelt“, erinnert sich der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Wolfgang Buckel. „Leider hat sich die Spendenbereitschaft deutlich verringert, aber immer noch fließt der Erlös von Gemeindefeiern und Festen jedweder Art in die Projekte. Die Not ist nach wie vor groß.“

Für die Gäste aus Afrika war es ebenfalls ein Ausflug in die Vergangenheit und dazu fasste Buckel Folgendes zusammen: Der damalige Bischof von Limburg, Dr. Wilhelm Kempf, habe Bernhard Bendel – nach ihm ist in Mammolshain eine Straße benannt – im Jahr 1949 gebeten, eine Schwesterngemeinschaft ins Leben zu rufen.

Die Gemeinschaft der Heilig-Geist-Schwestern wurde ein Jahr später in Mammolshain gegründet, dem Ortsteil, in dem er Pfarrer war. Im Jahr 1964 wurden zwei Schwestern nach Rauya zum Missionseinsatz geschickt und bekamen vom Bischof von Moshi, Joseph Kilasara, die benötigte Unterstützung, um zunächst eine Arbeitsstation einrichten zu können. Später haben die Schwestern eine Farm in Sanya Juu dazu gekauft, um ihre Eigenversorgung abzusichern. Die beiden ersten Schwestern dort waren Hildegard Beck und Charlotte Jahnel. Sie war später die Namensgeberin für ein Hospital, das auch von staatlicher Seite finanziert wird. Von Anbeginn an bildeten sie afrikanische Schwersten aus, über 250 sind es inzwischen, die hilfreich wirken. Seit dem Jahr 1982 liegt auch die Leitung in ihren Händen.

Von Anbeginn an haben die Kolpingfamilie und die Gemeinde St. Michael die Arbeit der Schwestern unterstützt. Als die Jugendgruppe damals in Moshi ankam, wurde sie von den Schwestern herzlich aufgenommen. „Mit Tanz und folkloristischen Liedern und einer großen Gastfreundschaft. Das ist uns bis heute tief in Erinnerung geblieben“, so Johannes Schiesser.

Er war übrigens der einzige der Gruppe, der es bei der Tour auf den Kilimandscharo bis auf den Gipfel geschafft hat. Dieses und viele Erlebnisse mehr füllten den eher familiären Abend aus. Eben ganz nach dem Motto: „Weißt du noch?“ Und es gab viele Antworten auf diese Frage.

v.l.n.r. vorne: die Schwestern Elisabeth, Felikula und Serapia. Dahinter stehend Angelika Bernhard, Johannes Schiesser, Andreas Heckenmüller, Bärbel Glock und Uwe Drews

Foto: Muth-Ziebe



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