5.000 Euro für Kreisau-Fahrt als wichtiges Projekt gegen das Vergessen

V.l.n.r.: Lehrer Martin Fichert, kommissarischer Schulleiter Martin Peppler, Lions-Kreisau-Beaufragter Berthold Figgen, Lions-Präsidenten Christian von Goetz mit den Lehrern Daniel Keiser und Andrea Höhle Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – Das Kreisau-Projekt ist für die Schüler ein Blick in die Geschichte und ein Stück gelebte Völkerverständigung. „Und es ist ein sehr prägendes Erlebnis“, weiß der Fachbereichsleiter für Gesellschaftslehre an der Altkönigschule, Martin Fichert. Vom 9. bis zum 16. September fuhr auch dieses Jahr wieder eine 40-köpfige Gruppe, darunter Schüler der befreundeten deutschen Schule aus Las Palmas mit weiteren europäischen Schülern ins polnische Krzyzowa (Kreisau). Seit 1994 fahren die Schüler der Altkönigschule dank der Zuwendungen der Kronberger Lions zu der Jugendbegegnungsstätte, um gegen das Vergessen an die Gräuel des Nazionalsozialismus und für eine Völkerverständigung zu arbeiten. Die internationale Begegnungsstätte ist das ehemalige Gut der Familie Moltke. Hier traf sich der sogenannte „Kreisauer Kreis“ um Helmuth James Graf von Moltke und Peter Graf York von Wartenburg, um über einen demokratischen Staats- und Gesellschaftsaufbau nach der Zeit des Nationalsozialismus zu diskutieren und diesen vorzubereiten. Moltkes Grundhaltung war pazifistisch, ein Attentat gegen Hitler kam für ihn nicht in Frage. Helmuth James Graf von Moltke wurde aufgrund seiner Tätigkeit im Widerstand 1945 hingerichtet. Seine Frau Freya von Moltke trug später maßgeblich dazu bei, dass das große Gut als Treffpunkt der Widerständler eine Begegnungsstätte und ein Ort der Erinnerung wurde. Für die Schülerinnen und Schüler der Altkönigschule, die sich auf den Weg nach Kreisau gemacht hatten, war innerhalb des straffen und anspruchsvollen Wochenprogramms das Zeitzeugengespräch mit Helmuth Caspar von Moltke, dem Sohn von Helmuth James Graf von Moltke, ein sehr prägender Moment, berichteten die begleitenden Lehrer, Daniel Keiser und Andrea Höhle. Das dokumentieren auch der Bericht der Schüler über dieses Gespräch, bei dem die Schüler viele Fragen stellten. Ebenfalls emotional sehr berührend nannten sie den Besuch im Konzentrationslager Groß-Rosen, wie auch das Zeitzeugengespräch für die meisten Schüler die erste Auseinandersetzung an einem Ort der Erinnerung war. „Unser Eindruck, den wir mit nach Hause genommen haben ist, dass die Leiden der Opfer des Nationalsozialismus unterschätzt werden und leider nicht präsent genug sind. Deshalb sind wir dankbar, diese Erfahrung gemacht zu haben“, schreiben drei der Teilnehmerinnen über ihre Erfahrungen.

Das Konzept für die Fahrt der gymnasialen Oberstufe beinhaltet theoretische Arbeit in der Auseinandersetzung mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und der jüngeren polnischen Geschichte, praktische Arbeit, die in der Pflege der Grabanlage der Familie von Moltke besteht, Ausflüge nach Breslau und in die Kreisstadt Schweidnitz und die internationalen Begegnungen der Gruppen (deutsche, tschechische, spanische und belarussische Gruppe) untereinander, die sich landestypisch vorstellten – die Kronberger beispielsweise mit einem kleinen Video über Kronberg.

Im Berghaus der Familie, bei Kerzenschein, vernahmen Schüler den Inhalt von Briefen der Kreisau-Mitstreiter aus ihrer Todeszelle heraus. Diese Momente der Nähe seien es, aber auch die Kommunikation untereinander neben den offiziellen Arbeitsgruppen und weiteren Programmpunkten, die die Fahrt als Erfahrung so bedeutsam machten. Dieses Jahr waren ehemalige Schüler spontan dorthin gereist, um bei dieser Begegnung noch einmal dabei zu sein. Und Keiser weiß, dass es Schüler gibt, die bis zum Abitur und darüber hinaus noch Kontakt zu belarussischen Schülern hatten.

Ihre Erlebnisse mit Bildern zusammengefasst in einem kleinem Heftchen, hatte die AKS-Gruppe mit Unterstützung ihrer Lehrer auch. Das wurde nun im feierlichen Rahmen als Dankeschön an den Lions-Präsidenten, Christian von Goetz und den langjährigen Lions-Kreisau-Beaufragten Berthold Figgen übergeben. Denn die hatten das weitaus größere Geschenk mit im Gepäck: einen Scheck über 5.000 Euro, der die Fahrt überhaupt erst möglich gemacht hatte und die Zusage, die Begegnungsfahrt und im kommenden Jahr gerne wieder finanzieren zu wollen.

Dafür gab es ein „Herzliches Dankeschön“ seitens des kommisarischen Schulleiters, Martin Peppler. „Es ist einfach wunderbar, dass wir diese Spende bekommen“, sagte er. Es sei gut investiertes Geld, denn vor Ort, wie auch Fichert untermauerte, passiere in den Köpfen der Schüler etwas, was sehr wertvoll sei. Peppler dankte ein diesem Rahmen auch den Kollegen für ihr Engagement. Auch das sei nicht zu unterschätzen, da eine solche Reise nicht mit einem Urlaub zu verwechseln sei. „Aber genau diese Lehrer, die sich über die Maßen engagieren, brauchen wir, denn davon profitieren unsere Schüler auch“, sagte er. Die Lions-Herren zeigten sich erfreut über das alljährliche Feedback zu der Begegnungsfahrt. Das sei nicht bei allen Projekten, die die Lions unterstützt hätten, der Fall, aber für die Lions-Arbeit wichtig, da zuvor intern über die unterstützenswerten Projekte im Bereich Kultur, Bildung und Soziales abgestimmt werde. Die Kronberger Lions sind dafür bekannt, dass sie selbst zahlreiche Aktivitäten unternehmen, um Geld für solche Projekte wie die Kreisau-Fahrt zu akquirieren. „Wir sind beispielsweise im Dezember auch wieder auf dem Weihnachtsmarkt mit einem Stand vertreten“, laden sie zum Vorbeischauen schon heute ein, bevor sie mit einem Gläschen Sekt auf die erfolgreiche Kreisau-Fahrt anstoßen.

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