Altkönigschule – 30 Jahre UNESCO-Projektschule

Zehn Jahre Koordination der Altkönigschule als UNESCO-Projektschule: Stellvertretender Schulleiter Martin Peppler bedankt sich bei Dr. Ulrike Nentwig. Foto: Diel

Kronberg (die) – Klein, aber fein – das sollte die Feierstunde am vergangenen Donnerstag in der Aula der Altkönigschule werden. Klein, weil der Rahmen überschaubar war, wobei die Halle groß eingedeckt war für die sich anschließende UNESCO-Weihnachtsfeier. Fein war die Feierstunde allemal, wurden doch Reden gehalten, die den Verdienst vieler Personen für die 30 Jahre UNESCO-Projektschule würdigten. „Ein stolzes Jubiläum!“ – so die Worte von Bürgermeister Klaus Temmen. Und einen kleinen Scheck von der Stadt Kronberg gab es für die Altkönigschule als Unterstützung für die weitere Arbeit auch, schmunzelte der Bürgermeister, denn in der Weihnachtszeit könne man ja so etwas immer brauchen. Temmen betonte, wie wichtig für ihn auch die individuellen Patenschaften zwischen jungen Kronberger Schülern – die auch Taschengeld dafür investieren – und Kindern aus dem Projekt in Nepal seien. Er lobte die Zusammenarbeit der Altkönigschule mit der „Initiative 96 Kronberg für Eine Welt“. „Das Projekt wird in Nepal aufgezogen und sorgt dafür, dass das Geld auch direkt dort ankommt“, so Temmen, die Altkönigschule sei dabei ein großer „Imageträger“ für die Stadt Kronberg.

Der stellvertretende Schulleiter Martin Peppler erzählte in seiner Begrüßungsrede von dem Beginn seiner Arbeit an der Altkönigschule. Damals habe er die Bedeutung einer „Projektschule“ noch gar nicht so ganz begriffen. Seit er jedoch im April dieses Jahres bei einer Konferenz mit allen 250 Projektschulen Deutschlands im Auswärtigen Amt in Berlin dabei sein durfte, verstehe er erst so richtig, was hinter einer Projektschule stecke. Nämlich wichtige Leitgedanken der UNESCO, unter anderem, eine Kultur des Friedens zu fördern, Umweltschutz oder gerechter Ausgleich zwischen Arm und Reich. Die zwei Schwerpunkte der Altkönigschule sind in diesem Zusammenhang zum einen der Ausgleich zwischen Arm und Reich durch das Nepalprojekt, zum anderen der Beitrag zur Kultur des Friedens durch das Kreisau-Projekt. Dabei handelt sich um regelmäßig stattfindende Schülerfahrten zu dem ehemaligen Hofgut der Familie von Moltke im polnischen Kreisau.

Einen Rückblick über dreißig Jahre Projektschule gab die hessische Landeskoordinatorin für die UNESCO-Projektschulen, Dr. Ulrike Nentwig. Das tat sie nicht, ohne auch die ehemaligen Verantwortlichen, die teilweise anwesend waren, zu würdigen, so etwa den ehemaligen Schulleiter Klaus Deitenbeck und Paul Pfeffer, der das Projekt zwanzig Jahre lang betreut hat. „30 Jahre Projektschule – das ist schon eine Bemerkung wert“, so Nentwig, die, wie sie selbst sagt, erst zehn Jahre UNESCO-Projektschule „auf dem Buckel“ hat. Sie berichtete von dem Projekt in Nepal, bei dem so viel geleistet worden war, damit die Kinder etwa in der Schule satt und im Trockenen sitzend gut lernen können. Und sie beklagte das verheerende Erdbeben im Jahre 2015, bei dem alles zerstört worden war. „Da haben wir sofort einen Sponsorenlauf organisiert und es kamen knapp 30.000 Euro zusammen“, so Nentwig, „aber das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Sie berichtete weiter, dass die Kinder aus der Patenschaft Geld für die Familien nur dann erhalten, wenn sie mindestens 80 Prozent des Schulunterrichts besuchen. „Die Kinder sollen nicht auf das Feld, sondern in die Schule, das ist der Haken daran“, führt sie aus. Das Projekt Kreisau stellte Daniel Keiser vor, als eine wichtige Säule des UNESCO-Projektes an der Altkönigschule. „Menschenrechte und Demokratieerziehung“ – das sind unter anderem Ziele dieses Austausches als Form des interkulturellen Lernens – ebenso Welterbeerziehung. Bemerkenswert und außergewöhnlich ist dabei das große Engagement und das Gemeinschaftsgefühl der Schülerinnen und Schüler, die Mitglieder in der Kreisau AG sind und dorthin fahren dürfen. Das sei mittlerweile eine Auszeichnung, so Keiser.

Die Zukunft im Auge, mit Begeisterung für die UNESCO-Projektschule – so stellte die zukünftige Projektschulen-Koordinatorin Lilly Heil ihre Ideen für die Zukunft vor. Heil wird die Nachfolgerin von Dr. Nentwig nach deren Ausscheiden in den Ruhestand werden. Heil hob die vielen anderen, auch kleineren Projekte hervor, die es an der Altkönigschule gibt, zum Beispiel das Fair-Play-Projekt, wo jährlich Schüler gekürt werden, die sich durch besonderes soziales Engagement ausgezeichnet haben. „Ein Fair-Player des Jahres“ zu sein, auch das entspreche dem UNESCO-Gedanken, weil es den Schülern hilft, gut zusammen in einer Schule zu leben. In der jährlich stattfindenden Projektwoche laufen, so Heil, einige Projekte, die mit dem UNESCO-Gedanken in Zusammenhang stehen, etwa die Menschenrechts AG, ein Upcycling-Projekt oder das Drei-Religionen-Projekt, wo neben Informationen über die drei Religionen Christentum, Judentum und Islam auch eine Moschee, eine Kirche und das Jüdische Museum besucht worden war. Auch das entspreche dem UNESCO-Grundsatz der Vielfalt der Kulturen. „Mein Kopf ist voll von Ideen“, so Heil, so denke sie daran, mehr Mülltrennung oder weniger Verpackungen in der Schule zu realisieren oder an die Implementierung eines Schülerparlamentes, das sich mit UNESCO-Themen befasst. „Ich glaube, die Schülervertretungen sind sehr wichtig,“ so Heil, „weil die Schüler selbst die Gedanken der UNESCO den übrigen Schülern doch viel besser vermitteln können als wir Lehrer!“

Den musikalischen Rahmen der Feier boten mit international ausgerichteten und souverän, teils a cappella vorgetragenen Liedern der Konzertchor „Die Königskinder“ der Altkönigschule unter der Leitung von Wolfram Gaigl. Das Ziel der UNESCO-Projektschulen ist der Einsatz für eine Kultur des Friedens – in diesen Tagen kann man sich kaum etwas Wichtigeres vorstellen.



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