AKS: Keine schnelle Rückkehr zu G9 Elternbeiräte stimmen gegen Konzept

Kronberg (mw) – Die Umfragen in Hessen, so auch im Hochtaunuskreis, führen deutlich vor Augen, dass sich die Eltern die Rückkehr zu „G9“, wünschen. Doch in vielen Regionen fehlen die Schulen dazu. Zwar besteht vom Gesetzgeber die Möglichkeit, zu dieser Schulform, die nach 13 Jahren (statt in 12 Jahren) zum Abitur führt, zurückzukehren oder neben G8 auch wieder G9 anzubieten. Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie diesen Weg gehen wollen mit dem Ergebnis, dass ein entsprechendes gymnasiales Angebot in vielen Städten fehlt und die Hessischen Kreis- und Stadtelternbeiräte mit einer Resolution versuchen es einzufordern. So haben auch die Eltern der Kronberger Grundschüler seit Frühsommer hoffnungsvoll und gespannt ihre Augen auf die Altkönigschule als Gesamtschule vor Ort (und auf das Taunusgymnasium in Königstein) gerichtet. Im Spätherbst, so die Information aus der Altkönigschule, die auf den Elternabenden in den Grundschulen weitergegeben wurde, dürfe mit einem Ergebnis für oder gegen G9 gerechnet werden – also rechtzeitig für die Eltern, deren Kinder am Übergang zu den weiterführenden Schulen stehen. Die Lehrer der Altkönigschule waren es, die sich mit großer Mehrheit dafür aussprachen, G9 zu diskutieren. In der Schulgesamtkonferenz wurde der Erarbeitung eines Konzepts zugestimmt. Eine eine kleine Gruppe von Lehrern übernahm die Erarbeitung des nötigen Konzepts. Wer dachte, damit sei der Erfolg in den weiteren abstimmenden Gremien vorprogrammiert – abzustimmen hatten noch der Schulelternbeirat sowie die Schülervertretung, bevor die Schulkonferenz einberufen worden wäre, der irrt. Die Schulelternbeiräte (SEB) , die die Eltern in den einzelnen Klassen vertreten, stimmten gegen das Konzept – wenn auch mit knapper Mehrheit (20:18 Stimmen). Das Ergebnis sorgt derzeit für große Aufregung innerhalb der Elternschaft, die sich teilweise nicht gehört und nicht verstanden fühlt. Für die Eltern von AKS-Schülern, wie beispielsweise Thomas Wenzel und eine Mutter, die an dieser Stelle namentlich nicht genannt werden möchte, ist die Entscheidung schier unverständlich, da eine überwältigende Mehrheit der Eltern sich ihrer Überzeugung nach für eine Rückkehr zu G9 ausgesprochen hatten. „Mein Eindruck ist, dass das Wohl der heutigen Grundschüler bei dieser Entscheidung ignoriert worden ist“, sagt Thomas Wenzel. Das Konzept verdiene eine breite öffentliche Diskussion. „Es darf nach der SEB-Entscheidung nicht beerdigt werden“, so Wenzel. Dass die G9-Diskussion damit in der Schublade verschwindet und nicht nur ein „Lippenbekennntnis“ bleibt, fürchten nicht nur einige der Eltern, es gibt auch Lehrer, die derartige Befürchtungen äußern. Man ist sich jedenfalls einig: Mehr Transparenz einschließlich einer konstruktiven sachlichen Diskussion täte der Sache gut. Schulleiter Stefan Engel sieht keinerlei Gründe für derartige Befürchtungen: „Für mich ist diese Entscheidung der Elternbeiräte keine Entscheidung gegen G9, sondern gegen das Konzept.“ Er selbst will in seiner Schulleiter-Funktion neutral bleiben. „Für mich ist es wichtig, die beste Lösung für die Altkönigschule, für ihre Weiterentwicklung und für alle Kronberger Schüler zu finden.“ Zu keiner Zeit sei er ein harter G8-Verfechter gewesen. Jedoch habe er Verständnis für die Einwände, die von Seiten der Elternschaft zu dem Konzept angeführt wurden. „Wenn das Konzept einwandfrei gewesen wäre, hätte es von Seiten der Elternbeiräte nicht so viele Fragen dazu gegeben“, erläutert er, wohl wisssend, dass „die Kollegen mit viel Engagement an dem Konzept gearbeitet haben“. Doch es gebe mehrere entscheidende Punkte, die tatsächlich überarbeitungswürdig seien: In dem Konzept fehlten langfristig fünf Klassenräume, außerdem fehle das Angebot für die besonders Begabten in dem Papier. „Die AKS hat schließlich vor G8 bereits mit gutem Erfolg pro Jahrgang eine Turbo-Klasse angeboten“, erklärt er. Auch lasse das Konzept Lösungen für den Übergang von G9 zu G8 vermissen, ungeklärt sei beispielsweise, was mit Realschülern oder „Sitzenbleibern“ geschehe, nach der letzten G8-Runde. Engel erinnerte in diesen Zusammenhang auch, dass G9 seit 2008 wieder diskutiert werden könne, ein solcher Prozess an der Altkönigschule jedoch gerade erst in Gang gekommen sei. „Wir haben nun vor, uns mit allen, Lehrern, Eltern und Schülern an einen Tisch zu setzen“, sagt er und zeigt sich guten Mutes, dass auf diese Weise doch noch eine Konzeption, die auf allen Entscheidungsseiten eine breite Mehrheit finden kann, entwickelt werden kann. „Klar ist aber auch, mit diesem Konzept werden wir nicht zurückkehren und wir haben nicht, wie gedacht, die schnelle Entscheidung für das kommende Schuljahr 2014/15. Gestoppt ist der Prozess aber keinesfalls, betont er.

Der Schulelternbeiratsvorsitzende, Gregor Schulte-Beckhausen räumt ein, dass das Abstimmungsprozedere, bei dem er in einer E-Mail die Elternbeiräte aufgefordert hatte, „das Weiterversenden des Konzepts an alle Eltern wenn möglich zu unterlassen und Abstimmungsrunden in den Klassen zu vermeiden“, „unglücklich“ gewesen sei. Auch wenn es vom Prozedere rechtlich ausreichend ist, das Votum der Elternbeiratsvorsitzenden einzuholen, hatten sich viele Eltern bei dieser politisch wichtigen Entscheidung, mehr Einbindung gewünscht. Schließlich ist der Elternbeirat gewählt, um die Meinung der Eltern nach bestem Gewissen zu vertreten. Tatsächlich war der Zeitrahmen, äußerst kurz, in dem das Konzept vorlag und über eine Sondersitzung des SEB entschieden wurde. Nach Vorlage am 24. September, informierte Schulte-Beckhausen die Mitglieder über das Konzept bereits am 29. September, Zeit zur Diskussion war bis zum 10. Oktober, an diesem Tag war die Sondersitzung des SEB angesetzt, in der das Gremium in geheimer Wahl über das Papier abzustimmen hatte. Schulte-Beckhausen hatte in seiner Einladung dazu gleichzeitig darauf hingewiesen, dass, wer mag, auch die Meinung anderer Eltern aus der Klasse einholen könnte. „Mir wäre eine Beteiligung der Eltern auch lieber gewesen“, so der Schulelternbeiratsvorsitzende. „Aber das hat das Kultusministerium im Prozedere so nicht vorgesehen.“ Es hätten sich auch einige Elternbeiratsvertreter bei ihm nach der E-Mail gemeldet, die meinten, sie wollten auf jeden Fall ein Votum der Eltern aus der Klasse einholen. „Dem habe ich natürlich dann auch zugestimmt“, sagte er. Viel wichtiger für ihn ist jedoch nach der überraschenden, wenn auch knappen Mehrheit gegen das G9-Konzept, dass die „Lagerbildung aufhört und es durch den „Prozessfehler die Chance für einen neuen Prozess gibt“. „Wir wissen alle, dass die Mehrheit in der Gesamtkonferenz G9 will und auch die Mehrheit der Eltern keine G8-Schule haben möchte.“ Deshalb sollte nun in engem Dialog mit denen, die das Konzept erarbeitet hätten, weitergearbeitet werden. Schließlich seien viele gute Anregungen und Ansätze auch seitens der Eltern geäußert worden, jedoch an einer Stelle, wo sie nicht mehr in das vorliegende Konzept eingearbeitet werden konnten. „Ich glaube, dass G9 an dieser Schule machbar ist, es müssen nur noch das Konzept und der Antrag stimmen.“ Der Einladung zur gemeinsamen Arbeit daran soll, laut Schulleiter Stefan Engel, noch in diesem Jahr erfolgen.



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