Ausflugstipp

Johann Schweikard von Kronberg in Stein gemeißelt: Eine Stifterfigur des fränkischen Renaissance-Bildhauers Hans Junker

Foto: Bayerische Schlösserverwaltung

Schloss Johannisburg

Derzeit erfährt Johann Schweikard von Kronberg in Aschaffenburg besondere Beachtung. Anlass ist der 400. Jahrestag der Einweihung von Schloss Johannisburg, dessen Initiator und Erbauer Johann Schweikard war. Nach wie vor dominiert der imposante Spätrenaissancebau aus rotem Mainsandstein die Silhouette der Stadt oberhalb des Mainufers. Über 900.000 Gulden kostete der Palast. Diese Summe entspricht heute 150 bis 200 Millionen Euro. Am 17. Februar 1614 – die Ernennung Johann Schweikards zum weltlichen Kurfürsten und geistlichen Erzbischof von Mainz jährte sich zum 10. Mal – war es soweit: Die offizielle Einweihung des Prunkbaus durch den Kronberger, wenn auch sich dessen endgültige Fertigstellung noch bis 1618 hinzog.

Bereits um 1220 wurde die erste Anlage errichtet, die sich im Laufe der Jahrhunderte ständig erweitert zu einer wichtigen Zweitresidenz der Mainzer Erzbischöfe mauserte. 1552 wurden die Gebäude im sogenannten Markgräflerkrieg geplündert und in Brand gesetzt, um danach wieder in Teilen in Stand gesetzt zu werden. Doch scheinbar genügte dieses Provisorium den Ansprüchen der Erzbischöfe auf Dauer nicht. Johann Schweikard, 1604 auf den Mainzer Bischofsstuhl gewählt, ging daher sogleich energisch den Neubau an, der nicht zuletzt ein gegenreformatorisches Symbol für die Wiedererstarkung des katholischen Glaubens im Rhein-Main-Gebiet darstellen sollte. Zunächst wurden 1605 die noch verbliebenen Bauten abgerissen und danach eine gewaltige Mauer, auf der bis heute unübersehbar das Kronberger Wappen Schweikards prangt, errichtet. Dieses Mauerwerk war für die umfangreichen Erdaufschüttungen notwendig, die erst den Schlossneubau an exponierter Lage über dem Main ermöglichten. Da der dafür verantwortliche Baumeister Georg Ridinger aus Straßburg seine Arbeit wohl zur vollen Zufriedenheit Schweikards ausgeführt hatte, bekam er auch den Folgeauftrag für die Errichtung der neuen Residenz. 1608 wuchs der Keller aus dem Boden. Von 1610 bis 1612 folgte der Rohbau des Erdgeschosses sowie des 1. und 2. Stocks. Danach begannen im Innern die umfangreichen Stuckarbeiten. Johann Schweikard residierte nach der Einweihung bis zu seinem Tod 1626 hauptsächlich in Schloss Johannisburg, von dem aus er als passionierter Jäger schnell in den heute nach wie vor wildreichen Spessart gelangte. 1814 mutierte das Schloss zum königlich-bayerischen Wohnsitz als Aschaffenburg an Bayern fiel. Ende des Zweiten Weltkriegs kam der imposante Bau sukzessive unter Beschuss durch Spreng- und Brandbomben. Am 30. März 1945 brannte das Renaissanceschloss kurz vor Kriegsende bis auf die Außenmauern aus. Zunächst wurde diskutiert, die Ruine komplett abzureißen, man entschied sich dann jedoch für deren Wiederaufbau. Nach ersten Sicherungsarbeiten startete ab 1951 die Rekonstruktion, die erst 1978 vollendet war. Seitdem erscheint das Schloss, zumindest von außen, wieder wie zu Zeiten seines Erbauers.

Anlässlich des 400. Jubiläums ist in Schloss Johannisburg eine hochinteressante Ausstellung über den fränkischen Renaissance-Bildhauer Hans Junker zu sehen. Diesen hatte Johann Schweikard mit der Erstellung des imposanten, neun Meter hohen aus Marmor und Alabaster angefertigten Hochaltars in der Schlosskapelle beauftragt. Heute ist der Skulpturist fast vergessen, obwohl er sicherlich zu den begabtesten Steinkünstlern seiner Zeit zählt. Besonders beeindruckend ist die Stifterfigur auf der rechten Seite des Altars, welche Schweikard zeigt. Diese Skulptur ist laut den Kunsthistorikern einmalig, zeigt sie doch den stolz dastehenden Kurfürsten mit seinem neuen Schloss in der Hand. Normalerweise wurde zu dieser Zeit der Stifter eines Altars demütig kniend allenfalls mit einem Kirchenmodell dargestellt. Zudem ist Johann Schweikard größer abgebildet als der im Zentrum des Altars am Kreuz hängende Jesus. Das allein dokumentiert schon das Selbstbewusstsein des Erzbischofs aus dem Hause Kronberg. Die Restaurierung des im zweiten Weltkrieg ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogenen Sakralwerks zog sich bis 1989 hin, wobei bewusst nicht alle Schäden beseitigt wurden. Anlässlich der Ausstellung wurde der Altar nochmals restauratorisch aufbereitet. Die Werkschau „Wunderkind – der Bildhauer Hans Junker“ im Schlossmuseum inklusive Schlosskapelle kann noch bis zum 7. September jeweils Dienstag bis Sonntag von 9 bis 18 Uhr besucht werden.



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