Weichenstellung in Mammolshain? Stillstand bedroht Amateurfußball

Mammolshain (cdg) – Im Fußball-Amateurlager lautet die Frage angesichts der durch die Corona-Krise ausgelösten Isolationsmaßnahmen des Staates längst nicht mehr „wann wird die Saison zu Ende gespielt?“ – „Es droht eigentlich schon das Szenario, dass in diesem Jahr überhaupt nicht mehr gespielt werden kann“, sieht Bernd Reimann, Vorsitzender des FC Mammolshain, derzeit Tabellenzweiter der Kreisliga A Hochtaunus und damit Anwärter auf den Aufstieg in die KOL – die Lage noch dramatischer. „Momentan sind uns die Hände gebunden, Weichenstellungen sind derzeit nicht möglich“.

Dabei besteht bei seinem FCM ein Vierteljahr vor dem vermeintlichen Saisonende dringend Handlungsbedarf. Denn nach Erfolgstrainer Vait Arslanoski scheidet auch der gerade –sogar in Abwesenheit – wiedergewählte Sportliche Leiter Heiko Weck aus seinem Amt aus. Die Versuche von „Vize“ Christian Bordzio, ihn zum Weitermachen zu bewegen, sind am Sonntag gescheitert. „Für einen weiteren Neuanfang stehe ich nicht zur Verfügung“, erklärte Weck, dessen Sohn Dennis – bisheriger Stammtorhüter – aus beruflichen Gründen (Ausbildung in Bad Vilbel) Mammolshain ebenfalls verlässt. Auf Wunsch des Vereins, soll der Spielausschussvorsitzende, trotz seines Abschieds, mit Spielern des aktuellen Kaders Gespräche führen, wer Interesse hat weiterhin für den FCM zu spielen. Immerhin steht Weck noch bis zum ursprünglichen Saisonende im Juni in der Verantwortung.

Ein Nachfolger für Weck muss unterdessen gesucht werden. Dessen vorrangigste Aufgabe dürfte darin bestehen, einen neuen Trainer an Land zu ziehen. „Auch bei dieser Personalie haben wir derzeit wenig Spielraum. Jeder mögliche Kandidat ist seinerseits ja noch anderweitig gebunden“, so Bernd Reimann.

Die Verhandlungen des Vorsitzenden mit seinem bisherigen Erfolgscoach dauerten vergangene Woche weniger als ein Fußballspiel – zu klar waren die Fronten abgesteckt. Vait Arslanoski hatte seine Wünsche für sich und sein Trainerteam bereits hinterlegt. Reimann sah sich angesichts der finanziellen Entwicklung gezwungen, eine „Rote Linie“ zu ziehen. „Für mich war es absolut enttäuschend, dass nicht einmal versucht wurde, einen Kompromiss zu finden“, so der scheidende Trainer, der sich angesichts seiner erfolgreichen Tätigkeit wenig Sorgen machen muss, ein neues Engagement zu finden. Er hatte den Verein 2019 vor dem Abstieg gerettet und mit seinen „Frankfurter Jungs“, die er als Verstärkungen mitgebracht hatte, die Rückkehr in die KOL fest eingeplant.

Die unerwarteten Erfolge hatten freilich ihren Preis. Trainergehälter, Siegprämien und Fahrtkosten hatten das Budget schneller als erwartet in Gefahr gebracht. Das musste Schatzmeisterin Maria Dietz bei Vorlage des Jahresabschlusses zum 31. Dezember 2019 in der Mitgliederversammlung Anfang März offenlegen. Hochgerechnet auf den weiteren Verlauf war da abzusehen, dass im Zuge des voraussichtlichen Aufstiegs der FCM an seine Grenzen stößt. Und auf mehr Sponsoren in Zeiten der Corona-Krise und ihrer Auswirkungen auf die gesamte deutsche Wirtschaft zu hoffen, ist eher wagemutig. Doch das geht derzeit allen Vereinen so. Erst wenn der Hessische Fußball Verband Bilanz gezogen hat, welche Vereine weitermachen können, wird klar werden, in welcher Klasse es künftig weitergeht und mit welchen Gegnern.



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