Mammolshain (blk) – „Was lange währt, wird endlich gut“: In Mammolshain, wie auch im Rathaus der Stadt Königstein, wäre man sicherlich froh, wenn dieses Sprichwort für die Suche nach einem geeigneten Standort für den Bau des neuen Feuerwehrgerätehauses doch nur schon gelten würde.
Doch an genau ebendiesem noch zu bestimmenden Standort scheiden sich die Geister. Seit Wochen brodelt es in der Bürgerschaft, wie unter anderem diverse Leserbriefe zeigen. Die CDU-Fraktion Königstein wollte der Sache nochmals auf den Grund gehen, aber auch an Ort und Stelle den Bürgerinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen, und lud daher am Dienstag vergangener Woche zu einer Ortsbegehung ein.
Mit „Ort und Stelle“ war der sogenannte „Kranichplatz“ gemeint – eine am Fuße des Mönchswaldes gelegene, begrünte und teilweise von altem Baumbestand gesäumte Freifläche, von welcher man auf der einen Blickachse eine wunderschöne Aussicht auf die gegenüberliegende Kronberger Burg und auf einer zweiten auf die Frankfurter Skyline hat. Nicht umsonst wird die Blickachse auf die Burg auch „Mammolshainer Malerwinkel“ genannt; ein Ort, an dem der Besucher den Blick schweifen lassen und zur Ruhe kommen kann.
„Kronberger Eck“ sehr beliebt
Knapp siebzig Mammolshainer Bürgerinnen und Bürger sowie einige Vertreterinnen und Vertreter der politischen Gremien der Stadt waren der Einladung der CDU-Fraktion am vergangenen Dienstagabend gefolgt. Diese doch sehr rege Beteiligung ist ganz sicher ein Indiz für das Interesse beziehungsweise für die Betroffenheit zahlreicher Mammolshainer, die mit der Bebauung des von ihnen so geschätzten Platzes ganz und gar nicht einverstanden scheinen. Viele Bürgerinnen und Bürger, die zum Ortstermin gekommen waren, leben von Geburt an in Mammolshain und hängen sehr an ihrem „Kronberger Eck“, wie der Kranichplatz auch genannt wird, und dies aus nachvollziehbaren Gründen.
Mammolshainer „Filetstück“
Was das kleine Mammolshain an Attraktionen denn sonst noch zu bieten hätte, wenn ein Teil der Freifläche erst mit dem neuem Feuerwehrgerätehaus bebaut wäre, fragten sich etliche Bürgerinnen und Bürger. Ein Teilnehmer der Ortsbegehung bezeichnete den Kranichplatz sogar als „letztes Filetstück von Mammolshain“. Denn, so berichteten einige anwesende Mammolshainer teils sehr emotional und bewegt, der Kranichplatz hätte nicht nur für sie selbst als Anwohner, sondern vor allem auch für Besucher und Gäste einen besonderen Wert. Viele Menschen zöge es zu diesem Aussichtspunkt – zum kurzen Verweilen genauso wie z.B. für ein Picknick. Ein Spaziergang mit Gästen zum Kranichplatz wäre bei vielen Mammolshainern zudem obligatorisch. Anderen Bürgerinnen und Bürgern wiederum ist der Platz als Treffpunkt im Zusammenhang mit dem alljährlich am 1. Mai stattfindenden Radrennen wichtig.
Alternativen gesucht
Doch nicht nur zahlreiche alteingesessene Mammolshainer sind strikt gegen eine Bebauung des Geländes. Auch Bürgerinnen und Bürger, die erst vor kurzem zugezogen sind, empfinden die Errichtung einer neuen Feuerwache seitlich des Kranichplatzes als „Verschandelung“ des Ortsbildes.
Dass ein Neubau des in die Jahre gekommenen und den gesetzlichen Anforderungen nicht mehr entsprechenden Feuerwehrgerätehauses in Mammolshain dringend notwendig sei, bestreiten indes auch die Bürgerinnen und Bürger nicht, die sich natürlich auch selbst den Kopf darüber zerbrechen, wo denn ein geeigneter Standort für den Neubau sein könnte. Im Rahmen der Ortsbegehung wurde mehrfach die Frage gestellt, warum denn das neue Feuerwehrgerätehaus nicht etwas weiter oben im Mönchswald gebaut werden könne; es sei doch dort eine weitere geeignete Fläche vorhanden, die ebenfalls in die engere Wahl gekommen sei. Doch auch in Bezug auf diese Fläche gab es kontroverse Ansichten. Ein gutes Stück Wald müsste dafür gerodet werden, sagen die einen. Dass es sich dabei aber um kranke Bäume handelt, die ohnehin gerodet werden müssten, sagen die anderen. Auch der Verlust der Parkplätze am Mönchswald, die dann einem Neubau der Feuerwache weichen müssten, müsse bedacht werden.
Offizielle Entscheidung steht noch aus
Im Laufe der Ortsbegehung wurde deutlich, dass sich viele Teilnehmer von der Veranstaltung offenbar mehr erhofft hatten. Einige enttäuschte Stimmen wurden laut und mehrfach wurde aus dem Publikum die Frage gestellt, warum denn nicht, wie wohl bereits bei einer Sitzung des Ortsbeirates im vergangenen Juni angekündigt, ein Kriterienkatalog für die zu prüfenden Alternativflächen oder zumindest eine Übersicht und ein Vergleich aller in Frage kommender Liegenschaften vorgelegt worden wäre.
Es sei der Eindruck entstanden, die Bürgerinnen und Bürger würden hingehalten, obwohl doch vermutlich längst inoffiziell die Entscheidung für den Kranichplatz als Standort für den Neubau des Feuerwehrgerätehauses getroffen worden wäre. Schwere Anschuldigungen aus der Bürgerschaft, die jedoch sowohl von Alexander Hees als Fraktionsvorsitzendem der CDU Königstein als auch von Bürgermeister Leonhard Helm und seinem Stellvertreter Jörg Pöschl klar zurückgewiesen wurden. Immerhin, so Pöschl, hätte man sich ja gerade deshalb zu der Ortsbegehung eingefunden, um die Bürgerinnen und Bürger einzubeziehen.
Alexander Hees erläuterte noch einmal detailliert den Ablauf des Prozesses innerhalb der Gremien und stellte darüber hinaus auch klar, dass noch längst keine Entscheidung pro Kranichplatz getroffen wurde. Was die Übersicht der vorgeschlagenen und auch bereits gründlich geprüften alternativen Liegenschaften beträfe, so verwies Hees auf die auf der Homepage der Stadt Königstein hinterlegten Sitzungsprotokolle samt Anlagen. Diese seien öffentlich jederzeit einsehbar, betonte Hees und wies damit den unterschwelligen Vorwurf der mangelnden Transparenz von sich. Jörg Pöschl war zudem der Ansicht, dass der Magistrat in dieser Angelegenheit durchaus „seine Hausaufgaben gemacht“ habe.
Bürgermeister Leonhard Helm gab in diesem Zusammenhang klar zu verstehen, dass inzwischen alle praktisch umsetzbaren Alternativflächen geprüft worden seien. Es seien zum Beispiel naturschutzrechtliche und bautechnische Vorgaben zu beachten und natürlich dürfe auch der Blick auf die Kosten nicht fehlen.
Absolute Priorität jedoch, so wiederholte Helm an diesem Abend mehrfach, hätte bei der Prüfung die Machbarkeit der sogenannten Hilfeleistungsfrist der Feuerwehren. Diese darf die Vorgabe von zehn Minuten ab Eingang des Notrufes bei der Leitstelle bis zum Eintreffen am Einsatzort nicht überschreiten. Die Einhaltung dieser Hilfsfrist sei in etwa vergleichbar, was den Standort am Kranichplatz und jenem weiter oberhalb gegenüber der Mammolshöhe betreffe. Bei allen anderen Alternativflächen, die geprüft worden seien, sei diese Vorgabe nicht zu halten. Helm erläuterte weiterhin, dass es aus seiner persönlichen Sicht schwierig sei, einen Kriterienkatalog für die Bewertung der in Frage kommenden Alternativflächen darzustellen, da man anhand des Beispiels mit der Hilfeleistungsfrist erkennen könne, dass nicht die Kriterien an sich ausschlaggebend seien, sondern vielmehr deren Gewichtung.
CDU-Fraktionsvorsitzender Alexander Hees kündigte am Ende der etwa anderthalbstündigen Ortsbegehung an, dass man nun innerhalb der Fraktion noch einmal in Ruhe beraten, jedes Pro und Contra sorgfältig abwägen und im Anschluss dem Ortsbeirat von Mammolshain eine Vergleichbarkeit der für den Neubau eines Feuerwehrgerätehauses infrage kommenden Flächen vorlegen wird.