15 Jahre Montessori-Schule fühlen sich für Eva Gottschalk richtig an

Zum 15-jährigen Jubiläum der Montessori Schule Kronberg waren Eltern, Schüler, Freunde und Förderer und auch viele Ehemalige der Schule gekommen. Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – 15 Jahre Montessori-Schule in Kronberg: Anlass zum Innehalten und zum Feiern, zum Danke-Sagen und zum Rückblick auf ihre Anfänge. Zu diesem Anlass kamen die rund 90 Grundschülerinnen und Gründschüler mit ihren Eltern, Großeltern und Freunden in dem Schulgebäude in der Le Lavandou-Straße zum Jubiläumsfest mit Festakt und anschließender gemeinsamer Feier bis in die späten Abendstunden zusammen. Auch ehemalige Mitstreiter der Fördergemeinschaft-Montessori waren zugegen, genauso wie das Gros der Gründerfamilien der Schule und einige der Schülerinnen und Schüler der ersten Stunde, aus denen längst junge Damen und Herren geworden sind. Auch nach 15 gelebten Schuljahren ist bei der Schulleiterin, Eva Gottschalk, die Euphorie der ersten Stunde noch spürbar, wenn sie von den Anfängen spricht, der Glaube an die Pädagogik Maria Montessoris nicht abgenutzt. Im Gegenteil, die Praxisjahre scheinen sie auf ihrem Weg gegen den pädagogischen Mainstream bestätigt zu haben. 90 Schülerinnen und Schüler, deren Eltern ein nicht unerhebliches Schulgeld aufbringen müssen, kommen in den Genuss eines Hauses, in dem ganz im Sinne Maria Montessoris eine Pädagogik gelehrt wird, „die jedes Geschöpf in seiner Einzigartigkeit und Unterschiedlichkeit respektiert“. Eva Gottschalks Übersetzung der alten Montessori-Pädagogik kommt bei den Eltern an. Ein Vater ruft ihr zur Begrüßung zu, er könne gar nicht verstehen, warum dieser doch so fruchtbare pädagogische Ansatz noch immer nur ein kleines Mosaiksteinchen in der Schulerziehung ausmache.

Was sie seit 15 Jahren antreibt, sind nach wie vor die Worte Montessoris, sagt Eva Gottschalk und zitiert: „Wir sind keine Optimisten, sondern wir sind Goldgräber. Die Haltung unserer Erzieher ist nicht die fantastischer Optimisten, sondern es ist die Haltung der Liebe. Ein Mensch der nicht liebt, sieht nur die Fehler bei den anderen; der liebt, sieht sie nicht und darum sagt man, die Liebe mache blind. Doch nur wer liebt, ist ein Sehender, und nur er kann die zarten Offenbarungen des Kindes sehen und verstehen, und vor ihm wird ein Kind seine wahre Natur zeigen können.“

Sechs Familien waren es vor 15 Jahren, erinnerte sie, die damals den Traum von einer Montessori-Schule mit ihr in Angriff genommen hatten, elf Schüler das Fundament dazu. „Keiner von uns wusste damals, ob es uns gelingen würde, aber jeder von uns hatte in dieses Projekt all seine Energie, seinen Glauben und vor allen Dingen sein Vertrauen in eine Pädagogik gesteckt, die bereit war, einen alten Weg neu zu gehen.“ Naiv und unerfahren, was alles auf sie zukommen würde, habe sie damals diesen Weg begonnen. Geholfen habe ihr dabei vor allem ihre eigene Erziehung durch ihre Eltern, die ebenfalls schon ganz im Sinne Maria Montessoris, das Ziel hatten, „Hilf mir, es selbst zu tun“. Wer als Pädagoge einmal den Montessori-Weg gewählt habe, verändere nicht nur seine Einstellung zum Kind, sondern auch zum Leben und dadurch auch seine Persönlichkeit. Ein Mensch, der ein „Sehender“ sein möchte, achtet nicht nur auf Fehler, sondern auch darauf, was bereits geschafft wurde, was gelungen ist. Maria Montessori sei es nie um das effektivste Schulsystem gegangen, sondern um die „Rettung der Seele des Kindes“. Gerade in der heutigen Zeit, in der es um „immer schneller, immer höher, immer weiter“ geht, sei es ihr wichtig, daran zu erinnern. „Lassen Sie es zu, dass jedes Kind einzigartig ist. Schimpfen wir nicht mit ihnen, wenn sie etwas noch nicht können; brechen wir nicht ihre Seelen, um das Kultusministerium glücklich zu machen.“ Auch für das klassenübergreifende Lernen warb sie mit den Worten Montessoris: „Der Weg auf dem die Schwachen sich stärken, ist der gleiche wie der, auf dem die Starken sich vervollkommnen.“ Diesen Weg, in dem die Kinder „Baumeister ihrer selbst sind“ will sie gemeinsam mit den Eltern weiter beschreiten: „Lassen wir sie los, ohne sie fallen zu lassen oder denken wir an Goethe, der gesagt hat, ,unsere Kinder brauchen Wurzeln und Flügeln‘.“

Das entgegengebrachte Vertrauen in die Schulleitung ist spürbar groß: Eugen Solf, der für die Gründerfamilien sprach, machte in seinem humorvoller Ansprache unmissverständlich klar, bei Eva Gottschalk „war das Glas immer halb voll, nie halb leer.“ Zu jedem Zeitpunkt sei ihr in ihrem „pädagogischen Unternehmen“ der Spagat zwischen Business und Schule gelungen. Begriffe wie Achtsamkeit, Verständnis oder Toleranz seien an Schulen leider nicht selbstverständlich. Gemeinsam mit der Geschäftsführerin Glaudia Godulla verfüge die Montessori-Schule über ein „Winning Team“. „Und sie wissen ja, ,never change a winning-team!‘“

Ein Lob auf die Schule und damit die Leiterin, aber auch ein Dank für das Engagement der Eltern und Blumen für das Organisationsteam des Jubiläumsfestes hatte es bereits zuvor bei der Begrüßung von Geschäftsführerin Godulla selbst gegeben. Sie sieht die Prinzipien, die laut Bildungsjournalist Christian Füller eine gute Schule ausmachen, bei der Montessori-Schule Kronberg alle vereint: Eine starke Schulleiterin, Menschen, die ein hohes Engagement haben sowie die weiteren Prinzipien: Gute Schulen brechen Regeln, sind vom respektvollen Umgang untereinander geprägt, dort wird individuell und selbstständig gelernt, Schülern Hilfe angeboten, Lehrer arbeiten in Teams uns die Schule hat aktive Außenbeziehungen. Auch die „neuen“ Eltern sehen es ähnlich. Das Team der Montessori-Fördermeinschaft mit Edna Wollenweber, Michael Schmitz und seinem Vorstandsvorsitenden Stefan Sutor hatten als Geschenk ein buntes Glas dabei und rührten die Schulleiterin mit ihrer Erklärtung, wofür es sinnbildlich steht: Für die befruchtende Beziehung zwischen Eltern und Schulleitung. „Es ist ein unzerbrechliches Glas, weil wir mit Ihnen so gut verbunden sind und es ist trotz seiner Farben durchsichtig, weil das gut so ist und wichtig!“

Nach diesen vielen freudigen und lobenden Worten zum Jubiläum der Schule und seiner Schulleiterin gab es auf der Terrasse und im Garten ein großzügiges Buffet vom Bio-Caterer, der ansonsten mittags für die Kinder kocht, vor allem aber Zeit für gute Gespräche und Zeit zum Spielen für die Kinder. Ob Kistenrutschen, Edelsteinsuche im Sand, Torwandschießen oder Bastelangebote, die Hauptakteure tollten bald ausgelassen – schickes Feststagskleid oder weißes Hemd hin oder her – durch den idyllischen Schulgarten oder kletterten auf den sich vor Früchtereichtum biegenden Apfelbaum.

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