Fechtsport in Zeiten von Corona

Erinnerung an bessere Zeiten Foto: privat

Schneidhain (kw) – Egal, ob Freizeitsport oder Leistungssport: Die Corona-Pandemie hat von März 2020 an den Sport in allen Ebenen, vom Kleinstadtverein bis hin zum Nationalkader, komplett lahmgelegt. Davon blieben selbstverständlich auch die heimischen Fechter*innen nicht verschont.

Cheftrainer und Abteilungsgründer Jan Zwak, der in den vergangenen Tagen seinen 70. Geburtstag feierte, zieht ein eher ernüchterndes Resümee: Anfang des Jahres stand es gut um die Leistungssparte seiner Abteilung. Fünf seiner jungen Nachwuchsfechter, vertreten in allen Altersklassen von der U13 bis zur U20, hatten gute Chancen, sich zu den Deutschen Meisterschaften zu qualifizieren. Die Anzahl an Teilnehmenden an Deutschen Meisterschaften ist für Jan Zwak immer ein Kriterium, an dem er Erfolg und Entwicklung seiner Arbeit misst. Doch von routinierter Trainerarbeit konnte ab März 2020 nicht mehr große Rede sein.

Das Training fiel bis Mitte Juni aufgrund des Lockdowns komplett aus. Natürlich waren auch der gesamte Turnierkalender sowie alle Fortbildungsangebote des Verbandes auf Eis gelegt. Von da an versuchten die Trainer, Stück für Stück wieder ein reguläres Trainingsprogramm anzubieten. Ein Problem stellte zunächst dar, dass Fechten als Kampfsportart nicht vollkommen ohne Kontakte zu meistern ist. Der junge Nachwuchstrainer Thristan Trieschmann gab sich daher Mühe und versuchte den Fokus des Trainings auf andere Aspekte zu legen: Es standen vermehrt Basisübungen, Beinarbeit und die Stärkung der allgemeinen Fitness auf dem Programm. Ein Pflaster, welches das angeknackste Fechterherz nur bedingt heilen konnte. Einige Zeit später waren dann endlich wieder Übungskämpfe im Trainingsbetrieb der Blau-Weiß Schneidhain möglich. Die Welt des Fechtens fing an sich zu erholen, der hessische und deutsche Fechterverband veröffentlichten wieder einen Wettkampfplan für die neue Saison 20/21 und in Schneidhain wurde fleißig trainiert. Leider konnten aufgrund der immer noch angespannten Corona-Situationen keinerlei hessische Turniere im Nachwuchsleistungssport stattfinden und bekanntermaßen steht der Trainingsbetrieb erneut seit Anfang November wieder still.

Eine bedrückende Situation für all die jungen Talente, die wieder einmal in ihrem Eifer gebremst worden sind. Nachwuchsfechter Yorck Müller-Gebel fasst die Situation so zusammen: „Es ist sehr schade, dass Corona das Sportliche so stark einschränkt. Jedoch versuche ich, möglichst alle Trainingsaspekte mit Hometraining zu kompensieren.“ Der 17-Jährige ist schon ein paar Jahre lang dabei und weiß, wie er sich auch zuhause fit halten kann. Für viele seiner jüngeren Teamkollegen ist das aufgrund der mangelnden Erfahrung nicht so einfach. Auch ist es oft schwierig, Schattenfechten in den eigenen vier Wänden zu betreiben, wenn der Platz knapp ist.

Trainer Nicolas Maute hat sich derzeit über diese und weitere Problemstellungen Gedanken gemacht und hofft, bald ein Alternativtraining online anbieten zu können. Dieses könnte wenigstens in Grundzügen einen Ersatz für das richtige Training darstellen. „Wir Trainer wollen vor allem nicht, dass unsere Fechter im Nachwuchsbereich die Lust am Sport verlieren, weil das Training so lange ausfällt. Daher ist es wichtig, dass wir erst einmal überhaupt Training in irgendeiner Form anbieten.“ Wie die Idee bei den Fechterinnen und Fechtern des Vereins ankommt, bleibt abzuwarten. Nico hofft jedenfalls auf eine rege Beteiligung, sollte der Lockdown länger anhalten.

Und alles in allem bleibt Jan Zwak und seinen Athleten auf lange Sicht nur die Hoffnung auf eine Entspannung der Corona-Situation, damit sie endlich wieder ihren Sport in vollen Zügen ausleben können. Das Jahr 2020 im fechterischen Sinne werden sie alle wohl relativ schnell abhaken.



X