Asphaltierung abgewendet – Nach Kritik nun sensibler Umgang mit Schönberger Ortskern

Der realisierte Entwurf für die neue Ortsmitte von Schönberg umfasst nach Plänen von 1991 bis 1994 neben dem Schulneubau (Viktoria-Schule) und der Sanierung des Altbaus, auch die Platzgestaltung. Foto: privat

Kronberg (mw) – Im Zuge der Straßenerneuerungen, die in den vergangenen Wochen bereits mindestens bei den betroffenen Anwohnern für Diskussionsstoff gesorgt haben, wurde im Rahmen der jüngsten Sitzung des Stadtparlaments seitens Bürgermeister Klaus Temmen über die geplante Asphaltierung der Zufahrt zur Taunushalle informiert. Zur Zeit ist das Sträßchen, das eng an der St. Alban-Kirche anliegend im Halbkreis um die Kirche führt, gepflastert und verbindet Kirche, Ernst-Schneider-Platz und den Weg rechts von der Kirche zu einer Einheit. Fakt ist, die Straßenfläche ist in schlechtem Zustand, der Verbund zwischen den Pflastersteinen ist größtenteils weggespült was dazu geführt hat, dass Steine lose sind und – beispielsweise um die Kanaldeckel herum – vielerorts schon fehlen. Bekannt ist auch, dass die Pflastersteinlösung die teurere Variante der Straßeninstandsetzung ist und aufwändiger in der Pflege. Für den Ausschussvorsitzenden des ASU (Aussschuss für Stadtentwicklung und Umwelt), Max-Werner Kahl allerdings noch lange kein Grund, die Asphaltlösung zu akzeptieren. Selbst wenn sie längerfristig für Ruhe in dem Bereich sorgt, der regelmäßig von Pkws angefahren wird, da es der Anfahrtsweg zu den Parkplätzen der Taunushalle ist.

Für ihn wäre dies eine Konterkarierung der Pläne, für die er sich seit Jahren schon stark macht und die auch die Stadt Kronberg seinerzeit versucht hat aufzugreifen – nämlich den Ortskern und Platz durch Zukauf eines Nachbargrundstücks weiter auszubauen und damit aufzuwerten. Auch wenn das aus anderen Gründen (wir berichteten) nicht weiter verfolgt worden ist, sollte das langfristige Ziel bestehen bleiben, die Gestaltungs- und Verkehrsberuhigungskonzepte, die seinerzeit bis in die Friedrichstraße hineinreichten, zu beachten. Das jedenfalls hofft auch Klaus Grabowski, den Max-Werner Kahl im Zuge der Entwicklungen auf den Plan gerufen hat. Er war seinerzeit für die Platzgestaltung verantwortlich. „Vom Parkplatz zum Ortsmittelpunkt“, erinnert er, hieß damals „der Titel unseres Beitrags zu einem europaweiten Wettbewerb, an dem wir mit dem fertiggestellten Projekt 1994 erfolgreich teilgenommen hatten.“ Das 1989 aus einem städtebaulichen Wettbewerb hervorgegangene Konzept hatte nicht nur den Schulneubau zum Inhalt, sondern wegen seiner zentralen Lage im Ortskern auch die der Viktoria-Schule (mit Bistro „Alte Grundschule“) verknüpft. Insofern bedeute, so Architekt Grabowski, „die beabsichtigte Asphaltierung der an der Kirche St. Alban gelegenen Teilfläche eine funktional und gestalterisch völlig unsensible „Durchtrennung des Ernst-Schneider-Platzes“. Grabowski als auch Max-Werner Kahl hoffen beide, dass der Platz unter diesen städtebaulichen Gesichtspunkten betrachtet wird, das heißt, wenn, dann weiterentwickelt wird, „anstatt den heutigen Platz abschnittsweise zurückzubauen“. Nach Gesprächen mit Grabowski und auch mit dem damals zuständigen Ersten Stadtrat Karsten Stahlberg hat sich der Magistrat am Montag besonnen und erst einmal auf die Stopptaste gedrückt. „Unsere Überlegungen waren dahingehend ausgerichtet, den Bereich so zu erneuern, dass wir dort langfristig Ruhe haben“, erläutert Temmen die Beweggründe für eine Entscheidung zur Asphaltierung. Dabei habe nicht die kostengünstigste Variante im Vordergrund gestanden, wohl aber die Überlegung, den Bereich „langfristig in Ordnung zu halten“. Das Problem sei dort, dass die parkenden und dort wendenden Autos die Pflastersteine immer wieder lockerten. Aus dem zuständigen Fachbereich Bauen & Facilitymanagement heißt es dazu: „Die Sanierung wurde notwendig, da die Pflasterdecke nicht mehr standhaft ist, bereits mehrfach saniert und letztlich auch ein anderer Pflastertyp mit verdeckter Verzahnung nicht den gewünschten dauerhaften Erfolg gebracht hat.“ Vor diesem Hintergrund habe man eine dauerhafte Lösung angedacht. „Die Asphaltdecke hätte farblich durch Absplitten dem umgebenden Pflaster angepasst werden können“, so die Erklärung aus dem Fachbereich.

„Wir werden die Maßnahme nun erst einmal aussetzen, bis wir entsprechende Steine finden“, informiert der Rathauschef, „und tragen damit den eingegangenen Hinweisen Rechnung“. Offensichtlich existiere derzeit kein Pflaster am Markt, welches in Form und Farbe dem Bestand entspricht und der anstehenden Belastung dauerhaft gewachsen ist. Deshalb sollen nun Gespräche mit Pflasterherstellern geführt werden, um ein adäquates Produkt zu finden. Weiterhin sollen nun auch die Ergebnisse der Beratungen rund um die Taunushalle abgewartet werden, um dann eine etwaige Maßnahme neu zu terminieren. Also, wer jetzt Aktivitäten rund um die Kirche St. Alban, dem Kleinod von Schönberg, bemerkt, der muss nicht befürchten, dass dort schon morgen vielleicht eine geschlossene Asphaltdecke entlangführt, die, selbst wenn optisch angepasst, eine den Platz durchschneidende optische Wirkung hätte. Stattdessen wird nun die bestehende Pflasterung erst einmal bleiben und gesichert: „Wir werden als Sofortmaßnahme die Fugen der Bestandsdecke nochmals einschlämmen lassen, um dem weiteren Abbau der Pflasterdecke zu begegnen“, verspricht Temmen.

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