Mammolshain (as) – Mammolshain weiß wie man feiert. Das beweist der Ort mehrmals im Jahr, ob am 1. Mai oder bei der Kerb im Herbst. Eine ganz besondere Party ist das Hofkonzert des Obst- und Gartenbauvereins. Ein Klassiker, bei dem selbst die Alteingesessenen wie die OGV-Vorsitzenden Werner Plescher und Johannes Schießer nicht mehr so ganz genau wissen, wie lange der genau schon gefeiert wird im Kastanien- und Apfeldorf. Sie gehen jedenfalls zurück auf die Hofkonzerte des Hochtaunuskreises. In Mammolshain nahm das Ganze mit Unterstützung der Königsteiner Kulturschaffenden Almut Boller und Rainer Kowald seinen Anfang in der Scheune des Wiesenhofs. Sicher ist, dass das Open-Air-Konzert mit traditionell leckerer Verköstigung und legendärem Stöffsche des Vereins im Jahr 2012 auf die andere Seite der Schwalbacher Straße in die OGV-Halle umzog.
Jahrelang sorgten hier „The Bubbles“ aus Hofheim für gute Stimmung, im vergangenen Jahr verpflichtete der OGV dann erstmalig „Too Young To Rust“. Die Schwalbacher Rock- und Oldieband spielte sich gleich in die Herzen der Mammolshainer, und obwohl das Wetter vor zwölf Monaten alles andere als sommerlich war, hielten es viele bis zur Sperrstunde um Mitternacht vor der Bühne aus, sangen mit und tanzten sich einfach warm. „Der OGV wollte uns nochmal haben, wir wollten auch wieder kommen und haben direkt am Abend zugesagt für dieses Jahr“, erzählt Gitarrist Daniel Lux, während sich die ganze Band eine halbe Stunde vor Konzertbeginn um 20 Uhr in der Halle mit den angebotenen Leckereien von Schweinesteak bis Handkäs’ mit Musik für den Auftritt stärkt.
Von der Originalbesetzung der Band sind 33 Jahre nach der Gründung aus der Schwalbacher Kirchengemeinde St. Martin heraus immer noch Daniel und Vater Paul Lux sowie Tobias Steinig geblieben. Die Jüngeren waren damals Teenager und gaben sich, um das Generationenprojekt zu beschreiben, den Namen „Too Young To Rust an the Crazy Youngsters“, letzteres wiederum eine Anlehnung an „Neil Young & Crazy Horse“. Kein Wunder, dass Lieder von Neil Young sofort zum Repertoire zählen, das sich längst auf alle englischen Rockklassiker, aber auch deutsche Stücke zum Beispiel von den Toten Hosen und eigenen, durchaus nachdenklichen Songtexten ausgedehnt hat.
Band gibt etwas zurück
Mit der Zeit ist die Band aus Schwalbach hinausgewachsen, Sänger Roman Martin kommt zum Beispiel aus Kelsterbach. Auch wenn Too Young to Rust nur sechs bis sieben Gigs im Jahr in dieser Formation spielen und alle auch noch andere Bandprojekte haben – Daniel Dachs und Roman Martin zum Beispiel mit der bundesweit tourenden Cherry Band – spielen die sechs gestandenen Männer, die auch Freunde sind, gerne zusammen. „Das ist Quality Time für uns“, sagen sie – und mit Blick auf ihr Publikum: „Wenn Du merkst, dass die Leute dabei sind, guckst Du nicht auf die Uhr.“ Und sie geben gerne etwas zurück: Spenden an die Tafeln, für das Sulzbacher Tierheim oder zuletzt beim Schlossfest in Höchst 3.000 Euro für die Frühchenstation des Klinikums Frankfurt-Höchst sind nur ein paar Beispiele.
Die Männer haben viel zu erzählen, aber schon ist es 20 Uhr, Zeit für die Bühne und „Quality Time“ für alle. Die Bänke vor der Obsthalle sind voll besetzt, die Stehtische umzingelt, als die ersten Gitarrenriffs erklingen. „Summer of 69“ von Brian Adams ist das erste Stück auf der Setliste, ein perfekter Auftakt, damit alle mitklatschen und mitschwelgen können. Das Gefühl dieses einen legendären Sommers mit der eigenen Band, die besten Tage des Lebens, die Brian Adams besingt – man könnte fast meinen, es wäre das Abziehbild dieses Abends in Mammolshain. Zwei Lieder später – „I won’ t back down“ von Tom Petty and the Heartbreakers“ – tanzen die ersten Mutigen mit. „Mammolshain ist die Hauptstadt“ ruft Paul Lux dem Publikum zu – er meint ganz sicher die Stimmungshauptstadt Königsteins, denn spätestens bei „Verdammt lang her“ von BAP klatscht fast jeder mit.
Und dann stimmt die Band das Stück „Des war die gute alte Zeit“ der Offenbacher Band Flatsch an – und viele, die mitsingen, denken ganz sicher an die guten Zeiten zurück, die sie selbst verbringen durften. „Es sind sehr viel Grauhaarige da“ sagt Werner Plescher, was er aber eher als Respekt meint, dass sich die über 50-Jährigen so gut gehalten haben. Zu jung zum Rosten eben – und deshalb feiern sie, natürlich gemeinsam mit den vielen Jungen, noch einige Stunden weiter an diesem wunderbaren Sommerabend in den Mammolshainer Obstwiesen.