Academy-Sommerfest mit Informationen rund um den Forum-Bau: 90 Prozent der Finanzierung stehen

Zum Auftakt des Sommerfestes der Kronberg Academy spielte die Cellistin Hayoung Choi. Im Mittelpunkt standen jedoch die Informationen zum Sachstand des Bauprojektes.

Fotos: Westenberger

Kronberg (mw) – Lange hatten die Kronberger Bürger auf Informationen zum Bauprojekt „Kronberg Academy Forum“ am Bahnhof gewartet: Auf den Sachstand zum geplanten Kammermusiksaal mit dazugehörigem Studien- und Verwaltungszentrum der Kronberg Academy. Auch in der Ausschusssitzung, als Zahlen und Fakten über Finanzierung und Betriebskosten des Projekts seitens der Kronberg Academy beziffert wurden, blieb die Öffentlichkeit zunächst außen vor. Die Verunsicherung wuchs, auch ein Teil der Kommunalpolitiker forderte die Kronberg Academy auf, möglichst bald für mehr Transparenz zu sorgen, denn die Bebauung des Bahnhofareals, sorgt für viel Diskussionsstoff.

Jetzt kam die Kronberg Academy ihrem Versprechen nach, noch vor den Sommerferien über ihr Bauprojekt zu informieren und zeigte sich gut vorbereitet. Raimund Trenkler, Vorstandssprecher und künstlerischer Leiter der Kronberg Academy, konnte in seinem gut strukturierten Vortrag, den über 200 zum Sommerfest der Academy in den Lokschuppen erschienenen Bürgern viele häufig gestellte Fragen beantworten.

Über 90 Prozent der insgesamt 31 Millionen Euro der Gesamtbaukosten seien durch private und öffentliche Mittel bereits abgedeckt. An den 2,5 Millionen Euro, die noch fehlten, arbeite man derzeit. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die restlichen Gelder bald zusammen haben“, so Raimund Trenkler. „Es wird keine Kreditaufnahmen geben.“ Die Gefahr einer Kostenexplosion wie bei dem Bau der Elbphilharmonie sieht er nach den gut geprüften Zahlen kaum. Erstens sei das Bauvorhaben der Academy deutlich kleiner und zweitens prüfe der Projektausschuss die Zahlen, vor allem aber sei es kein öffentliches Bauvorhaben, meinte Trenkler.

13 Millionen Euro stehen nach Auskunft des künstlerischen Leiters aus privaten Zuwendungen bereit, 10 Millionen Euro gibt der Bund, 4,5 Millionen Euro fließen vom Land Hessen und 1 Million Euro kommen hälftig vom Hochtaunuskreis unter Mitwirkung der Taunusparkasse und von der Stadt Kronberg über eine zweckgebunde Spende einer Privatperson.

Die Betriebskosten für den laufenden Betrieb des „Kronberg Academy Forums“ lägen zukünftig bei etwa 2 Millionen Euro. Zwei Drittel der Betriebskosten des Kammermusiksaals seien bereits durch die Mietzahlungen, die eingespart werden, gedeckt. Die derzeitigen Miet- und Logistikkosten würden sich auf 240.000 Euro jährlich belaufen. Demgegenüber ständen Eigenbetriebskosten des neuen Forums, mit Saal und Studienzentrum, die mit 216.000 Euro zu Buche schlagen. Das restliche Geld will die Academy durch Vermietung des Kammermusiksaals erwirtschaften, sodass die Gesamtkosten der Academy, die sie jährlich zu stemmen hat, gleich bleiben, wenn nicht sogar ein wenig absinken. Als Interessenten, die den Kammermusiksaal für 500 Gäste mieten, nannte er das Ensemble Modern, das Rheingau-Musikfestival, das hr-Sinfonieorchester und das Chamber Orchestra of London. Die Academy plane, den Kammermusiksaal an 30 Tagen im Jahr selbst für Konzerte zu nutzen, an 15 Tagen von Externen. Insgesamt soll er an 135 Tagen im Jahr frequentiert werden: weiter mit Proben, CD-Aufnahmen, intern als auch extern, sowie Arbeitsvorbereitungen. Das Studienzentrum werde das ganze Jahr über genutzt, mit Ausnahme der Sommerferien. Über die Motivation für den Bau des „Kronberg Academy Forums“ sagte Raimund Trenkler, es gelte, der inzwischen erwachsen gewordenen Kronberg Academy einen Ort zu geben, an dem sie als etablierte Institution wahrgenommen wird. Es gelte, ein „internationales Inspirations- und Kompetenzzentrum für Musiker aller Generationen zu schaffen“, das auch sichtbar werde. Dazu zählten gut ausgestattete Konzert- und Unterrichtsräume und vor allem eine einwandfreie Akustik. Für die Academy sei die Erleichterung der Organisation der Veranstaltungen, die mit der Konzentration auf einen Ort immens ansteige, ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Trenkler hatte sich in seinem Vortrag auch um den Nutzen der Academy für die Kronberger Gedanken gemacht: „Sie können große Künstler in Konzerten mit ausgezeichneter Akustik hautnah erleben und sogar, wie bei den Geigenmeisterkursen, hinter die Kulissen schauen.“ Man habe von Beginn an die Türen für öffentliche Proben geöffnet, sodass jeder die Musik erleben könne und so soll es auch in Zukunft bleiben, sagte er. „Wir betreiben Eliteförderung, aber wir kümmern uns mit dem Feuermann-Konservatorium auch um die Basis, die sie trägt, und wir wollen keinen Elfenbeinturm.“

Natürlich würden 24 Monate Baulärm folgen, und auch eine erhöhte Verkehrsfrequenz zu bestimmten Zeitpunkten. Trenkler verwies aber auch auf die gute S-Bahnanbindung und auf „die neue Ästhetik am Bahnhof“, die das Entrée Kronbergs deutlich aufwerte.

„Es ist ein Projekt, das Kronberg gut tut“, untermauerte Edmund Knapp vom Vorstand der Kronberg Academy Stiftung im Anschluss an die Worte Trenklers. Es sei wichtig, appellierte er an die Kronberger, neben den Finanzen und allen Fragen, die es zu beantworten gelte und auch den Widrigkeiten, die jedes Projekt mit sich bringen wird, die „emotionale Komponente“ nicht zu vergessen: „Es ist ein großer Wert, der hier für die Kronberger, für die Musiker, für die Studierenden und Lehrer geschaffen wird, deshalb: Stellen Sie sich hinter dieses Projekt!“ Seine Worte wurden mit langanhaltendem Applaus gekrönt. Hinter das Projekt stellte sich auch Erster Stadtrat Jürgen Odszuck (parteilos), um ein Statement gebeten: „Lassen Sie uns über den Tellerrand schauen“, warb er. „Wir haben hier die einmalige Chance, einen Quantensprung zu machen.“ Auch ohne selbst derjenige zu sein, der ständig vorzugsweise in klassische Konzerte geht, sieht er hier den Gewinn für Kronberg, wenn dieses besondere Projekt am Bahnhof verwirklicht wird.

Zur weitergehenden Information und für detaillierte Fragen gab es im zweiten Teil der Veranstaltung die Möglichkeit, sich über das Projekt genauestens zu informieren: An Infoständen beantwortete der Geschäftsführer von Staab Architekten, Hans Ziegler aus Berlin, die den Architekturwettbewerb für den Kammermusiksaal und das Hotel gewonnen hatten, geduldig Rede und Antwort zu allen Fragen die Architektur des künftigen Kronberg Academy Formums betreffend. Nach Kaffee und Kuchen lud er noch zu einem Rundgang auf dem Bahnhofsgelände ein, um vor Ort die Lage und Einbettung der einzelnen Baukörper noch besser erläutern zu können.

Hatte Raimund Trenkler die meisten Fragen am Stand zur Finanzierung und zum Betrieb des Bauvorhabens erwartet, wurde er nun eines Besseren belehrt. Während der Erste Stadtrat Jürgen Odszuck einigen Bürgern Fragen zur Stadtplanung und zum Verkehr beantwortete und sich eine große Traube um den Stand des Architekturmodells bildete, blieb der Stand der Finanzplaner leer. Dort war unter anderem eigens der Geschäftsführer der Bevenue GmbH aus München, Christopher Röhrig, der sich auf Beratung für Veranstaltungsstätten spezialisiert hat, zugegen, um Rede und Antwort zu stehen.

Vergessen wurde bei all den wichtigen Fragen zum 31 Millionen-Euro-Bauvorhaben die Musik aber dennoch nicht. Bereits zum Auftakt hatte die jüngste Schülerin des Studiengangs „Kronberg Academy Masters“, die Koreanerin Hayoung Choi einen Satz aus der Cassadó-Suite für Cello gespielt.

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