Neuer Obstsortengarten in Mammolshain

Wer kennt sie schon, die alten Apfelsorten? Der Obst- und Gartenbauverein Mammolshain e.V. bringt uns mit der Streuobst- und Wildblumenwiese die Vielfalt näher.
Foto: privat

Mammolshain (kw) – Wer die Infotafel des neu angelegten Obstsortengartens in Mammolshain liest, wird neugierig: Wie wohl ein Siebenschläfer schmeckt? Oder eine Ananasrenette? Oder ein Gelber Richard? Apfelsorten wie diese sucht man im Supermarkt vergeblich. Über 40 alte Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschen-Sorten findet man auf dem ca. 3.800 m² großen Grundstück „Unter der Zeil“, gelegen im Südost-Zipfel der Mammolshainer Gemarkung. Die Infotafel gibt zu jedem Obst die einschlägigen Hinweise, zum Beispiel „saftig, schmelzend“ oder „feinsäuerlich“. Echte Obstfreunde können sich hier also gegebenenfalls auch praktisch informieren.

Streuobstwiese auf Ausgleichsfläche

Es war im Jahr 2015, als die Stadt Königstein einen Ausgleich für die versiegelte Fläche des neuen Alten- und Pflegeheims St. Raphael im Forellenweg suchte. Der Obst- und Gartenbauverein Mammolshain e.V. willigte ein, das Grundstück „Unter der Zeil“ in seine bewährten Hände zu nehmen und dort eine Streuobstwiese zu errichten. Gesagt, getan. Im Dezember desselben Jahres wurden die Bäumchen ausgesucht, Löcher gegraben und Pflöcke eingeschlagen. Schließlich wurden die Bäume eingepflanzt, angebunden und gegen Wildverbiss geschützt. Seitdem wird gepflegt, geschnitten und gewässert. Besonders gewässert! Die trockenen Sommer machten es den jungen Bäumen anfangs schwer, Fuß zu fassen. Aber unter der Pflege des OGV haben sie sich prächtig entwickelt und trugen dieses Jahr teilweise schon Früchte. Die Entwicklung des Obstgartens bekam im vergangenen Jahr neuen Schwung, als zwischen den Baumreihen zwei Blühstreifen eingesät wurden. Auch Blühwiesen brauchen Regen, und davon gab es bekanntlich dieses Frühjahr sehr wenig. Dennoch hat sie diesen Sommer schon verhalten geblüht.

Ob aber die örtlichen Greifvögel schon mitbekommen haben, dass der OGV extra für sie bequeme Sitzvorrichtungen geschaffen hat, ist unbekannt. Passanten haben dagegen dieses Jahr zweifelsfrei von den Bäumen Kenntnis genommen, die über Nacht gewachsen sein müssen. Aber warum wachsen manche kopfüber? Hier wurde an die Wildbienen und andere Fluginsekten gedacht, denen ein prächtiges Hotel eingerichtet wurde. Dort können sie nach Besuch der Blühwiese ihren Nachwuchs versorgen. Der zentrale Baumstamm stammt von eben jener 326 Jahre alten Edelkastanie, die vor einigen Jahren dem Bau des Casals Forums der Kronberg Academy am Kronberger Bahnhof weichen musste.

Greifvögel und Wildbienen

Die Vorzeige-Streuobstwiese ist also jetzt komplett. Von alten Obstsorten für zukünftige Generationen über Rastplätze für Greifvögel bis hin zum Wildbienen-Paradies bietet sie alles, was es braucht, um den Fortbestand der Artenvielfalt in der Region zu unterstützen.

So war es endlich Zeit für die offizielle Einweihung. Am 19. September kamen Vertreter von Stadt und Jagdgenossenschaft als Geldgeber und Mitglieder des Ortsbeirats, des OGV und der Arbeitsgemeinschaft Edelkastanie sowie andere Beteiligte zusammen, um den neuen Obstsortengarten der Öffentlichkeit zu übergeben. Besucher sind herzlich eingeladen, die Infotafel zu studieren, Bienen und Bäume zu beobachten und es sich auf den Bänken aus echtem Mammolshainer Edelkastanienholz gemütlich zu machen.



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