Apfelmarkt bietet alles: Von Lieblingssorten über -orten bis zum „Lieblings-Stöffche“

Die Thäler Skatbrüder holten sich den begehrten Titel – den „Kronberjer Äppelwoimaster“ – mit dazugehörigem Bembel, der ihnen durch das Thäler Kerbepärchen 2017, Anita Hense und Frank Thom (Zweiter von rechts) überreicht wurde. Foto: Westenberger

Kronberg (mw) – „Lieblingsort: Apfelmarkt“. Eine gute Antwort für die Postkartenaktion des städtischen Fachbereichs 4, Stadtentwicklung und Umwelt. Auch wenn hier natürlich eher Plätze und Wege als Feste gefragt waren. Die Besucher des diesjährigen Apfelmarktes des Umweltreferates der Stadt Kronberg gaben dem Markt, der den Umweltgedanken mit viel Informationen, Spaß, Spiel und herbstlichen Genüssen in das Bewusstsein der Bevölkerung rückt, auf Nachfrage jedenfalls alle 100 Punkte. Und die Kronberger Familien, die hinter den Ständen Hand in Hand für das Umweltfest arbeiteten, waren trotz wechselhaften Wetters und etwas weniger Besuchern aufgrund der hessischen Herbstferien, zwischen Recepturhof, Tanzhaus und Zehntscheune gut gelaunt im Einsatz für das Fest rund um den Apfel.

Stadtrundgang: Lieblingsorte

Wer mehr über Kronberg, erfahren wollte, war beim Stadtrundgang gleich vormittags mit Erstem Stadtrat Robert Siedler (parteilos), sowie weiteren Mitarbeitern vom Fachbereich 4 unterwegs gut aufgehoben. Auf dem Weg zu einigen möglichen „Lieblingsorten“ erläuterte er gemeinsam mit Prof. Ursula Stein vom Büro Stein+Schultz die Arbeit am Stadtentwicklungskonzepts unter Einbeziehung der Bürger: In kleineren Workshops sollen mit den Bürgern für Kronberg im Teil 2 die Bausteine Mobilität, Freizeit und Landschaft entwickelt werden. Auf der Schirn erklärte Siedler den interessierten Gästen, was das Thema Mobilität mit dem Baustein Landschaft und Nachhaltigkeit zu tun hat: Mobilität bedeute Bewegung im Raum, aber auch Verkehrsvermeidung beziehungsweise die Rückeroberung öffentlicher Räume, siehe die geplante probeweise Einrichtung einer Fußgängerzone zwischen Frankfurter Tor und Schirnplatz entlang der Friedrich-Ebert-Straße. Für Kronberg könne das auch Themen wie E-Mobilität, Car-Sharing, P&R-Parkplätze, Fahrradabstellanlagen etc. bedeuten. Genauso wie der Blick auf die Mobilität zu lenken sei, müsse über das Stichwort „eingeschränkte Mobilität“ nachgedacht werden, da wo Kinder gefährdet seien oder ältere und behinderte Menschen Sicherheit und Barrierefreiheit brauchen. Er erinnerte auch an den Aspekt der Reduktion der Umweltbelastung, der im Stadtentwicklungsplan bereits fest verankert, bei allen Mobilitätsthemen nicht außer Acht zu lassen sei.

Yvonne Richter, Leiterin des städtischen Umweltreferats, erklärte zum Baustein Freizeit auf dem Spielplatz im Tal die Idee, das bestehende Spielplatzangebot zu überprüfen und gegebenenfalls unter Bürgerbeteiligung weiter entwickeln zu wollen. Herauszuarbeiten sei: „Was brauchen wir eigentlich?“ Das könnten Multifunktionals-Spielplätze – also Treffpunkt für Jung und Alt genauso sein wie spezielle Angebote für die Jugend, aber auch eine naturnahe Gestaltung des Spielgeländes sein. Weiter ging es zum Baustein Landschaft den matschigen Rentbach entlang, um dort über die Stärkung von Biotopen nachzudenken.

Marktgenüsse

Nicht viel weniger matschig ging es derweil an den Apfelpressen zu, sei es am Stand der Pfadfinder oder bei der Apfelpresse im Recepturhof, die Eltern und Kinder Kronberger Elterninitiative Kinderhaus (KEK) gemeinsam bedienten. Was bereits die Tage zuvor auf den Kronberger Streuobstwiesen gesammelt, in Säcke verpackt und auf den Apfelmarkt geschleppt worden war, wurde jetzt vor den Augen der Besucher zu frischem verdauungsfördernden und vitaminreichem Süßen verarbeitet, der literweise mit nach Hause genommen wurde. Kulinarisch blieben an diesem Herbsttag keine Wünsche offen. Überall duftete es nach herrlichen Genüssen: Allein am Stand des Altstadtkreises nach fünf verschiedenen Suppen, schräg gegenüber nach frisch gerösteten warmen Maronen und in der Zehntscheune und im Recepturhof nach Apfelwaffeln.

Apfelkunde

Der Vorsitzende des Obst- und Gartenbauvereins, Heiko Fischer, verkündete nicht ohne Stolz, trotz Frostschäden in der Zehntscheune 115 Sorten Äpfel präsentieren zu können. Der Vorsitzende des Aktionskreises Lebenswerte Altstadt (Altstadtkreis), Hans-Willi Schmidt, der am frühen Nachmittag die Äppelwoi-Master-Prämierung moderierte, hatte ihn mit launigen Worten kurzerhand quer durch Hessen geschickt, um alle diese Apfelsorten einzusammeln: Doch das ließ der Kronberger Obstexperte so falsch nicht stehen: Schließlich können die Kronberger dank des Einsatzes des Obst- und Gartenbauvereins und weiterer Mitstreiter wie dem BUND dankbar sein, die Kronberger Streuobstwiesen noch erhalten zu haben. „Ich war nur in Kronberg unterwegs und für eine Sorte bin ich bis nach Niederhöchstadt gefahren“, stellte er deshalb lachend richtig. Leicht hatte er es den Besuchern beim Äpfel-Sortieren nicht gemacht: immer zwei Paar sollten gefunden werden, doch rot und glänzend waren sie alle! Erst bei genauem Hinschauen wurden Unterschiede ausgemacht und die Besucher zu Apfel-Experten: Da gab es den „Öhringer Blutstreifling“, den „Idared“ genauso wie weitere rotbäckige Äpfel namens „Der Leckerbissen“, den „Berner Rosenapfel“ oder „den Roten Herbstkalvill“. Und wer mit Heiko Fischer ins Gespräch kam, erfuhr, dass das Ernteergebnis dieses Jahr regional extrem unterschiedlich ausgefallen ist. Selbst in Kronberg sei der Frost im Frühjahr vom Berg hinab über die Obstwiesen nicht über alle Standorte hinweg gezogen. So habe die dieselbe Obstsorte auf der einen Obstwiese überlebt, aber auf der anderen nicht. Allerdings habe der Sturm vor wenigen Wochen einige Äpfel zu früh vom Baum heruntergeholt. Und auch das große Insektensterben, über das auch der Bund an seinem Stand informierte und mit Bau von Insektennisthilfen einlud, machte sich bereits auch bei den Obstbauern bemerkbar. „Die Vögel hatten einfach zu wenig Insekten zu fressen und haben deshalb viel öfters die Äpfel angepickt“, erklärte Fischer. „Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass wir es selbst sind, die unsere Erde kaputt machen.“

Die Zehntscheune bildete neben dem Holzdrechsler und dem Verkaufsstand des Kamera Klubs mit seinen schönen Kronberg-Kartenmotiven einen geballten Informationspool: Mit Freude warteten Eltern und Kinder im „Grünen Klassenzimmer“ der Montessori-Schule gemeinsam mit Stadt und Eltern mit weiteren Infos zum Thema Artenvielfalt auf. Vor allem konnten Eltern und Kinder hier gemeinsam ihren Nistkasten werkeln und gleich noch wunderschön bunt bemalen. Natürlich fehlten nirgendwo der Apfelkuchen dazu und die Montessori-Schüler gaben sogar auf dem Tanzhausplätzchen unter der Linde noch ein kleines Chorkonzert. Außerdem gab der Mauersegler-Experte, Erich Kaiser, gerne Auskunft über diese Flugakrobaten, die bei ihm zuhause seit Jahren auf dem Dachboden brüten und wer wollte, konnte sich beim Obst- und Gartenbauverein nicht nur mit Äppler und Handkäse versorgen, sondern unbekannten Apfelsorten von den Apfelexperten auch bestimmen lassen.

Bastelangebote bei den Kindergärten

Der Eingang zum Recepturhof war flankiert von Heuballen und Kürbissen und von den Obstbauern Rapp und Krieger, die ihr Obst anboten. Zusätzlich hatten die Kronberger Elterninitiative Kinderhaus (KEK) als auch der Kronberger Waldkindergarten „Kronberger Wurzelkinder“ einen eigenen Stand. Die KEK bot neben Kaffee und einer reichen Kuchentheke dekorative Herbstkränze an. Die Bastelplätze beim Waldkindergarten und der KEK waren den ganzen Tag über stark frequentiert: Im Waldkindergarten wurden duftende Waldfeen hergestellt, während nebenan bei der KEK dekorative Papieräpfel gebastelt wurden. An allen Ecken und Enden waren tatkräftige Bürger im Zeichen des Apfels unterwegs.

Da durfte zu den besten Stunden des Apfelmarktes, ab 15 Uhr, wenn es richtig eng in den Altstadtgassen wurde, auch die jährliche Prämierung des „Kronberger Äppelwoimasters“ nicht fehlen.

Prämierung Äppelwoimaster

Das Rennen um das beste Kronberger „Stöffche“ machten dieses Jahr die Thäler Skatbrüder, die sich diesen Titel „Konberjer Äppelwoimaster“ schon drei Mal gesichert hatten, gefolgt von Helmut Krieger, der diesen zweiten Platz – den ersten jedoch auch schon vier Mal – schon so häufig gewonnen hat, dass er schon darüber nachgedacht hat, mal eine Pause einzulegen, „damit die anderen auch mal eine Chance hätten“. Den dritten Platz holte sich das Geschwisterpaar Karin und Andreas Henrich. Bürgermeister Klaus Temmen war dieses Jahr mit der Frage, nach der Qualität des von 27 Kronberger Bürgern oder Gruppen eingereichten „Stöffche“ etwas vorsichtiger, nachdem Stefan Schmidt aus der Jury letztes Jahr daraufhin von „Gurkenbrüh‘ gesprochen hatte. Peter Hickel, zweiter Vorsitzender des Kronberger Obst- und Gartenbauvereins und ebenfalls in der Jury, erklärte es diese Mal diplomatischer: Ein Drittel der abgegebenen Proben sei „ein sehr guter Apfelwein“, das zweite Drittel „mittelmäßig“ und das letzte Drittel „na ja, es ging“, gewesen. Einigen der Apfelweine aus dem letzten Jahr hätte die Säure gefehlt, andere hatten eine unschöne Essignote oder blieben teilweise trüb. „Am Ende waren es fünf, aus denen die Sieger ermittel wurden“, erzählte er den gespannt lauschenden Gästen auf dem Zehntscheunenplatz.



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