Der 13-jährige Marvin Jones hat eine Passion und schon einen Filmpreis

Marvin Wallace Jones ist für seine herausragenden schauspielerischen Leistungen in Los Angeles ausgezeichnet worden.

Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Die Rollen, in die der 13-jährige Marvin Wallace Jones gerne schlüpft, haben es in sich: „Ich liebe Psychopathen“, sagt er und grinst. „Es sind einfach die spannenderen Charaktere.“ Der Teilzeitschüler bei der Academy of Stage Arts in Oberursel stand letztes Jahr nach verschiedenen Theaterprojekten und einer Filmfreizeit über das evangelische Dekanat Kronberg plötzlich mit dem Hollywood-Schauspieler Gary Lewis für den Kurzfilm „The Heavy Load“ vor der Kamera. Den Produzenten des Films, Joshua J. Krull, hatte er bei der Filmfreizeit kennengelernt. „Wir sind danach in Kontakt geblieben“, sagt er. Daraus entstanden ist die Rolle in Krulls Kurzfilm, der dieses Jahr gleich vierfach ausgezeichnet worden ist, als bester Film, für die beste Regie, Kamera und eben für den besten Hauptdarsteller. Für seine Rolle als Jimmy Spencer erhielt Marvin Jones den Award of Merit bei der Los Angeles Best Short Competition für seine überragende schauspielerische Leistung. Gary Lewis hatte zugesagt, das Nachwuchsfilmteam zu unterstützen, weil Joshua J. Krull ihm seinerzeit bei Dreharbeiten in Südamerika für den Film „Libertador“ den offenen Regenschirm hingehalten hatte. „Damals hatte Lewis zu ihm gesagt, wenn Du mal einen Film machen willst, dann ruf mich an“, erzählt das Kronberger Nachwuchstalent. Und genau das machte er und bekam die Zusage des Hollywood-Schauspielers. „In ‚The Heavy Load‘ habe ich einen introvertierten Jungen gespielt, der in seiner eigenen Welt lebt, dann aber beim Theaterspielen aufblüht.“ Jimmy Spencer, wie der Junge im Kurzfilm heißt, der vergangenes Jahr in acht Tagen unter anderem in Frankfurt und Hofheim auf Englisch gedreht wurde, will eigentlich das Gleiche, was Marvin Jones mit Leidenschaft und vollem Einsatz verfolgt: Schauspieler werden und in einem richtig großen Film mitspielen: Jimmys Gründe sind allerdings fast erdrückend: Er will es für seine sterbenskranke Mutter schaffen, sie soll sich freuen über ihn und dadurch wieder gesund werden. Er spielt darin den unglücklichen Jungen genauso überzeugend wie den enthusiastischen Jungschauspieler, der von seinem Können weiß und fordert, dass man ihm eine Chance gibt. Auch im wahren Leben weiß Marvin Jones: „Entweder man hat Begabung oder eben nicht.“ Es seien nun mal die Schauspieler am besten, die am Ende nicht eine Rolle spielten, sondern „die Person sind“, meint er abgeklärt. Seine Mutter, Anke Jones und sein Vater, gebürtiger Engländer, haben den Weg ihres Sohnes nicht ehrgeizig vorgezeichnet. „Unser Sohn wollte schon von klein auf die Bühne, er braucht das einfach, sich zu präsentieren“, erklärt Anke Jones. Zielstrebig sei er dabei schon immer vorgegangen und habe seine Eltern nicht nur einmal sprachlos gemacht. „Er wollte schon als kleiner Junge zum Ballettunterricht, weil er der Überzeugung war, dass ein Schauspieler tanzen können muss“, erzählt sie lachend. „Und er spürt bestimmte Gefühle und kann sie gut umsetzen.“ Verblüffend dabei sind Marvin Jones Rollen, wenn er beispielsweise für den Verein „Finger weg von unseren Kindern“ ein durch Missbrauch psychisch gestörtes Kind spielt, erstaunlich für sein Alter! Seine Rolle im Tatort, die er vor Kurzem erhalten hat und bei der auch sein jüngerer Bruder Colin mitspielt, geht ebenfalls in die Richtung schwer erträglichen Stoffs. Für die Jugendkinofilmrolle, für die er sich aktuell durch mehrere Casting-Runden gearbeitet hat, würden ihm, wenn er sie erhalten sollte, allerdings schaupielerisch beide Seiten abverlangt: Der fröhliche, lustige Junge und der, dem das Lachen abhanden kommt. „Auf das Casting hat sich mein Sohn zunächst mit einem Internet-Video beworben, das macht er alles alleine und es dauert auch nicht lange, wenn er sich für seine Rolle vorbereitet“, verrät sie. Trotzdem verlangt seine Leidenschaft ihm und der Familie einiges an Zeit ab, doch hat er das Glück, dass ihm die Schule „ganz nebenbei“ gelingt. Denn viel lieber als über den Schulbüchern brütet der talentierte Jungschauspieler nun einmal vor seinem Computer, an einem Drebuch für einen eigenen Film, bei dem er dann auch selbst Regie führt.

Vor Kurzem erst wurde „The Heavy Load“ beim berühmten Filmfestival in Cannes gezeigt. Während es seiner Mutter durchaus gefallen hätte, die Gelegenheit zu nutzen und sich den roten Teppich einmal aus nächster Nähe anzuschauen, entschied ihr Sohn sich lieber für das Wandern mit seinem Vater in der Natur. Vermutlich kann man da auch viel besser Ideen für eine eigene neue Story sammeln oder sich „erden“, damit einem der Erfolg in jungen Jahren nicht allzu sehr zu Kopfe steigt. Wichtig sind für ihn momentan jedenfalls nicht das erwachte Interesse an seiner Person, sondern das Schauspiel als Passion. „Auf der Bühne ist es einfach schön, dass das Publikum direkt vor Dir ist“, sagt er. „Und beim Dreh ist es toll, mit Gleichgesinnten zusammenzuarbeiten.“ So einfach ist das.



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